28.03.17 Wie Schmetterlinge

Heute werden die Segel angeschlagen. Bei leichten Wind und blendendem Sonnenschein. Wellen schaukeln das Boot ganz sacht. Noch knistert das steife Tuch, während es sich Zug um Zug entfaltet. Wie ein Schmetterling die Flügel ausbreitet, wenn er sich von seiner Puppe befreit.

"Sie schaukeln kokett in Gotters Hand wie trunkene Schmetterlinge". Ach, Joachim Ringelnatz. Er hat uns die sicherlich schönste Allegorie von Segelbooten vermacht.


24.03.17 Frühjahrsputz

Der Winter hat sich verabschiedet, aber seine Spuren von Regen und Schmutz sind geblieben. Schwarze Streifen auf dem Rumpf markieren, wo das Regenwasser von der Winterplane abfloss. An den im Herbst noch blitzeblanken Masten sind die leuchtenden Ocker- und Sienatöne unter einem dunkelgrauen Belag verschwunden. Wanten und Stagen aus verzinktem Stahldraht zeigen in den Kepen hellbraunen Rost. Also höchste Zeit für einen gründlichen Frühjahrsputz.

Wenn die Wanten labsalbt werden, sollte man an Deck nicht ohne Regenschirm rumlaufen, auch nich bei Sonnenschein.

Auf WIEBKE BOHLEN hat man eine wirksame Methode gefunden, um den lackierten Mast wieder blitzeblank zu bekommen: Man nehme zwei alte Frotteehandtücher, mache sie mit Wasser gut nass, binde sie um den Mast, und befestige sie an der Klau. Wird nun die Gaffel vorgeheisst und wieder runtergelassen, ist der Mast anschließend wieder sauber. Das geht natürlich nur, wenn noch keine Segel angeschlagen sind. Es empfiehlt sich, eine Sorgleine an der Klau anzubringen, sonst könnte es sein, dass die Gaffel oben bleibt. 

26.03.17 P.S.:
Heute kam auf WIEBKE BOHLEN auch der Besanmast dran. Der ließ sich besser fotografieren und so können wir die Mast-Waschvorrichtung hier präsentieren.

Das Frotteetuch vor der Reinigung...
... und danach.
Jetzt ist es selber reif für eine Wäsche.
     

23.03.17 Alt, aber oho!

Mit alten Booten zu segeln ist herausfordernd. Alte Boote  segelfertig zu machen aber auch. In jedem Frühjahr kommt unweigerlich der Tag, an dem sich der Winter endgültig (hoffentlich) verabschiedet, der Wind moderat weht und die Sonne scheint. An diesem Tag wird die Winterplane abgenommen, das Boot  gereinigt, Lackschäden ausgebessert und das Rigg für das Ansegeln vorbereitet.
Manche Bootsfreunde kommen gleich im halben Dutzend. Männer in der Blüte ihrer Jahre, um ihr Boot aus dem Winterschlaf zu reissen. Nach ein paar betriebsamen Stunden sitzen sie an Deck, dem wohlgeordneten, trinken ein Bier und freuen sich auf das Ansegeln. Man sollte meinen, dass es nur so geht.
Überhaupt scheint segeln mit traditionellen Booten eine Domäne von Männern zu sein. Die sind, siehe oben, in der Blüte ihrer Jahre, kennen sich aus mit der überkommenen Technik und haben genügend Körperkraft und den notwendigen Sachverstand.
Es geht aber auch anders. "Wer auf einem Gaffelschiff alleine keine großen Lasten heben kann, hat es nicht verdient", sagt die Eignerin der Colin Archer Ketsch im Museumshafen und ergänzt "Auf diesem Schiff gibt es nichts, was eine alte Frau zur Not nicht auch alleine machen kann". Wohl gesprochen. Mit Taljen sind die Riggs dieser Schiffe ja reichlich versehen und bei zwei Masten ist imme einer nahe genug, um auch sperrige Lasten ohne allzu große Anstrengung zu bewegen. Wie beispielsweise wenn die Winterplane, acht Meter lang und sechs Meter breit vom an Land zu schaffen ist. Das Trumm wiegt geschätzte dreissig bis vierzig Kilo und ist ziemlich unhandlich. Mit dem vierpartigen Klaufall ist das leicht zu heben. Das sieht dann so aus:

Sodann wird eine lange Leine als Beiholer an beide
Enden der "Wurst" angeschlagen.

                              
Die Plane wird an Deck zusammengefaltet,
mit Zeisingen zu einer "Wurst" verschnürt am
Besan-klaufall hochgezogen
















Jetzt das Klaufall komplett fieren und abschlagen.
Dann die Wurst auseinander falten und zu einem
ordentlichen Paket lagerfertig zusammenlegen.
Der Beiholer wird nun zu einem entfernten Poller
gezogen, bis die "Wurst" über dem Steg ankommt.
Dabei evtl. das Klaufall etwas fieren.














P.S: Die nächste Plane wird aus mehreren Teilen bestehen. Die sind kleiner und daher leichter zu bewegen. Aber bis dahin geht es noch wie oben.

19.03.17 Glanz und Schimmer


Über Reparatur- und andere Klarlackierungen an Bord.

Im  Beitrag "Der Lack ist ab" ging es darum, wie wir die Rundhölzer fürs alljährliche Lackieren vorbereiten. Inzwischen haben wir vier Lagen Lack aufgetragen und das Ergebnis ist sehr ansprechend. Wer noch in der Schukzeit Schillers Glocke gelernt hat, erinnert sich an das Lob der züchtigen Hausfrau das mit der Zeile endet: "Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer und ruhet nimmer". Wenn wir uns jetzt das Ergebnis ansehen geht uns diese Zeile nicht ganz zufällig durch den Kopf. Vor uns liegen die seidenglatt lackierten Rundhölzer und Blöcke und glänzen wie die Auslage bei Tiffany's. Sogar die Korallen und etliche Blöcke haben ihr Quantum Lacköl abbekommen und werden die Saison vermutlich gut überstehen. Dabei kamen wir schnell voran und jedem Tag blieben 22 Stunden für andere Beschäftigungen, unter anderem auch fürs Nichtstun.

Wir haben uns vor etwa 20 Jahren für ein klares Lacköl auf Leinölbasis entschieden. Und zwar nachdem wir gelernt hatten, dass ein geeigneter Lack vor allen Dingen ein gut zu reparierender Lack sein muss.
•  Das setzt aber an erster Stelle voraus, dass er einfach von Hand geschliffen werden kann. Nur dann kann ein Kratzer oder ein Nässeschaden auch mal unterwegs leicht repariert werden. Denn wer wird schon einen Generator an Bord führen um die Reparatur im Hafen oder am Ankerplatz mit dem Exzenterschleifer zu beginnen? Mal vom Krach ganz abgesehen, und vom unvermeidlichen Protest der Nachbarn sowieso. 
•  Zum zweiten soll der Bootslack keine Pigmente enthalten. Denn sonst wird die reparierte Stelle immer deutlich heller wirken und dadurch dem Rest der Welt zur Kenntnis geben "Ich wurde repariert". 
•  Schlussendlich sollte der Bootslack keine Zusätze wie Härter, Verdünner, Haftvermittler und andere Mittel benötigne. Man schleppt auch ohne das immer mehr Material an Bord mit sich herum.

Der Klüverbaum wurde an Deck unter der Plane lackiert und
ist jetzt bereit für die Saison. Sehr praktisch: Der Vierkant am
Fuß und die Klampen.
Die Rundhölzer liegen vor uns, mit Sandpapier 80-er Körnung von Hand geschliffen. Jetzt sollen die Spuren der letzten Saison beseitigt werden, bevor die Rundhölzer wieder an Bord kommen. Als erstes wird der Lackierplatz mit einem weichen Handfeger und mit langsamen Bewegungen staubfrei gereinigt. Schließlich wollen wir den Staub nicht umverteilen. Dann wischen wir die Oberflächen mit einem fusselfreien Lappen ab, auf den wir vorher einige Tropfen Leinöl gegeben haben. Dann nimmt er alle noch verbliebenen Staubkörner zuverlässig auf und imprägniert Stellen, die bis aufs rohe Holz durchgeschliffen wurden und kriecht selbst in kleinste Ritzen in dem alten Lack.
Achtung: Leinöl kann sich selbst entzünden. Deshalb den Lappen anschließend verbrennen, in einem geschlossenen Blechgefäß aufbewahren oder an frischer Luft zum Trocknen glatt aufhängen! Außerdem soll die Oberfläche nicht abgewaschen, sondern nur nebelfeucht abgewischt werden um den Staub zu binden!

Das war's für den ersten Tag. Danach kommt an jedem Tag eine weitere Lage Lacköl auf die Oberfläche. Die ersten beiden ganz mager aber sehr gleichmäßig verstrichen. Nach je zwei Lagen werden allfällige Körnchen oder Fussel in der Oberfläche mit 180-er Schleifpapier vorsichtig beigeschliffen, ohne die neuen Lackschichten durchzuschleifen. Die nächsten zwei Lagen Lack können ein wenig dicker aufgetragen werden. Es besonders darauf an, dass die Schutzschicht möglichst gleichmäßig dick ist. Lacköl hat den Vorteil, dass es lange offen bleibt und kleine Pinselspuren sich auch noch Tage später ausgleichen. Erst die letzte Lage wird "satt" lackiert und zwar in Richtung der Maserung.
Wichtig: "Girlanden" und "Rotznasen" vermeiden. Also besonders die senkrechten Flächen beim  Lackieren und kurz danach optisch kontrollieren. Wenn der Lack schon ein wenig angezogen ist und mit dem Pinsel nicht mehr glatt verschlichtet werden kann: Den Tropfen mit einer sauberen glatten Messerklinge verspachteln. Nach dem Trocknen ist das meist nicht mehr zu sehen.
Tipp: Die Ränder einer Fläche zuerst lackieren. Dann mit dem Pinsel Lack auf die Mitte satt auftragen und erst in der einen und dann in der anderen Richtung rasch über die ganze Fläche verteilen. Das mehrfach wiederholen und dabei den Druck auf den Pinsel verringern und die Bewegung immer gleichmäßiger ausführen. Zum Schluss sollten die Borsten nur noch über die Oberfläche gleiten. Jetzt nur noch in Richtung der Maserung lackieren Sobald der Widerstand größer wird, aufhören, sonst wird die Oberfläche matt.
Noch'n Tipp: Große Flächen einteilen, sodass jede Teilfläche an den Rändern noch nass ist, wenn die nächste in Angriff genommen wird. Dadurch können die Ränder ineinander übergehend lackiert werden. Bei mehreren Lagen die Übergänge immer an anderen Stellen wählen. Bei Rundhölzern bedenken, dass sie beim Lackieren gedreht werden können. Immer auf schmale Flächen auflegen. Die letzte Auflage sollte an einer schlecht sichtbaren Stelle gewählt werden, da sie ganz zum Schluss ausgebessert wird, was aber immer zu sehen ist.

Nach dem Lackieren den Pinsel auf einer sauberen Fläche ausstreichen und mit dem Lappen von vorhin in Borstenrichtung trockenreiben. Anschließend kommt er in ein Gefäß mit klarem Wasser. Wenn alle Borsten nahezu vollständig im Wasser stehen, kann er so mehrere Monate "überleben". Der Lack unserer Wahl darf auf keinen Fall (!) mit Terpentin oder anderen Lösungsmitteln verdünnt werden oder auch nur in Berührung kommen. Das gilt auch für die Pinsel!

16.03.17 Er ist wieder dran

Ein paar Wochen lang lag der Klüverbaum des Haikutters BODIL auf dem Bohlwerk und wartete auf passendes Wetter für die Frühjahrskur. Am letzten Sonntag passte dann alles, was man braucht, um ein Holzschiff unter freiem Himmel zu warten: das richtige Wetter, den richtigen Helfer und genügend Zeit. Seitdem hat der "Spargel" noch ein paar Lagen Lack bekommen. Sonst wäre der glänzende Überzug bald abgeraspelt.

Heute kommt der Klüverbaum wieder an seinen hervorragenden Platz vor dem Bug der BODIL. Der Haikutter dreht vorher eine Hafenrunde und legt sich mit dem Bug zum Bohlwerk an die Plattform beim Historischen Krahn. Den hätte man auch nehmen können um die schwere Spiere an ihren Platz zu hieven. Aber auch hier geht es wieder einmal ganz von Hand schneller als mit der Talje. Drei Männer heben an, führen ihn durch den "Klüverbrille" genannten Beschlag auf dem Vorsteven und fädeln ihn in die dafür vorgesehene Aussparung in der Beting
Jetzt werden die Verstagungen angebracht. Ohne die könnte der Baum unter schweren Bedingungen auf See brechen. Zum Beispiel, wenn er in einer steilen Welle unterschneidet und dann vom Schiffsrumpf mit Gewalt hochgerissen wird. Manche Gebiete der Ostsee sind für ihre steilen, kurzen Wellen berüchtigt. Zum Beispiel die Ecke, wo die Äußere Förde in die Sonderburger Bucht übergeht. Dort kann es bei starkem Ostwind recht ungemütlich werden. Diese Stelle haben wir hier in Flensburg sozusagen direkt vor der Haustüre. Auch deshalb sichert der Skipper die Bolzen der Schäkel besonders sorgfältig mit Musingdraht. Jetzt sitzen die Klüvergeien und die Wasserstagtalje sicher am Nockbeschlag. Da kommt man während der Saison nicht so oft hin, um den sicheren Sitz zu prüfen.
An den Klüvergeien ist auch das Klüvernetz angenäht. Wie ein Netz im Zikus den Artisten auffängt, soll es hier den Bootsmann vor dem Sturz ins Wasser schützen. Es ist aber auch ein beliebter Ort, sich mal ein bisschen von der übrigen Crew abzusondern und alleine über dem Wasser schwebend, zur Ruhe zu kommen. Wenn es Delfine in der Nähe gibt, sind sie von hier aus besonders gut zu knipsen.
Auf dem Foto liegt die Wasserstag-Kette lose auf dem Bohlwerk. Sie kann erst gespannt werden, wenn der Bug weit genug von der Kante entfernt ist. Dazu dient die so genannte Wasserstagtalje. Auf dem Bild ruhen sich Hark und eine kleine Bootsfrau in spe im Klüvernetz aus, bevor die Arbeit weitergeht.
An der Hafenkante bleibt nichts verborgen. Besonders zu Zeiten wenn noch nicht viel los ist im Museumshafen, braucht sich keiner über Besuchermangel zu beklagen. Heute kommt sogar ein frühes Folkeboot und betrachtet fachkundig was da gemacht wird. Man oder Frau könnte ja was lernen. Aber nicht heute. Dem nordischen Klassiker fehlt es einfach an der notwendigen Voraussetzung, wie beispielsweise dem Klüverbaum.  Man kann eben nicht alles haben!

P.S. Und der Klüverbaum der WIEBKE BOHLEN? Er liegt fertig lackiert auf dem Deckshaus. Sobald die Winterplane abgebaut ist, kommt auch er wieder dran.

15.03.17 Traditionsschiffe in Sorge

Traditionssegler protestieren gegen die Änderung der
Sicherheitsregeln.
Foto:
Osteenetz.de
Am Sonntagmorgen um 06.05 Uhr brachte der NDR 90,3 ein informatives Feature über die geplanten neuen Sicherheitsregeln für Traditionsschiffe. Diese haben zu großer Unruhe bei den Eignern und Betreibern der alten Segel- Dampf- und Motorschiffe geführt. Sie fürchten um die Existenz der schwimmenden Kulturboten. Dabei sind diese die Attraktion der Hafenfeste und locken viele Menschen auf die Veranstaltungen. Entsprechend sehen  die norddeutschen Küstenländer die Entwicklung ebenfalls mit großer Sorge. Die neuen Regeln sollen noch in diesem Sommer in Kraft treten.

Protagonisten der Auseinandersetzung sind Betreiber und Eigner und ihre Interessenvertretung GSHW gegenüber dem Bundesverkehrsminiterium. Auch das Ministerium kommt zur Sprache und das Bundesamt für Seeunfalluntersuchung (BSU). Außerdem wirft das Feature einen Blick auf die Situation holländischer Traditionsschiffe. Sie sind auf Hafenfesten in Deutschland oft und gern gesehene Teilnehmer. Bei unserem Nachbarn im Westen gelten andere Regeln als in Deutschland, unsere besonderen Sorgen kennt man dort anscheinend nicht.
 
Hier kann der originale Beitrag aufgerufen werden.

Das Feature dauert ca. 37 Minuten

14.03.17 Gute Alte Zeit

Bei einer kurzen Recherche zum vorigen Beitrag "Auf nach Büsum" stießen wir unvermeidlich auch auf die Webseite des Veranstalters. Die finden wir sehr schön und gefällig gemacht. Besonders das historische Titelbild mit dem Kutter BÜS75 zieht unseren Blick an. Da strebt das noch beruflich aktive Schiff mit seiner Besatzung in voller Fahrt an einer befeuerten Mole entlang. Bemerkenswert finden wir die beiden Damen an Deck, zeigen sie doch offensichlich, dass schon damals die Fischerei nicht mehr ausschließlich eine Männerdomäne war. Wir fragen uns, ob ihre Arbeitskleidung damals den Anforderungen der Berufsgenossenschaft entsprochen hat?  Muss wohl, denn im Text der Seite heisst es dazu:
"Der Verein sieht seine Aufgabe darin:

... Das Gesamt Hafenbild mit dem historischen “Alten Hafen” zu vervollständigen, um der heutigen Generation beispielhaft vorführen zu können wie einst die Berufsschifffahrt an der Westküste Schleswig-Holsteins und hier speziell in Büsum aussah."
Gute Alte Zeit!

14.03.17 Auf nach Büsum

Quelle: Museumshafen Büsum
Soeben trudelte hier eine Einladung ein, die wir gerne weitergeben. Der Museumshafen Büsum veranstaltet auch in diesem Jahr wieder sein Oldtimertreffen. Wem also nach Rum Regatta, Robbe & Berking Sterlin Cup und Dampf Rundum die Zeit lang wird und auch mal gerne wieder Nordseeluft schnuppern möchte, findet hier einen interessanten Anlass, nach Büsum zu reisen:
"Vom 21. bis 23. Juli veranstalten wir wieder ein Treffen von historischen Wasserfahrzeugen im Rahmen der 114. Büsumer  Kutterregatta. Wie immer beginnen wir mit der Begrüßung der Skipper durch den Vorsitzenden des „Museumshafen Büsum e.V.“ und dem anschließendem obligatorischen Kapitäns-Frühstück am Samstagvormittag.  Der Höhepunkt ist das gemeinsame Auslaufen aller Schiffe zur großen Korsofahrt vor Büsums Küste am Samstag, wo die teilnehmenden Crews die Möglichkeit haben, Gäste mitzunehmen. Zum besseren Kennenlernen wollen wir mit Euch gemeinsam den Tag kulinarisch und stimmungsvoll ausklingen lassen. Auch am Sonntag besteht noch die Möglichkeit  mit Gästen hinauszufahren, um die große Büsumer Fischerflotte bei ihrer Kutterregatta zu begleiten. Außderdem startet in einer eigenen Klasse die 3. Büsumer Börtebootregatta. Darüber hinaus gibt es an den drei Tagen ein buntes Rahmenprogramm rund um den Büsumer Hafen, dem größten Fischereihafen an der schleswig-holsteinischen Westküste.
Büsum liegt, je nach Reiseweg über Land, zwischen 102 und 114 km SW-lich von Flensburg. Auf dem standesgemäßen Seeweg bietet sich die Route durch den Nord-Ostseekanal oder aber, für Leute ohne Zeitdruck, die Route über Skagerak und Nordsee an.
Noch was: Teilnehmende Gäste zahlen keine Strom-, Wasser- und Liegegebühren für ihr Boot, verrät das Plakat zur Einladung.

Kontakt:
Museumshafen Büsum
Danziger Str. 20
25761 Büsum
info@museumshafen-büsum.de

12.03.17 Sonntagsvergnügen

Hark schleift ...
Was haben Traditionsschiffer und Gartenfreunde gemeinsam? Richtig - die Hoffnung auf gutes Wetter und die Freude, ihre Leidenschaft an der frischen Luft voll auszuleben. Bei dem schönen Sonntagwetter heute halten es weder die einen noch die anderen in der Wohnung aus.

Während an der Fischütte schon die Freunde der Fischbrötchen in der ersten langen Warteschlange des Jahres auf ihre Lieblingsspeise warten, nutzen einzelne Gaffelfreunde des Museumshafens die Gunst des kühlen Tages für erste Arbeiten an ihrem Boot.


... und schleift ...

Die Eignerin der WIEBKE BOHLEN ist unter die Plane gekrabbelt um sich über den fünfeinhalb Meter langen Klüverbaum herzumachen. Den wuchtet die frischgebackene Ur-Großmutter dafür auf das Deckshaus (alleine!) und schleift, so lange die Knie mitmachen.
Bis zum Vier-Uhr-Tee ist schon eine Hälfte superglatt und fertig zum lackieren. Die andere kommt morgen dran.



Hark braucht etwas mehr Zeit. Kein Wunder, der Klüverbaum der BODIL ist
... und schleift
erheblich länger und auch entsprechend dicker. Dennoch ist er zur Teezeit mit schleifen komplett durch und nach der Teatime schimmert der  Spargel schon seidenmatt unter seiner neuen Beschichtung. Gut so, ab vier Uhr wird es zu feucht zum malen. Während Ben in der Fischütte nicht zur Ruhe kommt, werden auf BODIL und WIEBKE BOHLEN die Schleifblätter und Pinsel weggepackt.

Auf PIROLA herrscht währenddessen die gebotene sonntägliche Ruhe. Der Eigner kann sich's leisten, der alte Logger glänzt schon längst wieder in gewohnter Frische.

09.03.17 Stand der Dinge

"Jeder denkt, sie sind perdu..." Wie kommt man  blos auf einen Reim von W. Busch, wenn eine Mail der Crew des Lynæskutters ABSALON af LYNÆS mit Bildern vom "Stand der Dinge" eintrudelt? Vermutlich weil sie auch diesmal die beruhigene Nachricht verbreiten "...aber nein, noch leben sie".
Womit wir wieder wieder einmal feststellen - Traditionsschiffe sind nichts für Hektiker. Hier gilt vor allen Dingen "in der Ruhe liegt die Kraft". So gesehen ist der Umgang mit den alten schwimmenden Kulturzeugnissen eine Art mentales Training und, richtig eingesetzt, vermutlich auch als ideale Therapie gegen ADHS geeignet. Sollte man mal als Substitutionstherapie für Ritalin ausprobieren. Das könnte den Zulauf zum Nachwuchs- und Jugendprogramm des Museumshafens erheblich fördern. Auch wenn sich die Krankenkassen vermutlich etwas zieren würden, den Leistungskatalog in diese Richtung zu erweitern.
Aber zur Sache. Die ABSALON wurde im Jahr 1903 für die Fischerei im Kattegatt gebaut, wie die Isefjordboote mit ihrer speziellen Form überhaupt. Sie können mit geringem Tiefgang (1,8 Meter) ihr Namen gebendes Heimatrevier, den Isefjord im Norden Seelands befischen. Gleichzeitig sind sie mit ihrer besonders hohen Formstabilität für die ruppigen Seen im Kattegatt geeignet. Zudem bieten sie an Deck vergleichsweise viel Platz. Formstabilität und Platz an Deck ist bei ABSALON durch das ungeöhnliche Verhältnis von fünf Meter Breite zu 11 Meter Decklänge bestimmt. Dennoch sind Boote dieser Bauform ziemlich schnell. Die Rümpfe sind hauptsächlich geklinkert. Dabei überlappen die Planken und bilden einen steifen Bootskörper. Geklinkerte Rümpfe sind an den markanten Sprüngen entlang der Planken leicht zu erkennen. Nur im Bereich der Sponung, wo die Planken in die Steven einlaufen, gehen die Planken ineinander über. Wie das gemacht wird, ist in dem Foto unten links gut zu erkennen. Von den vielen Planken, die an ABSALON ersetzt werden mussten, sind jetzt nur noch drei übrig geblieben. Und natürlich die Spanten, die ihnen zusätzlichen Halt geben. Das Foto rechts zeigt einen, der vollständig neu gebaut wurde. 
Im Herbst soll ABSALON fertig sein. Doch Restaurationstermine sind bekanntlich das, was Engländer "moving target" nennen.  Aber wenn, dann wird ABSALON wieder ihren Liegeplatz am Bohlwerk einnehmen. Den hat sie vor nun bald 15 Jahren verlassen um mal eben ein paar Planken zu reparieren. Wie gesagt "in der Ruhe liegt die Kraft". 
Auf gutes Gelingen!

Der Vorsteven mit der Sponung (li.)
Die meisten Spanten sind erneuert

Der kommt auch noch rein


Hier gibt es frühere Beiträge, in denen ABSALON genannt wird

08.03.17 Colin Archer in Seenot


Foto: NRK Rogaland





"Das war kein schönes Erlebnis". Mit diesen Worten kommentierte der Eigner der Colin Archer BLÅMANN aus Norwegen sein Erlebnis ca. 60 Meilen vor den Shetlandinseln. Er war mit seiner Partnerin auf der 2002 gebauten Ketsch Ende Februar von Norwegen aus bei rauhem Wetter selbst am Ruder, als er gegen sechs Uhr morgens einen lauten Knall hörte und gleichzeitig die Maschine ausfiel. Schlimmer noch: das Boot nahm mehr Wasser, als die Pumpen bewältigen konnten und das Leck war nicht nicht zu finden. Da wurde im klar, dass er Hilfe rufen musste. "Als ich an Bord der Seenotretter war, wusste ich, dass ich mein Boot nie wieder sehen würde", schildert er seine Gedanken. Zu Hilfe kamen zwei dänische Offshore-Schiffe. Sie übernahmen die Crew des Havaristen unversehrt.
BLÅMANN in Finnøy
Foto: NRK Rogaland

Doch der massive hölzerne Nachbau eines Colin Archer Rettungskutters blieb wider Erwarten schwimmfähig und konnte nach Finnøy (Rogaland, Norwegen) geschleppt werden. Dort liegt das Boot jetzt und wartet auf die Reparatur. Der Eigner ist sicher, dass sie wieder in See gehen wird. Dann will er mit seiner Partnerin segeln, so weit es geht. Wir wünschen den beiden, dass sie dann weiter kommen als bis kurz vor den Shetlands. Vielleicht wieder einmal bis nach Flensburg zur Rum Regatta? Dort war BLÅMANN  mit ihrem früheren Eigner zuletzt vor etwa 10 Jahren. 

Quelle: NRK Rogaland und esys


06.03.17 Der Lack ist ab

Raum ist in der kleinsten Hütte. Nicht nur für das "glücklich liebend Paar" sondern auch für Liebhaber eines traditionellen Gaffelseglers. Jetzt, knapp vor Saisonbeginn juckt es in den Fingern. Nur noch 11¹⁄₂ Wochen bis zur Rum Regatta! Und draußen fällt nach ein paar wenigen sonnigen Tagen wieder Schneeregen vom grauen Himmel. Vorgestern erst ging der Gedanke nicht aus
Hier warten Besanbaum und -Gaffel und Fockbaum
und Bootshaken auf die erste Lackschicht.
dem Kopf "sollte man das trockene Wetter nicht doch nutzen und die Winterplane abnehmen?" Gut, dass es bei dem Gedanken blieb. Aber könnte man bei dem Sauwetter nicht doch wenigstens ein paar Blöcke lackieren? Und der Bootshaken, den müsst man doch auch ...?".  Nein, nicht in der Wohnung. Aber im Gang vor dem Kellerabteil da könnte man so was machen. Nur ein bisschen umräumen und den Bauch einziehen, dann müsste es doch gehen! 
Und wie man sieht, geht es tatsächlich. Ohne die laut jaulende elektrische Schleifmaschine oder gar den kreischenden Winkelschleifer haben auch die Nachbarn nichts gegen unseren Arbeitsdrang einzuwenden. 

Noch vor der Lackierung entscheidet das Schleifen, ob die Arbeit mit einem guten Ergebnis belohnt wird. Das gute Ergebnis: das sind mindestens vier, besser acht Aufträge eines Lacköls, mit dem wir seit Jahren unsere Naturholzflächen behandeln. Es hat für uns den oftmals unterschätzten Vorteil, dass es im Vergleich zu 2-Komponentenlacken leicht von Hand zu schleifen ist. Und ein Handschliff (ohne Schleifklotz) vermeidet, dass einzelne unebene Partien in der Oberfläche bis auf das rohe Holz durchgeschliffen werden. Bei der geringen Dicke einer guten Lackschicht kann schon nach wenigen Zehnteln eines Millimeters der rohe Holzuntergrund erreicht sein. Auch gut behandelte Oberflächen sind uneben, sodass der Schleifteller einer Schleifmaschine die erhabenen Stellen zuerst abträgt. Dazu kommt, dass wir es auf einem Boot in der Regel mit gewölbten Flächen zu tun haben und sich die gewachsene Maserung am Ende der Saison als Relief in der Oberläche leicht abzeichnet. Deswegen nehmen wir gerne das Schleifpapier in den bloßen Handteller oder  einen Klotz aus nachgiebigem Schaumstoff oder ein Stück dicken Teppich. Es muss ja nicht das gute Erbstück aus Persien sein.  

Weil unser Boot überschaubar groß ist, können wir die Lackierung komplett mit eigenen Händen erledigen. Das ist wörtlich gemeint. Elektroschleifer oder gar eine Flex (vulgo: Winkelschleifer) setzen wir äußerst selten ein. Auch den Rumpf und die Masten halten wir auf diese Weise unter Lack. Das ist effizient, preiswert und schont die Nerven. Im Vergleich zu anderen Methoden geht die Arbeit zumindest gleich schnell vonstatten und das Schleifpapier hält länger als in der Maschine. 

Wir schleifen bei der Wartung in der Regel mit 80-er Körnung. Wenn die Lackpartien tatsächlich einmal ganz herunter geschliffen werden müssen, darf es auch schon mal gröber sein, wenn nicht ohnehin die Ziehklinge drankommt. Die meisten Beschläge bauen wir für die Lackierung ab. Die Zeit dafür holen wir beim Schleifen wieder rein.

Leider können wir nicht vermeiden, dass der Lack an einzelnen Stellen im Gebrauch durchgescheuert wird. In dem Fall sichern wir die Stelle noch während der Saison. Mit anderen Worten, wir segeln mit dem Pinsel in Bereitschaft. Das spart Zeit und Aufwand bei der Wartung im Winter.  Durchgearbeitete Stellen werden separat vorgezogen und bekommen erst einmal vier Lagen . Erst dann schleifen wir die ganze Fläche. Sie bekommt anschließend weitere zwei bis drei Lagen Lack. Die ersten Lagen sind eher dünn aufgetragen, die letzte soll satt, aber ohne "Girlanden" den richtigen Glanz liefern. Das reicht dann im allgemeinen für die kommenden Monate.

03.03.17 Frühlings Erwachen

Wenn die Fischhütte auf dem Bohlwerk des Museumshafens die Läden aufmacht, ist in Flensburg der Winter endgültig vorbei - egal bei welchem Wetter. Heute öffnete Ben wieder seinen Verkaufsstand und schon fanden sich die ersten Gäste ein, bestellten sich "einmal mit Matjes" oder "mir mit Lachs" und warteten auf den rustikalen Bänken auf das eigens für sie gemachte Fischbrötchen. Noch sind es wenige, aber der Frühling hat ja auch erst angefangen.
Derweil ist auf dem Wasser noch nicht viel los, wenn man vom Logger PIROLA absieht. Dort wurde das sonnige 10 Grad warme Wetter genutzt, um das Klüversegel zu trocknen. Für ein Foto waren wir zu weit weg. Ab jetzt werden im Hafen Segel wieder häufiger zu sehen sein.

Die ersten Gäste freuen sich über den Frühlingsanfang
am Bohlwerk ...
... und Ben, Meister der Fischbrötchen, auch













Manche Vorbereitungen auf die kommende Segelsaison sind noch den Blicken verborgen. Wer im Herbst seine Blöcke, Namensschilder, Spieren, von Bord ins Winerlager mitgenommen hat, wird jetzt schon in freien Minuten mit Schleifen und Lackieren beschäftigt sein. Oder Segel und Leinen durchsehen, oder die Stromversorgung überprüfen. Alte Schiffe sind eben nichts für Verzagte.