30.10.16 Abgesegelt

Morgen soll der Oktober 2016 seinen Spitzenplatz als der trübste seit Beginn der Wetterstatistik weiter festigen. Dabei sind jetzt eigentlich die schönsten Tage auf der Förde. Es ist noch nicht zu kalt, der Wind ist mäßig und sogar die Sonne scheint noch ein paar Stunden. Wessen Uhr heute, nach der nächtlichen Zeitumstellung, noch auf "Sommerzeit" tickt und früh aufbricht, kann bei Sonnenschein ablegen und bei noch hellem Sonnenlicht wieder zurück sein. So eine Chance werden wir in diesem Jahr nicht mehr bekommen. Also stellen wir die Uhr nicht um, verzichten auf die "geschenkte Stunde Schlaf" (sie macht den Unsinn der Zeitumstellung ohnehin nicht zu einem Geschenk) und segeln ein letztes Mal in diesem Jahr.
Das Wetter ist herbstlich-ruhig. Das Hoch mit dem Namen Quinn beschert Sonnenschein und schwachen Wind. Die Luft ist ein wenig dunstig, wie oft an sonnigen Herbsttagen. Die Ufer scheinen in dem weißen Licht zu schwimmen und die kleinen Wellen funkeln im Glanz der niedrig stehende Sonne. Am Morgen ist es im Flensburger Hafen noch leise. Doch auf der Förde ist es mittags richtig still. Nur von ferne klingen Kirchenglocken. Morgen ist Reformationstag.


Im Gegensatz zu uns hat der Wind beschlossen, eine Stunde länger zu schlafen. Wir warten bis er aufwacht und freuen uns über erste Katzenpfötchen auf dem spiegelglatten Wasser. Doch bald schon füllt der Wind die Segel und verwöhnt uns mit einer freundlichen Brise. "Einmal noch nach Bombay" sang einst Hans Albers. Wir kommen heute noch nach Sönderhav bei den Ochseninseln.


P.S. Leider konnten wir gestern ein kleines Video nicht zum Laufen bringen; Blogger kann kein AVI Format verarbeiten. Aber Facebook wohl. Wer also den Standfotos ein wenig Leben einhauchen möchte, sollte einfach auch mal hier reinschnuppern. Und zur Entschädigung für enttäuschte Leser haben wir hier jetzt die Fotos eingefügt.
Nochmals, herzliches Bedauern und schauen Sie bald wieder mal vorbei!

28.10.16 Termine, Termine!

Die Seite "Terminübersicht 2016" zeigt neue Veranstaltungen des Flensburger Schifffahrtsmuseums im November 2016.
Einfach mal reinschauen!

27.10.16 Winterfest

Die Hütte der Lüttfischer ist ideal, um an kleinen Booten
zu arbeiten. Hier wird BIBO, das Beiboot der BODIL aufge-
arbeitet. Rechts und links trocknen derweil die Rettungs-
westen der Kleinen.
Die Buttjolle MINNA ROEDER auf ihrer letzen Reise in
diesem Jahr. Auf der Ostseite des Hafens wartet der Kran
Bis jetzt konnte man den nahenden Winter ignorieren. stiegen die Tagestemperatur zu Beginn des Monats noch noch über 20°C, freuen wir uns jetzt bereits über die Hälfte und bald werden die ersten Nachtfröste das Bohlwerk morgens mit Raureif überzogen haben. Wir hatten es ja geahnt: Der nächste Winter kommt bestimmt und nun wird es langsam Zeit, die Boote darauf vorzubereiten.
Die größeren bleiben ganzjährig im Wasser, die kleineren kommen an Land. So auch die Lüttfischer aus dem Museumshafen. Direkt beim Bohlwerk gibt es an Land keinen Winterplatz für die alten Fischerboote, geschweige denn einen Schuppen, der genügend groß ist und in dem auch im Winter gearbeitet werden kann. Wer keinen Bootsanhänger für den PKW sein eigen nennt, muss an die Steinpier verholen und seinen schwimmenden Untersatz von einem Kran auf den LKW heben lassen, der ihn zu seinem Winterlager fährt.
Auf FULVIA wird die Feuchtigkeit mit Wärme bekämpft.
Der Brennholz-Vorrat wird bald schrumpfen.
GRETA unter ihrer Winterplane

Alle Boote über etwa zehn Meter Rumpflänge bleiben hierzulande auch während des kalten Monate im Wasser. Das bedeutet lange Wochen mit viel Regen oder Schnee auf dem Deck. Darunter schlägt sich die feuchte Raumluft an den kalten Deckplanken nieder und die gemütliche Koje mutiert zur klammen Tropfsteinhöhle. Kein Wunder, dass Heizen und Lüften die Strategie der Wahl ist, wenn es um das Überwintern geht.   Wer nicht gerade an einem
Schwimmsteg oder Ponton festgemacht hat, sollte sich Gedanke darüber machen, wie das Boot bei hohen und niedrigen Wasserständen sicher betreten werden kann. Das Verlassen ist mindestens ebenso wichtig. Vor ein par Jahren blieben wir in der Neujahrsnacht an Bord. Während wier schliefen sank der Wasserstand sehr tief,
PIROLA bekommt zumindest einen Schutz für die Segel.
Sie wird oft auch im Winter gesegelt.
wir konnten das eisglatte Bohlwerk nicht mehr erreichen. Erst ein zufällig am Neujahrsnachmittag vorbeikommender Nachbar befreite uns aus der misslichen Lage.

WIEBKE BOHLEN ist auch beim Lüften  no-go-area für Ratten.
Noch einmal segeln, dann kommt auch ihre Winterplane drauf.
Eine Plane über dem Deck kann das Boot wirkungsvoll schützen - wenn die Zeltflächen steil genug sind. Flache Planen haben sich in der Praxis nicht bewährt, weil das Wasser nicht abläuft bzw. der Schnee darauf liegen bleibt. Planen dürfen auch keine Pfützen möglich machen. Das Regen- oder Schmelzwasser darin wird bei Frost gefrieren und Eis ist erheblich schwerer als Schnee. Sicherheitshalber sollte die Konstruktion deshalb auf der gesamten Fläche für eine massive Eislast vorbereitet sein. Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß nach einer Frostnacht das Gewicht von der Plane zu bekommen. Eine Pfütze von etwa einem Meter Länge und 20 cm Breite und Tiefe wiegt schon 40 Kilo. Gut konstruiert, hält ein Planenzelt das Deck weitgehend trocken und schafft ein zusätzliches isolierendes Luftpolster.

Doch wie könnte es anders sein: Nichts ist vollkommen. Deshalb wird auch die beste Plane auf ihrer Unterseite von Schwitzwasser nass. Es wird von der Plane ablaufen, wenn sie steil genug ist und am Rand abtropfen. Es ist sinnvoll, das Wasser außerhalb der Deckfläche abtropfen zu lassen. Wer noch mehr tun will um dauerhaft Freude an seiner Plane zu haben, sollte sie sorgfältig spannen und zumindest anfangs sorgfältig auf guten Sitz kontrollieren.

Überflüssig zu erwähnen, dass der Schutz gegen Regen, Frost und Schnee nur ein Teil der Vorbereitung für den Winter ist. Lüften ist ebenfalls sehr wichtig, um die Räume unter Deck trocken zu halten. Auf WIEBKE BOHLEN wird unliebsamer Besuch von Nagetieren mit Lochblechen vor den "Bullaugen" abgewehrt. Die Ratten, während des Jahres schon ein großes Problem, werden ziemlich agressiv sobald Bens Fischbrötchenhütte als Nahrungsquelle ausfällt. Die Bleche haben sich auch bei Schlagregen bewährt, sodass kein Tropfen nach innen gelangt. Die Lüftung ist recht wirkungsvoll, denn sie lassen Luft auf weit mehr als der Hälfte der lichten Fläche frei hinein und hinaus strömen.

24.10.16 Goldener Oktober

BODIL hängt die Wäsche auf.
Das braune Topsegel und der weiße Klüver sollen wieder in die Segellast - trocken, versteht sich









Heute trug der Oktober sein beliebtes Beiwort "golden" zu Recht. Schon vor Sonnenaufgang verspricht der wolkenlose Himmel einen freundlichen Herbsttag. Kein Morgennebel verschluckt das Tageslicht wie in den letzten Tagen. Dazu weht eine schwache Brise aus Ost. Das Bohlwerk und die Schiffe nass vom Tau, lassen ebenfalls einen sonnigen Tag erwarten. Wer kann, bereitet sein Schiff auf den nahenden Winter vor. Heute sind Idealbedingungen um die Segel zu trocknen. In den letzten Tagen hat der Dauerregen die Segel mit Wasser gesättigt. Wer kann, nutzt das ideale Wetter, um das teure Tuch vorm Einwintern komplett trocken zu bekommen. 
Viel mehr kann man trotz des schönen Wetters nicht mehr machen, um seinem Schiff über den Winter zu helfen. Wer dennoch sein Pensum nicht ganz abgearbeitet hat, verbringt den Vormittag damit, den Arbeitsplatz im Freien zu trocknen. Mittags kann ein bisschen geschliffen werden. Malen wird zum Wettlauf gegen die Zeit. Am frühen Nachmittag sollte der Pinsel wieder gut versorgt unter Deck sein.
Wer jetzt noch nicht fertig geworden ist: Morgen soll die Sonne acht Stunden lang scheinen. An den Folgetagen wird sie sich rar machen und der Wind wird zunehmen, verrät der Wetterfrosch.

17.10.16 Angepasst

Die neuen Festmacherdalben im Museumshafen sind heute vermutlich endgültig fertiggestellt worden. Ähnlich den traditionellen weißen Mastspitzen der alten Segler,  bekamen sie als krönenden Abschluß eine weiße Mütze aufgesetzt. Das Ende einer langen Aktion.

Eigentlich stellt man sich das ja ganz einfach vor: Neue Dalben einrammen, alte Dalben rausziehen. Das kann man auch gerne zeitlich etwas strecken, über einen Monat und mindestens drei Projektstufen hinweg. Klingt fast nach Elbphilharmanie oder Stuttgart 2000.
Hoffentlich wird es nicht auch so teuer. Zudem die "Neuen" genau so einfühlsam ihrer Umgebung angepasst sind.


PIROLAs Masttoppen
Vor mehr als einem Monat wurde neben einige der hölzernen Dalben auf der Wasserseite  jeweils ein rostiges Stahlrohr in den schlammigen Hafengrund gerammt. Daraufhin entschwand die schwimmende Pfahlramme und hinterließ außer den rostigen Rohren auch noch ein paar Fragen. Einige Wochen später kamen die Arbeiter zurück und befestigten Fanghaken für die Festmacherleinen an den Rohren. Als wir gestern von einer dreiwöchigen Abwesenheit wieder unseren Liegeplatz anliefen, waren tatsächlich schon die alten Holzpfähle gezogen! Heute kam dann der vorläufige Abschluss des komplexen Tauschmanövers: Die neu montierten Fanghaken wurden wieder entfernt, die Stahlrohre bekamen einen schwarzen Überzieher aus Kunststoff und die Fanghaken wurden wieder angebracht.

 
Tempi passati: Emma Polly Poller
Nun hat die Moderne den musealen Teil des Flensburger Hafens erreicht. Wohin die vertrauten grün-verspakten massiven Holzstämme aus Douglasie auf deren vermoderten Köpfen Grasbüschel sprießen und Enten ihren Nachwuchs brüten? Dahin, alle dahin. Verdrängt von kruder Zweckmässigkeit. Das Herz des Betrachters kann sich nicht mehr an der possierlichen Brutpflege wärmen. Doch immerhin bekamen die utilitären Festmacher ein neckisches weißes Mützchen aufgesetzt, auf dass kein landender Vogel ins endlos tiefe dunkle Rohr stürze.
 
Dalben als Design-Zitat. "Das formale Echo  schlanker Holzmasten als gestalterische Grenzziehung am Rand der Ferne" oder so ähnlich. Irgend etwas wird man sich schließlich dabei gedacht haben. Nehmen wir mal an.