12.07.16 Reinhardts Neue Kleider

Die Flensburger Nachrichten kritisieren in ihrem Beitrag von heute "Sail ohne Segel", dass Motto der Flensburg SAIL und die tatsächliche Veranstaltung auseinanderklaffen. Darauf entgegenet der Veranstalter in der Online-Ausgabe der Zeitung:
"Wir haben hier binnen zwei Jahren einen klaren Paradigmenwechsel vollzogen. “Man habe mit der „Sail“ andere Schwerpunkte setzen wollen. „Wir haben ein maritimes Bürgerfest organisiert, das Segeln für alle ermöglicht“, sagt Reinhardt – „fernab hoher Mitsegel-Preise“. Schnuppersegeln habe es jedem möglich gemacht, das Segeln selbst zu erleben. Zudem sei es ein Festival der Kulturen gewesen, bei dem der Integrationsgedanke im Fokus gestanden habe. Dieses Ziel habe man erreicht. Die Organisationen der Migranten steuerten ein eigenes Kulturprogramm bei. Die Kultur-Oasen längs der Hafenkante waren Schauplätze für Kinder-Mitmachaktionen, Improvisationstheater, Pantomime, Shanty-Chöre und viele andere Musikgruppen."
Der hochgelobte Paradigmenwechsel hat nun aber gefloppt, weil er als Täuschung daherkam. Der Veranstalter sollte ihn ganz rasch neben Kaisers neue Kleider in die Mottenkiste legen und dort liegen lassen. Der aber keilt zurück und sagt: "Serben, Griechen und Türken haben getanzt und gesungen und den miesepetrigen Flensburgern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert".
Was weltoffen, menschenfreundlich und kulturbetont daher kommt, wird aber auch dadurch nicht zu dem, was angekündigt wurde. Auch wenn's schwerfällt: Etiketten sollten nicht mehr versprechen, als dem Inhalt entspricht. Die Besucher erwarten von einer "Sail" genannten Veranstaltung Segel und von einem Maritimen Bürgerfest, zumal am Hafen, tatsächlich ein maritimes Hafenfest. Eine Budensammlung wie sie jede Kirmes bietet mit Themen wie Migration und Integration aufzubrezeln, erscheint dabei als ein durchsichtiger Versuch, das natürliche Gewinnstreben des Veranstalters ethisch aufzuknuspern und damit sakrosankt zu machen.
Es ist schon so, dass auf diese Weise ein über Jahre erarbeitetes Image der Stadt "verbrannt" wird (Zitat Flensburgs Tourismus-Chef ). Das bleibt dann leider auch an wirklich gemeinnützigen Veranstaltern maritimer Hafenfeste hängen.