06.06.18 Racing an der Schwiegermutter

Auf dem Weg zu unserem "Logenplatz" an Holnis Kliff
Spannender Segelwechsel bei der Schwiegermutter
Klassikerregatta auf der Flensburger Förde. Am Vortag des Robbe & Berking Sterling Cup 2018 segeln die Teilnehmer des "Warming up" von der Dyvig am Alsensund nach Glücksburg. Klassikerregatten sind für Teilnehmer und Zuschauer immer attraktiv. Besonders an der Flensburger Förde. Anders als bei manchen anderen Revieren kann hier das Geschehen von Land aus gut beobachtet werden. Die Steilufer des Meeresarms bieten sich geradezu als Logenplatz an. Dazu kommt die einmalige Kulisse der Landschaft. Egal von wo aus man auch guckt, egal was auf dem Wasser geschieht - die Landschaft ist immer mit im Bild. Mit ihren sanften Hügeln, bewaldeten Hochufern, weiten Stränden und schroffen Kliffs. Dazu kommt heute das wunderbare Sommerwetter mit zarten Federwolken und einem frischen Wind aus Ost-Südost.
FLICA II passiert die "Schwiegermutter" als erste...
Wir entschließen uns nach Holnis zu fahren - allerdings über Land. Sonst wäre die Freude an den erwarteten Bildern der Yachten auf der Bahn zu kurz. Schließlich gehören sie immer noch zu den schellsten Einrumpfbooten. Als Standort wählen wir das Steilufer der Halbinsel Holnis oberhalb der berüchtigten, "Schwiegermutter" genannten, Untiefe gegenüber der alten Ziegelei bei Broager. Wir sind schon früh aufgebrochen. Vermutlich kommen viele Bootsbegeisterte und wir möchten doch mit ein paar unverstellten Bildern zurück kommen.
...HETI als letzte. Sie ist die älteste auf der Bahn -
und unsere heimliche Favoritin
Vorneweg: Die Eile hätten wir uns sparen können. Vermutlich sind wir heute die einzigen maritim Begeisterten am Ufer. Radler, Spaziergänger und Sonnenanbeter haben andere Interessen. So sind wir weitgehend alleine an dieser schönen Stelle, niemand macht die Plätze auf den Sitzbänken streitig und wir können geduldig auf die klassischen Rennyachten warten die hier vorbei kommen müssen. Es sollen acht Boote sein, darunter die 106 Jahre alte
THEA und VANITY V  
HETI und die 100-jährige THEA. Natürlich  als Lokalmathador auch SPHINX, die ehemalige "Ostwind" der Bundesmarine. Sie alle sind Konstruktionen der besten Yachtdesigner ihrer Zeit. Ihre Namen "Oertz", "Fife" "Anker" und "Abeking und Rasmussen" - um nur einige zu nennen - sind Legende. Während wir uns noch wundern, dass dieses spektakuläre Sport- und Kulturereignis so wenig öffentliches Interesse findet, kommen die ersten Segel hinter der Landzunge von Brunsnaes in Sicht. Weiße Segel und ein roter Spinnacker. Der muss zu SPHINX gehören; nur sie hat so
Und noch einmal HETI 
ein auffälliges Vorsegel. Aber dann: Ein Boot mit schwarzen Segeln zieht unerbittlich vorbei, rundet als erstes die grüne Tonne am Westende der Äußeren Förde. Später, im Yachthafen des FSC in Glücksburg erkennen wir darin FLICA II. Während das Regattafeld auf die rote Fahrwassertonne 12 zusteuert, die als "Schwiegermutter" berüchtigt ist, können wir von unserem Hochsitz durch einen schattigen Hohlweg zum Ufer herabsteigen um das Geschehen auf dem Wasser in Augenhöhe zu verfolgen. Denn jetzt wird es spannend. An dieser Stelle ändert der Wind die Richtung. Wie immer, so auch hier, folgt er dem Hochufer. Jetzt heißt es auf den Booten Segel wechseln. Schon rauschen die Spinnacker wieder runter und werden durch Klüversegel ersetzt. Selbst in der Entfernung sind die raschen Bewegungen an Deck der schnellen Boote zu sehen. Jetzt nur kein falscher Griff - und doch hat eine Yacht tatsächlich einen unrühmlich "Eieruhr" genannten Knoten im teuren Tuch. Schon ist die Chance auf einen der ersten Plätze vertan. Aber aufgeben gilt bei ihr anscheinend nicht. Während wir sie aus dem Blick verlieren, sieht es so aus als könnte sie einen Teil der Schlappe wieder gut machen. Zeit für uns, nach Glücksburg zu fahren. Wir wollen uns ansehen, wie die Boote einlaufen und das spannende Spektakel als Zuschauer verfolgen. Als wir ankommen, finden wir tatsächlich noch einen schattigen Parkplatz neben dem kleinen Noor am Quellental. Nach ein paar Schritten können wir auf die Stege gehen an denen die Teilnehmer der Klassiker-Regatta festmachen. Ungefähr zwanzig Meter lang sind die meisten von ihnen und nahezu ebenso viele Männer und Frauen wirbeln an Deck, sortieren Leinen und ziehen und schieben die schlanken Rümpfe in noch schlankere Boxen. Doch wo auch nur ein Pfosten oder gar ein Nachbarboot in die Nähe kommt wird warnend "Fender!" gerufen, um Schrammen oder Übleres abzuwehren. Glücklicherweise ist das Wort im englischen, dänischen und deutschen Wortschatz gleich. Unterschiedlich wie die Bordsprachen sind auch die Nationalen Farben die nach dem Festmachen gesetzt werden: Englisch, Dänisch, Deutsch, Finnisch und Neuseeländisch können wir unterscheiden. Die Boote kommen aus vielen Ländern und wenn sie zusammen kommen, dann auf Regatten wie dieser heute in Glücksburg.