02.08.18 Volkes Stimme

Der Museumshafen nimmt sein Hausrecht wahr und bestimmt, wann die Öffentlichkeit Zugang zu den Liegeplätzen bekommt. Das ist weiterhin zu jeder Tageszeit gegeben und nachts eben nicht mehr.  
Erste Reaktionen auf die nächtliche Sperrung des Bohlwerks.

Wer sich beim Zeitunglesen über eine Leserzuschrift ärgert, ist selbst schuld. Also ganz ruhig bleiben, ist ja nur die Meinung eines Einzelnen, der sich da meldet. Der Schreiber des nachfolgend zitierten Leserbriefs bezieht sich auf den Artikel des Flensburger Tageblatts vom 3. Juli mit dem Titel "Bohlwerk wird zum Bollwerk". Er wird mit seiner Meinung am 2. August im Lokalteil wie folgt wiedergegeben:
Schiffseigner in der Pflicht
Da wird an der sogenannten Historischen Werft ein "bauliche Gesamtpaket" bestehend aus unhistorischem Tor und "Torhäuschen" installiert und ein öffentlicher Gehweg einfach abgesperrt. Der Eigentümer des Gehwegs, die städtische Hafen-GmbH, wurde "nicht beteiligt".
Müssten nicht die Eigentümer der Schiffe, die vermutlich kostenlos dort festmachen dürfen, selbst für den Schutz der Schiffe aufkommen? Bilden sie eine "internationale Marina"?
Der alternative Gang "landseitig" an der Museumswerft ist ja nicht so attraktiv. Es erweckt den Eindruck, dass jeder Stakeholder an der Hafenkante seinen "Stake" (Anteil) erweitern und festigen möchte. Und die Stadt schaut zu. Und woher kommen denn nun die 70000 Euro - von der EU? Fraglich ist auch, ob die These, es sei Hausfriedensbruch, wenn dort nun öffentliches Wegerecht wahrgenommen wird, vor einem ordentlichen Gericht Stand hält." 
Eines ist klar: der Schreiber lehnt die Sperrung ab. Vielleicht hat er bereits Antwort auf seine Fragen bekommen. Ansonsten helfen wir ihm gerne weiter in der Hoffnung, dass seine Ablehnung dadurch ein wenig abnimmt.

Der neue alte Historische Krahn, Wahrzeichen Flensburgs
am Hafen. Wer ihn sieht, weiss, wo er ist.
Nein, die Eigner der Schiffe liegen nicht umsonst am Bohlwerk. Sie zahlen seit Anbeginn im Rahmen eines Pacht- und Nutzungsvertrages sowohl für das Bohlwerk, als auch für die Wasserfläche bis zu den äußeren Dalben. Nicht zu erwähnen die übrigen Leistungen der Vereinsmitglieder. Unter anderem haben sie das Flensburger Wahrzeichen am Hafen wieder hergestellt - wenn auch mit Hilfe tatkräftiger privater Unterstützer. Eine mittlere fünfstellige Summe musste dafür beschafft werden.
Dafür wird ihnen eine Sondernutzung des Bohlwerks als Vereinsfläche eingeräumt. Mit anderen Worten: Sie haben das Recht ihre Schiffe festzumachen, zu betreten, zu verlassen, zum Schiffserhalt und -Betrieb notwendige Lasten und Geräte zu transportieren, Veranstaltungen durchzuführen und sogar den freien öffentlichen Personenverkehr einzuschränken um den Vereinszweck zu erfüllen.

Nicht vereinbart wurde, dass sie im Gegenzug Übergriffe mancher Besucher jederzeit hinnehmen müssen ohne sich dagegen wehren zu können. Denn die, von denen hier die Rede ist lassen sich, weil meist stockbetrunken und nach Rauschgiftkonsum agressiv, nicht durch wohlmeinende Worte überzeugen.
Die Polizei kann der schlaflose Eigner nachts auch erst dann rufen, wenn der Schaden eingetreten ist, also zum Beispiel wenn die Fender schon ins Wasser geworfen wurden, wie in dem Artikel der Zeitung beschrieben. Einige sehenswerte Schiffe haben sich gegen den Museumshafen als Liegeplatz entschieden, wegen solcher Zustände.
Im Übrigen hat auch die Stadt ein Interesse an der Rückkehr zu zivilisierten Verhältnissen: Die öffentlich zugänglichen Rettungsringe wurden immer wieder entwendet oder ins Wasser geworfen, Schlägereien, Müllbeseitigung und Sachbeschädigung am Bohlwerk gehen schließlich auch zu ihren Lasten. Da macht es keinen Unterschied, wem die Verwaltung dieser Vorgänge nun übertrage wurde. Letztlich war die Kommune betroffen. Und jetzt also der Historische Hafen.
Hätte sich der Schreiber des Leserbriefs wirklich über die Zusammehänge sachkundig machen wollen, wäre es leicht möglich gewesen. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer  der Historischer Hafen gGmbH hätte ihm erspart, einen Leserbrief zu schreiben. Und wir hätten uns nicht beinahe darüber geärgert. Aber vielleicht musste er einfach mal seinen Kropf leeren. Wir wünschen ihm, dass er sich jetzt besser fühlt.

"Ich  bin für eine offene Gesellschaft und finde Tore eigentlich doof", wird die Vorsitzende des Museumshafens zitiert und:  "So eine Maßnahme trifft ja leider immer alle". Da stimmen wir ihr zu.
Die Erfahrung aus einer Woche mit beschränktem Zugang während der Nacht zeigt:
Die nächtlichen Vorkommnisse sind mit geschlossenen Toren weniger geworden.

Es gibt weitere Baustellen zum Thema Sicherheit und Verträglichkeit auf dem Bohlwerk. Sie betreffen rücksichtslose Radfahrer, rüpelnde "Besatzer" der Stichstege, uneinsichtige Angler und Bootsfahrer, die meinen der Museumshafen sei Allgemeingut. Aber immer Eins nach dem Anderen. Es muss ja nicht weitere zehn Jahre dauern, bis auch das erledigt ist.