15.09.18 Kommt bestimmt

Auch wenn das Thermometer zwischen 20 und 30 Grad anzeigt, kommt  niemand an der Erkenntnis vorbei: "Der nächste Winter kommt bestimmt!" Und  mit ihm die Nässe von oben. Ob als Regen oder als Schnee ist unerheblich.

Schon bei dem Gedanken sieht man Algen und Moos auf den liebevoll gepflegten Decksplanken wachsen. Dazu der Zeitverlust! An vielen Tagen im Herbst und auch im Frühjahr ist es eigentlich warm genug, um den Lack auf Rundhölzern und Deckshäusern zu erneuern. Aber die Luft ist viel zu früh feucht und immer wieder ziehen Regenschauer über den Liegeplatz. Wer sein Boot im Winter in einer Halle lagert kennt diese Sorge nicht. Aber bei einem Holzboot, das 361 Tage im Jahr im Wasser liegt, bleibt als Lösung nur, das Boot winterfest mit einer regenfesten Plane zu schützen. Die sollte außerdem stabil sein, um Sturm und Schneelast stand zu halten. Sie sollte auch das Tageslicht durchscheinen lassen. Und schließlich sollte sie von einer Frau oder einem Mann alleine zu montieren sein.
Glücklich, wer in diesem Fall nicht mehr tun muss als den Segelmacher seines Vertrauens anzurufen. Wenn es danach geht, gibt es in jedem Hafen viele unglückliche Bootseigner. Die meisten von ihnen versuchen, ihre schwimmenden Geliebten mit nicht geeigneten Planen aus dem Baumarkt zu schützen.
Wer jedoch mit kleinem Budget eine professionell konstruierte und hergestellte Winterplane haben möchte, muss selber Hand anlegen. Dazu haben wir uns in diesem Jahr entschieden. Das Material haben wir für etwas über 500 Euro im Internet gekauft. Die Werkstatt ist ein etwa 25 m2 großer Schuppen mit ebenem Boden. Außerdem haben wir eine kräftige Schere, ein Locheisen mit Durchmesser 12 mm, einen 500 Gramm schweren Hammer, einen Kunststoff- Hammer und last but noch least ein Heißluftgerät mit schmaler Metalldüse. Daran sollte man aber nicht allzu sehr sparen. Denn es wird doch einige Stunden lang benötigt, um Kunststoffplanen zu schweißen. Ein "günstiges" Gerät, beim Discounter gekauft, hat nach kurzer Zeit den Dienst quittiert. Schlussendlich benötigen wir auch eine Andrückrolle von etwa fünf Zentimetern Breite mit elastischer Oberfläche.

Für die Planung können wir nur wenige Empfehlungen geben. Die wichtigste: ein genauer Decks-Plan und ein Seitenriss des Bootes sind absolut notwendig. Falls der schon vorliegt, sollten die wesentlichen Maße zur Vorsicht nochmals nachgemessen werden. Sodann muss die Firsthöhe des Planenzeltes festgelegt werden. Falls ein vorhandenes Gestell benutzt werden soll, ist diese Frage leicht beantwortet. Falls nicht: Man sollte darunter zumindest aufrecht knieen und in der Plicht auch stehen können.  Weiterhin sollte schon bei der Planung bekannt sein, wie breit das Planen-Material geliefert wird. Auf jeden Fall war uns wichtig, dass die Plane in Stücken gefertigt und an Bord transportiert werden kann, wobei jedes einzelne Stück nicht mehr als um die 20 Kilo wiegen sollte. Unsere Plane wurde als Rolle von drei Metern Breite geliefert, der Quadratmeter wiegt etwa 400 Gramm. Das bedeutet aber auch, dass die einzelnen Stücke miteinander wasserdicht verbunden werden müssen. Hierbei haben wir uns für eine überlappende Verbindung mit darunter geschweißten schmalen Bahnen entschieden, die als Wasserfalle dienen und die auch horizontale Zugkräfte aufnehmen können. Man kann Planenstücke miteinander auch durch ganz gewöhnliche Nähte verbinden, vorausgesetzt, man hat eine solide Nähmaschine. Allerdings werden diese Nähte niemals wirklich dicht halten. Apropos Zugkräfte: Die Konstruktion muss das Gewicht von nassem Schnee tragen und die Kraft von Sturmböen aushalten können. Der Hersteller unserer Plane nannte als Verwendungszweck "LKW-Dachplane", was den Anforderungen an eine Bootsplane enthalten sollte - nehmen wir mal an.
An den Rändern sind genügend viele Ringkauschen für Zurrbändel notwendig, mit denen die Planenstücke untereinander und mit dem Gestell und dem Boot (Rumpf, Mast(en) und Bäumen verbunden werden. Wir haben einen Abstand von 25 cm gewählt. Bei dünnerer Plane, müsste der Abstand kleiner sein, also mehr Kauschen eingeschlagen werden. Weiterhin sollte die Konstruktion punktuelle Belastungen der Plane vermeiden und die Gefahr von ständiger Reibung oder Flattern ausschließen. Auch dürfen sich keine Wassertaschen bilden. In denen kann nasser Schnee gefrieren. Da kommen schnelle einige hundert Kilogramm zusätzliches Gewicht zustande. Notfalls muss das Gestell durch Dachlatten und dergleichen versehen werden, mit der die Plane in der Fläche unterstützt wird und um das Wasser besser abzuführen. Die letzten Anpassungen müssen warten, bis das Gestell für den Winter aufgebaut ist. Bis dahin ist zum Glück noch etwas Zeit.

Von außen sieht es noch etwas faltig aus. Die Ein-
schnitte für Püttinge/ Wanten kommen ganz zum
Schluß
Erste Anprobe, noch ohne Gestell. Die Plane ist
am Besanmast geteilt, dort ist auch der Einstieg
vorgesehen. Wahlweise Backbord oder Steuerbord.