08.02.17 Doch was zu melden

Ein Blick auf das Foto von heute macht klar: Am Bohlwerk ist absolut Nichts los, was eine Meldung lohnt. Außer vielleicht, dass heute, zum ersten Mal in diesem Jahr, eine nennenswerte Menge Schnee gefallen und sogar liegengeblieben ist. Gestern sah es genauso aus, nur ohne Schnee und Vorgestern auch, aber nasser.

Am Bohlwerk liegen SIGANDOR, RYVAR, MEJSEN, GRETA, FORTUNA, WIEBKE BOHLEN, PIROLA, DAGMAR AAEN und FULVIA. BODIL ist nicht weit entfernt auf der Werft in Egernsund. Der Winter ist für die einen Ruhezeit, für andere Zeit in Ruhe am Boot zu arbeiten.
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Wir müssen schon ein paar hundert Meilen weiter nach Norden blicken, um eine interessante Gschichte zu finden. DAGNAR AAEN und das kalte Wetter sollen dabei den Einstieg liefern.
Der rote Haikutter, das Expeditionsschiff von Arved Fuchs hat unter seiner Leitung 1993 die sogenannte Nordwest-Passage bezwungen. Die arktischen Gewässer nördlich von Kanada waren damals noch durch dichte Eisfelder teilweise blockiert. Das Eis, in dem auch die bekannte Franklin Expedition tragisch scheiterte, hätte beinahe auch das Schicksal der DAGMAR AAEN besiegelt. Schließlich konnte die Crew "mit viel Geduld" das Schiff aus dem tödlichen Eispress befreien und die Beringstraße erreichen. Damit war die Reise auf den Spuren von Roald Amundsen am Ziel angekommen. Der norwegische Polarforscher hatte diese anspruchsvolle Reise 90 Jahre zuvor als erster geschafft. Sie dauerte drei Jahre. Das Expeditionsschiff von Amundsen war GJØA, mit 21 Metern Länge nur drei Meter kürzerer Fischutter als die DAGMAR AAEN aus dem Flensburger Museumshafen. Bei der Exedition war das Schiff schon 28 Jahre alt. GJØA blieb erhalten und kann immer noch im Fram Museum in Oslo besichtigt werden. In diesen Tagen wird sie von Bootsbauern des Hardanger Fartøjvernsenter restauriert. Ein aktuelles Video zeigt die alt überkommene Handwerkstechnik. Hier werden neue Balkweger eingebaut.



Die Arbeit wird unterstützt durch moderne Digitalisierungsmethoden, die neuerdings immer stärker in Archäologie, Restauration oder Modellbau Eingang finden. Das Stichwort ist Modellierung. Hierbei werden digitale Fotografien durch Programme in dreidimensionale Datenmodelle umgewandelt. Die können dann wahlweise visualisiert oder mit Volumendruckern in reale Modelle umgewandelt werden. Das Modell von GJØA wurde aus 151 Digitalfotos mit der Software AGISOFT herstellt. Es kann auf dem Bilschirm aus allen Richtungen betrachtet werden. Je nach Rechnerleistung sollte man den Cursor etwas langsamer bewegen als gewohnt um harmonische Bewegungen zu erhalten. Natürlch reicht es nicht, einfach mal die Handykamera auf ein Schiff zu halten. Aber auch der Aufwand für die Anschlußarbeiten wird vermutlich im Laufe der nächsten Jahre noch erheblich geringer werden.

Unser Flensburger Modellbauer-Freund Adi Born hat im letzten Jahr ein Modell der GJØA nach alter Väter Brauch von Linienrissen auf Papier ausgehend hergestellt. Es ist, wie von ihm gewohnt, sehr schön, handwerklich perfekt und sehr detailversessen gebaut worden. Wie schön, dass so etwas trotz rasantem Fortschritt immer noch möglich ist

Modell der GJØA von Adi Born