09.11.17 Frage des Standpunktes

Seit Monatsbeginn gibt es auf dem Bohlwerk weder Fischbrötchen noch dazu ein zünftiges "plop!" Flens. Eine Woche lang kamen noch Freunde der rustikalen Delikatesse; sie zogen mit hängenden Ohren wieder ab, wenn sie erfuhren, dass sie sich bis zum Frühjahr in Verzicht üben müssen. Ein Besucher erzählte, dass seine Eltern über Weihnachten zu Besuch kämen und dass er ihnen Appetit auf die Brötchen gemacht habe. Der wirkte nun richtig traurig in seiner Situation.
Jetzt, am Ende der ersten Novemberwoche wird klar dass, wer jetzt noch übers Bohlwerk spaziert, wegen der Schiffe kommt. Und nun, Freunde traditioneller Boote und Seemannschaft, haltet die Luft an und seid stark: Es sind nur wenige. Wo sich einst zur Mittagszeit - also von etwa zwölf Uhr mittags bis nachmittags um acht zeitweilig dutzende Besucher an den Museumsschiffen vorbei das Bohlwerk belebten, sind es jetzt zeitweilig nur drei oder vier, wenn überhaupt. Das kann nicht nur am Wetter liegen. Denn in der Jahreszeit der Fischbrötchen ließen sich die Vielen auch von Regen und Wind nicht abschrecken.
Fachleute, die sich mit Tourismus oder Stadtmarketing befassen, haben das Fischbrötchen vermutlich schon seit längerem als die wahre Attraktion der maritimen Szenerie in Flensburg erkannt. Sie lassen sich bekanntlich gerne von quantitativen Zielen lenken. In der Zeitung wird berichtet, die lokale Tourismusorganisation habe sich vorgenommen, eine Million Besucher auf den Flensburger Weihnachtsmarkt zu locken. Für dieses Ziel wird jetzt der Wochenmarkt mit seinen Gemüse-, Obst- und Blumenständen vom großen Südermarkt in eine Randlage verdrängt. Das das gefällt nicht Allen, die sich gerne weiter an selbigem Ort mit ihrem tägliche Bedarf eingedeckt hätten. Für sie ist der gewohnte Gang zum Markt ein Teil ihrer Lebensqualität. Doch wen stört's? EINE MILLION! Besucher wäre Anderen sogar ein größeres Opfer wert.
So gesehen wären auch zwanzig Fischbuden auf dem Bohlwerk und Schiffe in der Randlage nur ein kleines Opfer und das auch nur für Wenige.