03.06.17 Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Knapp eine Woche nach der Meldung des Flensborg Avis (wir glossierten) über die launige "Besetzung" der Großen Ochseninsel durch neuzeitliche Wikinger, kommt das Flensburger Tageblatt heute in einem gefühligen, halbseitigen Artikel mit der Meldung, dass der letzte verbliebene Pächter der Großen Ochseninsel den idyllischen Ort endgültig verlassen will. Er mündet in der Forderung "Die Ochseninsel muss offen bleiben".
Hintergrund der Entwicklung ist ein Pachtvertrag mit 25 Jahren Laufzeit aus dem Jahr 2003, zwischen der dänischen Naturbehörde Sønderjylland als Verpächter und einer Gruppe von vier deutschen Enthusiasten unter der Bedingung, die Inseln über eine Fährverbindung mit dem Festland zu verbinden und für Touristen zugänglich zu machen. Zusätzlich sollten sie die Liegenschaften und das Gelände in Ordnung halten. Nachdem die deutschen Pächter sich aus internen Gründen zerstritten, konnten sie den Fährbetrieb nicht aufrecht erhalten. Daraufhin kündigte die dänische Behörde den Vertrag. Ein Rechtsstreit, den die Pächter anstrengten, ist noch nicht entschieden.
Wie man sieht, gingen nicht nur die
Träume der Ochsen-Insulaner auf Tiefe.
Nun herrscht ratlose Betroffenheit. Denn ohne Zweifel sind die Ochseninseln ein wahres Juwel in der Inneren Flensburger Förde. Viele Menschen sehen in ihnen einen Sehnsuchtsort, an den sie gerne denken und den sie gerne besuchen. Für Wassersportler an der Förde waren und sind sie ein beliebtes Ziel für einen Kurzausflug. Zeitweilig boten sogar Wasserflugzeuge Passagen dorthin an. Kein Wunder, dass sich viele - man berichtet von über hundert - Bewerber Hoffnung auf einen Vertrag als Nachfolger der Pächter machen. Zu ihnen gehört dem Vernehmen nach auch die Ostseeschule Flensburg - der "Das Lernen ist wie ein Meer ohne Ufer" auf ihrer Internetseite Titel gebend ist - gemeinsam mit der Lighthouse Foundation.
Mit Blick auf die Eile, in der die Naturschutzbehörde einen neuen Pächter sucht, drängt sich das "Lied von der Glocke" des alten Fr. v. Schiller auf. Der hatte zwar nicht an den Pachtvertrag für die Ochseninseln gedacht, sondern an die Ehe zwischen Mann und Frau. Die sollte damals auch mindestens 25 Jahre halten. "Drum prüfe ewig, wer sich bindet" oder so ähnlich soll er empfohlen haben. Nun, der war ja auch besonders piefig. Er schreckte nicht einmal davor zurück, die Ordnung "heil'ge, segensreiche" zu nennen, die "der Städte Bau gegründet" habe.