04.05.18 Endlich!

SPHINX wieder mit Mast und Baum
Hübschen Damen: Sie sehen eigentlich immer aus
wie immer. 
Der März zu kalt, der April weitgehend verregnet. Zwei Wochen Rückstand im Vergleich zum Vorjahr, als wir schon am zehnten April ansegeln konnten. In diesem Jahr hatten wir uns den ersten Mai für den Saisonstart vorgenommen, aber das grausliche Wetter und die konstante Vorhersage einer drastischen Wetterbesserung sorgten letztlich dafür, dass es heute endlich so weit war. Zum ersten Mal in diesem Jahr "Leinen los, vorn und achtern" und weg vom Liegeplatz am Bohlwerk, weg vom Hafen, raus auf die Förde. Die Bedingungen waren heute einfach ideal. Alle Wartungsarbeiten am Boot erledigt, alles Holz unter spiegelnd blankem Lack und alle Blöcke und Leinen da, wo sie hingehören. Um ehrlich zu sein - fast alle. Dafür war das Wetter so ideal, wie man es sich nur vorstellen kann. Strahlender Sonnenschein, angenehmen Temperatur und ein schwacher Wind aus irgend einer Richtung, aber meist aus West.
LILLE STJERN aus dem Museumshafen ist auch
unterwegs, wie beinahe täglich.
Die alten Griechen Ecken die schwierig zu passieren sind
"Skilla" oder  auch "Charybdis"
Gaffelriggs neigen zu einer gewissen Unübersichtlichkeit. Man guckt dreimal, ob alle Fallen und Schoten richtig laufen, aber letztlich zeigen sich kleine Fehler erst beim Segeln. Es ist schon vorgekommen, dass sich ein Zipfel eines Wimpels im Piekfallblock eingeklemmt hat mit dem Ergebnis, dass die Gaffel auch mit Fluchen und Flehen nicht mehr runter kommen wollte. Wer dann an den Mastringen hochklettert um das teure Tuch abzuschneiden, macht das im Zweifelsfall bei Schwachwind lieber als bei Sturm. Heute verschonte uns der Fehlerteufel, und was Wenige, das nicht ganz sauber lief, konnte nach der Rückkehr am Liegeplatz bereinigt werden. Also hatten wir Zeit und Muße, uns die Gegend anzusehen und die wenigen Segler, die mit uns unterwegs waren.
Beim Auslaufen sahen wir SPHINX, die dunkelblaue 12mR Regattayacht, wie sie vorbereitet wurde, um den Mast zu setzen und wir sahen sie bei unserer Rückkehr zum Hafen mit dann bereits stehendem Mast. Im Kontrast dazu freuten wir uns über die kleine geklinkerte Jolle aus dem Museumshafen, die uns bei dem schwachen Wind problemlos überholte. Zwischendurch freuten wir uns, wenn unsere nagelneue Nationale tatsächlich einmal auswehte und damit den scheinbaren Wind sichtbar machte. Ein zweiter Segler aus dem Museumshafen kreuzte weit entfernt in der Wasserslebener Bucht. Wir sahen ihn erst beim Einlaufen wieder. Mancher denkt, segeln bei schwachem Wind sei einfach im Vergleich zu Starkwind oder sogar Sturm. Aber eigentlich ist es nur anders. Geht es bei Sturmgebraus um Kraft und Schnelligkeit, dann braucht man bei schwachem Wind gute Nerven, Geduld und Ausdauer. Wer hat noch nicht zähneknirschend in absoluter Flaute mit Null Knoten auf der Logge zugesehen, dass sich ein anderer Segler nahebei zumindest etwas bewegt. Schon brennen die anklagenden Blicke der eigenen Crew Löcher in das Selbstbewusstsein mit der unausgesprochenen Frage: "Wieso kann DER das?"  Bei Schwachwind haben intime Kenner des eigenen Reviers meist einen Vorteil. Das bekommen wir heute auch bei der Flensburger Werft zu sehen. Der Wind in der Nähe der Werfthalle und der großen Schiffskörper stellt immer wieder große Herausforderungen. Heute können wir uns vor einem unangenehm schralenden Windhauch bis in den Hafen mogeln. Dort entschädigt uns eine günstige Brise aus West für 30 Minuten Zupfen an den Schoten und für einen heftigen Anfall von Selbstzweifeln. Gut so. Besser vor der Saison, als am Ende. Zum Trost grüßt Harald vom "Piratennest" einen Gruß mit seiner Tröte. Da kommt man doch gerne zurück!