Hier landet eine Signalrakete im Hafen |
Aber was soll's. Silvesterfeuerwerk ist hier für viele Menschen Teil der Jahreswende und außerdem füllt es die Kassen der Händler und Kämmerer. Weil alles seine Ordnung haben muss, gibt es hierzulande auch dafür strenge Regeln. Sie laufen darauf hinaus, dass jeder für sein Feuerwerk selber verantwortlich ist. Das heißt: Die Lunten werden nur in der erlaubten Zeit angebrannt und Niemand und Nichts darf gefährdet werden. Wenn es trotzdem kracht und kokelt, kann der Geschädigte den Klageweg beschreiten. Scheinheiliger geht's kaum noch. Würde man das Prinzip auf die derzeit hoch bewertete Luftreinhaltung übertragen, müssten Menschen die am Straßenrand unter Atemnot leiden herausfinden, welcher Dieselmotor ihnen die Luft verpestet hat, um den Besitzer auf Körperverletzung zu verklagen. Weil das nicht geht, sollen viele Städte für Dieselfahrzeuge komplett gesperrt werden.
Der Vergleich auf dem Gebiet der Luftreinhaltung ist nicht willkürlich gewählt. Wer einmal in einer Silvesternacht auf der Schiffbrücke oder auf dem Bohlwerk unterwegs war kam mit brennenden Augen und stechenden Bronchien zurück. Nun wird niemand gezwungen, dorthin zu gehen, wo die Luft besonders schlecht ist. Bleib' doch zuhause und lass' die Fenster geschlossen, wird geraten und gegen den Lärm gäbe es doch Wachspfropfen. Aber auch für Haustiere und Säuglinge?
Leute mit Segelbooten im Flensburger Hafen plagen zu alledem dem noch andere Sorgen. Immer wieder sieht man in der Silvesternacht Signalraketen intensiv rot glühend an kleinen Fallschirmen herabsinken. Sie leuchten mindestens 40 Sekunden lang und brennen oft auch noch, wenn sie bereits gelandet sind. Das ist fatal, wenn ein Segelboot als Landeplatz herhalten muss. Aber auch mit normalen Feuerwerksraketen kann man eine Menge Schaden anrichten. Besonders dann, wenn sie auf dem Bohlwerk abgeschossen werden. Die Hafenkante ist sooo lang und überall kann Feuerwerk gezündet werden. Das muss doch nicht unbedingt bei den Liegeplätzen der Boote sein. Um das an dieser Stelle deutlich zu machen: Es geht hier um privates Feuerwerk. Es ist einfach zu viel und viel zu unsicher. Aber es füllt die Kassen. Ein öffentliches Feuerwerk für Alle hingegen kostet Geld. Und deswegen wird es wohl auch - gut oder schlecht - so bleiben wie es ist.
Mitglieder und Freunde des Museumshafens gehen also in der Silvesternacht auf dem Bohlwerk weiter Brandwache. Und so ist es bisher nur zu geringen Schäden gekommen. Das liegt auch an der Einsicht der meisten Silvester-Feuerwerker. Sie suchen sich, wenn angesprochen, einen ungefährlichen Startplatz für die Knaller, Heuler und Feuersprüher. Da können sie nach Herzenslust ihrer pyromanischen Leidenschaft frönen. Das ist teils erfreulich, teils auch nicht. Auch Bootswächter würden lieber Silvester feiern anstatt mit teils angetrunkenen Fremden über Gefahr oder Nicht-Gefahr zu diskutieren. Und den Feuerwerksrauch würden sie ihren Lungen ebenfalls gerne ersparen. Zumal die Konzentration von Feinstaub in dieser Nacht höchste Spitzenwerte erreicht.
Vor zwei Wochen in Facebook gefunden. |
Aber die Lage ist nicht einheitlich. In Dänemark, hierzulande normgebend für Nachahmungswertes, ist Feuerwerk und Böller abbrennen nur erlaubt, wenn die Knaller aus Dänemark stammen. An der Grenze wird kontrolliert. Wer mit Fremdböllern auffällt, wird bestraft. Kurz vor den Feiertagen wurde bekannt, dass die Kontrollen verstärkt und jetzt auch stationär eingerichtet werden. Und wir dachten, es gehe darum, Flüchtlinge abzuschrecken!
Die Lokalzeitung schweigt zu dem Thema Feuerwerk und in Flensburg wird alles so bleiben wie es schon immer war. Erlaubt ist, was gefällt.
Da die Museumswerft - nicht aus Fachwerk sondern komplett aus Holz gebaut - als Grund für ein Verbot nicht herhalten kann, bleibt schließlich nur, auf die Fischütte ein schnuckeliges Reetdach zu montieren. Gehört auch eigentlich zum musealen Erscheinungsbild - oder?