19.06.17 Windpark in der Förde?

Heute schläft der Wind, der uns gestern noch einen schönen Ausflug zu unserem bevorzugten Ankerplatz schenkte. Das Wasser in der Sonderburger Bucht ist spiegelglatt. Unter der hellen Morgensonne zaubert leichter Dunst ein Bild wie von Gerhard Richter gemalt. Ein paar von den wenigen, kleinen Windrädern auf
Kegnaes und Als drehen träge in der leichten Brise, andere sind stillgelegt. Kein Wind, kein Strom. Schweinswale ziehen in Gruppen ihre Bahn. Kreisrunde Wellen auf der makellosen Fläche markieren ihren Weg. Ein ungemein friedliches Bild. Endlich fruchten die Bemühungen, die kleinen Meeressäuger wieder hier anzusiedeln. Ein Segen für das Land. Es lebt weitgehend vom ruhigen Tourismus. Nur wenige Boote sind unterwegs, die Segler - wen wundert's - mit naktem Mast. Wir motorten auch, unter Segeln wären wir sonst noch lange wieder nicht zurück.

Forschungsschiff SCHALL aus Bremerhaven
Langballig Bank. Die kleinen Ziffern bezeichnen die
Wassertiefe am jeweiligen Ort. Die Linien fassen Orte
gleicher Tiefe zusammen (=Tiefenlinien)
Weit weg sehen wir ein großes Schiff. Es scheint an der selben Stelle zu verharren. Ob es wohl ankert? Wäre möglich. Langballig Bank ist weniger als zehn Meter tief. Eine halbe Stunde später passierten wir auf Gegenkurs. Das Schiff fährt sehr langsam und hat den Ankerball gesetzt und die Signalflagge "Alpha" in Bereitschaft. Aha. Ein Taucherschiff also. Wir schätzten seine Länge auf rund 50 Meter. Neugierig, wie wir sind, lesen wir an seinem Heck den Namen SCHALL, Heimathafen Bremerhaven. Ein Forschungsschiff für die Erkundung von Windparks in der Förde?

Wir hoffen wir, dass unsere erste Vermutung nicht zutrifft und dass niemand ernsthaft überlegt, in der äußeren Förde einen Windpark zu installieren. Es gibt nämlich schon zuviel teuren Strom in den Versorgungsnetzen, für den wir ungefragt und ungenutzt aufkommen müssen. Und mit dem Verlust dieser wunderschönen Landschaft wollen wir auch nicht bezahlen. Auch die Schweinswale werden nicht begeistert sein, wenn sie ihr neu besiedeltes Revier an Großbaustellen für Geldverbrennungsmaschinen abgeben müssen. Und die Tourismusförderung? Das Geld dafür ist verschwendet, wenn hier tatsächlich ein Windpark gebaut werden sollte. Aber vielleich fällt jemandem ein, potenzielle Touristen für nicht in Angeln verbrachten Urlaub bezahlen zu lassen. Das Konzept hat doch beim Windstrom auch geklappt, oder?