06.11.18 Maritimer Untoter

Beinahe pünktlich zu Halloween machte sich heute morgen in Kiel ein maritimer Untoter von sich reden. Das Boot sank gleich dreimal. Nun machten sich seine Reste des einstigen Stagsegelschoners unangenehm bemerkbar. Sie stiften seit 10 Jahren Streit zwischen den betroffenen Parteien.  

Wer erinnert sich noch an den Stagsegelschoner GIDDY UP? Sie machte in den 1990-ern im Flensburger Hafen fest und lag jahrelang auf der Hafen-Ostseite. Ohne Übertreibung kann man sie eines der meistgesunkene Schiffe nennen. Zumindest ist sie allein im Flensburger Hafen gleich zweimal gesunken und später noch eimal in der Kieler Förde. Beim bislang letzten Mal im Jahr 2009 ging sie an der Außenmole des Kieler Sportboothafens Stickenhörn auf Grund und war eigentlich schon fast vergessen - bis sie sich heute morgen wieder in Erinnerung brachte. Die Kieler Nachrichten brachten den Anlass auf den Punkt: "Wenn versunkene Schiffe sich in Erinnerung rufen wollen, lassen sie Öl frei." 

GIDD UP nach ihrem letzten Untergang 2009
Foto: Kieler Nachrichten online

Das Boot, 1958 an der franzöischen Atlantikküste nach Vorlagen von Tunfischern der Irischen See aus Teak gebaut, kam 1994 nach einigen Reisen im Mittelmeer nach Flensburg. Schon wenige Jahre später lag es verwahrlost am Harniskai und verfiel trotz ein paar Reparaturen immer mehr, bis es im Jahr 2006 gleich zweimal sank. Beim ersten Mal hatte sich ein Schlauch an der Lenzpumpe gelöst, beim zweiten Mal lag es wohl am allgemein schlechten Zustand. Es wurde noch im selben Jahr gehoben um es nach Kiel zu überführen. Dort sank es nach einem missglückten Anlegemanöver vor dem Sportboothafen Stickenhörn abermals. Erneut gehoben, lag es außen an der Mole. Dort sank sie 2009 in einem Herbststurm erneut. Und noch einmal sollte sie gehoben werden. Aber die Bemühungen scheiterten an unklaren Zuständigkeiten. So entschloss man sich, lediglich die Untergangsstelle als Gefahrenbereich zu markieren, die Tanks leer zu pumpen und die Masten zu kappen.

Heute bildetet sich ein "leichter Ölfilm" (kn-online) auf dem Wasser, dem die Berufsfeuerwehr mit einem Ölbekämpfungsgerät zuleibe rückte. Nun streiten sich die beteiligten Parteien Eigner, das Hafenamt und die Wasser- und Schifffahrtsdirektion erneut über die Zuständigkeit für die Schadensbeseitigung. Derweil nimmt die Wasserschutz-Polizei Ermittlingen auf. 

Wer das Schiff kennt, wird sich an seine sehr kräftige Bauart aus massivem Teak erinnern. Aber  fortwährender Verwahrlosung kann auch das beste Holz nicht widerstehen. In Flensburg laufen derzeit mehrere Experimente, um diese Behauptung zu widerlegen. Mal sehen, wie das ausgeht.