27.11.14 Der Nikolaus kommt

Am sechsten Dezember um 16.00 Uhr am Historischen Krahn auf dem
Bohlwerk des Museumshafens ist es wieder mal soweit.

Zeichnung: Wiebke Kühn
Alle Jahre wieder kommt der Nikolaus, ehedem Bischof von Myra, zu den Kindern und allen die Kind geblieben sind, beschenkt sie mit weisen Worten und guten Gaben. So auch in diesem Jahr und in Flensburg an der gleichnamigen Förde. Allerdings kommt er diesmal nicht aus der Türkei, zu der die frühere Region Lykien liegt, aus der er stammt. Auch kommt er  nicht aus dem Schornstein sondern standesgemäß aus dem Dom zu Schleswig, seinem heutigen Bischofssitz. Und er kommt per Schiff, wie es sich für eine Hafenstadt gehört. 
Also nochmal von vorne: Der Schleswiger Bischof Gothard Magaard kommt am sechsten Dezember mit dem Schlepper FLENSBURG des Historischen Hafens ans Bohlwerk des Museumshafens und macht unter dem Historischen Krahn fest. Dort wird er um 16.00 Uhr mit Kakao und Musik begrüßt. Anschließend begibt er sich ins Schifffahrtsmuseum um mit den Kindern etwas zu basteln und um den Nikolaussack zu plündern. Alle Kinder sind eingeladen und dürfen natürlich ihre Eltern, Großeltern, Tanten und Paten mitbringen! Von Onkeln steht nichts in der Einladung, aber wir nehmen an, dass sie auch mit eingeladen sind. Bevor der Bischof/Nikolaus um 17.30 Uhr weiterzieht, wird er alle Anwesenden segnen. 

Zu verdanken haben wir das außer dem Bischof auch den Initiatoren, nämlich dem Flensburger Schifffahrtsmuseum, dem Historischen Hafen Flensburg, der Bischofskanzlei Schleswig, dem Stadtpfarramt Flensburg, dem Verein Schutzengel e.V. sowie dem sh:z-Verlag. Mit der Aktion wird gleichzeitig die „Hilfe im Advent“ eröffnet, die in diesem Jahr schwerpunktmäßig der Bekämpfung von Kinderarmut dient.

Last but not least: Was macht der Nikolaus eigentlich, wenn er mal gerade nicht Kinder beschützt? Unter anderem kümmert er sich um Seeleute in Not und um die Armen, wie in zahlreichen Legenden bezeugt wird. Wunder vollbringt er auch. Da ist er unterm Krahn im Museumshafen ja genau richtig.

24.11.14 Schnell und wendig

Langkieler zu segeln hat viele Vorteile. Ihre Kursbeständigkeit ist legendär. Wer sie einmal, gut getrimmt, am Wind gesegelt hat, wird es bestätigen. Anders in Häfen. In der Blütezeit der Segler mit langem Kiel boten sie noch andere Voraussetzungen als heute, wo Kurzkieler mit ausgeklügelten Antriebskonzepten die Regel sind. Faltpropeller und Querstrahlruder sind häufig vertreten. Solche Schiffe fahren unter Maschine vorwärts wie rückwärts, fast wie ein PKW. Anders die Oldtimer. Einen Langkieler unter Maschine rückwärts zu fahren, heißt einen störrischen Esel reiten. Sie ignorieren einfach die Ruderstellung und richten sich nur nach Geschwindigkeit und Propellerdrehung. Am besten fährt, der einschätzen kann, wo das Schiff hin will. Wehe dem, der das nicht akzeptiert und dem Schiff seinen Willen aufzwingen will! Er braucht zumindest sehr starke Nerven, besser noch eine gutmütige Kasko- und Haftpflichtversicherung. Als die Motorisierung der Segelschiffe noch Ausnahme und nicht Regel war, gab es Takeldalben die man mit einem Aufschießer ansteuern konnte, um die Segel zu bergen. Aber wo gibt es in den Häfen dafür noch genügend Platz? In der Regel wird für alle Schiffe über acht Metern Länge stillschweigend ein Maschinenantrieb vorausgesetzt. Entsprechend eng sind die Boxen und Steganlagen gepackt. Sieht man einmal eine große klassische Jacht ohne Maschine anlegen, hat sie meist ein starkes Motorboot als Manöverhilfe dabei. So kommt mancher Traditionsschiffer mit kleiner Besatzung auf die naheliegende Idee, mit den modernen Booten gleichzuziehen.

Häfen sind voller interessierter Zuschauer. Sie beobachten sein Manöver und staunen: "Donnerwetter, der hat's aber drauf". Irrtum, er hat es in Wirklichkeit drunter. Unter der Wasserlinie, diskret verborgen verrichten "Mothers little helpers" ihre nützliche Arbeit, strudeln heftig los, drücken den Bug, wohin er freiwillig nie gewollt hätte. Ablandiger Wind? Kein Problem, vorwärts wie rückwärts. In die Spring einfahren - wozu denn? Den Radeffekt nutzen - das war einmal.



SAM_6331SAM_6332

Früher noch sinnvoller Kompromiss: Zweiflügelpropeller, der in Segelstellung hinter dem Achtersteven arretiert wird um den Strömungswiderstand gering zu halten. Heute setzt man eher auf Faltpropeller.
Bislang noch Ausnahme: Bugstrahlruder in einem traditionellen Spitzgatter.

SAM_6334SAM_6333

24.11.14 Ein neues Heck für MARTHA



Etwas mehr als ein Monat ist vergangen, als wir den Marstalschoner MARTHA von 1899 aus Veijle auf der Werft von Christian Johnson besucht haben (Siehe Bericht vom 20.10.14). Das stolze Schiff wird vom "Foreningen til Marthas Restaurering" unterhalten und mit Mitteln des dänischen Skibsbevaringsfonden seit Jahren aufwendig restauriert. Bei unserem Besuch heute sehen wir schon von weitem die hohen Masten und den Bugspriet samt Klüverbaum, die weit über die Straße Havneveij ragen.
Bisher haben sich die Restaurationsarbeiten auf das Vorschiff und die Innenausstattung konzentriert. Jetzt kommt das Heck dran. 


Das Achterschiff ist jetzt weitgehend leer
Währenddessen werden die alten Planken auf ihr neues Bett
in der Sponung vorbereitet




















Immer wieder ist es fazinierend zu sehen, wie komplette Baugruppen aus dem Rumpf herausgelöst werden um sie als Modell für die neuen Strukturen zu verwenden. 


Die Helling ist doppelt belegt, links liegt MISTRAL,
rechts MARTHA

Hier standen Motor und Getriebe, darüber das
Deckshaus


 














In der kleinen Werfthalle wird gerade die Sponung des Achterstevens aus dem massiven Eichenbalken gestemmt, der später die Planken im Heck zusammenfassen, den Spiegel tragen und die Struktur mit dem Kiel verbinden wird. Vor unserem Besuch hat Palle, einer der Bootsbauer, mit einer Schablone den Verlauf der Planken vom Rumpf auf den neuen Steven übertragen. Jetzt arbeitet er mit Stechbeitel und einem Werkzeug, das er "Stickøkse" (Stechaxt) nennt. Es ist so einfach wie wirkungsvoll. Er benutzt es schon seit 27 Jahren, als es ihm zum Abschluss seiner Lehre zum Bootsbauer geschenkt wurde. Scheinbar mühelos schält er Span für Span aus dem harten Holz und glättet dann die Oberfläche mit der scharfen Schneide. Ob man so etwas heute noch irgendwo bekommen kann? Er wusste er nicht zu sagen. Vermutlich nicht, denn wer bearbeitet heute noch Eichenbalken von Hand?

23.11.14 Segel im Horizont

Die dunklen Stunden nehmen zu, die Schiffe liegen meist schon im Winterschlaf, einige unter ihrer Winterpersenning, andere ohne Masten - sie werden über den Winter überholt.
Zeit, um im Internet nach Videos zu stöbern, die unsere Leidenschaft für alte Segelschiffe über den Winter lebendig erhalten.
Wir haben ein Beispiel aus der Karibik gefunden, der Flensburg, die ehemalige Rum-Metropole Dänemarks, bekanntlich eine historisch verbunden ist . Allerdings ist nicht eine der ehemals dänischen Jungferninseln der Ort, sondern Carriacou. Die Insel gehört zu Grenada, das weiter südlichöstlich  liegt. Aber die Schoner, die dort einst in großer Zahl gebaut wurden haben einen lebhaften Handel innerhalb der Karibik betrieben. Sie transportierten Salz, Zement, Steine, Vieh und natürlich auch Schmuggelware darunter Schnaps und Zigaretten. Wenige von ihnen sind bis heute erhalten geblieben. Die Kunst der Bootsbauer wurde jedoch von einer Generation zur nächsten weitergereicht. Mittlerweile wird die Tradition durch Impulse von außen neu befeuert. Zur Antigua Classics kommen einmal jährlich Handelssegler, Schoner und Sloops - traditionsreiche Segler verbinden die Inseln wie einst.
Das knapp vierminütige Video ist ein Trailer zu einer Dokumentation, die 2015 fertiggestellt werden soll, mit seltenem Filmmaterial aus Archiven, Erläuterungen und Interviews mit den letzten alten Kapitänen der Karibik und dem zugehörigen originalen Soundtrack. Er erzählt die Geschichte vom Segel im Horizont der West Indies. (Originaltitel: Vanishing Sails of the West Indies)






(Quelle: http://www.vanishingsail.com/home.html )

21.11.14 Reflektion


Jetzt kommt die Zeit im Jahr, die man auch die "ruhige" nennt. Ruhe und Muße für eine Rück- und Neubesinnung. Für Viele ein frommer Wunsch oder liebgewordene Illusion. Warum sonst spricht man vom Weihnachtsstress? Am Bohlwerk ist es still geworden. Der Hafen liegt in einem golden dunstigen Licht, kein Hauch kräuselt das spiegelglatte Wasser. Die Bilder der Schiffe schweben kopfüber im Blau.










Anlass, Gewohntes neu zu sehen.