03.06.16 Mother's little helpers (1)

Die Hilfstalje
Wie schreibt ein Lifestyle-Magazin für Flensburg und Umgebung? Es schwärmt vom segeln pur - hier alles wird aus der Hand gefahren. Und das Bild zum Text zeigt was? Richtig geraten, es zeigt eine Hand an der Winschkurbel.

Winschen für Klüver-, Fock-, Besan- und Großschot. Zusätzlich Winschen für Klau- und Piekfall. Nicht zu vergessen: Fallwinschen für die Vorsegel. Dazu Winschen für die Traveller, Reffleinen, Unterliekstrecker,  und so weiter und so fort. Alles solide montiert und bezahlt. Der Ausrüster sendet zu jedem Geburtstag besonders liebe Grüße. Man kann sicher sein, dass sie von Herzen kommen.

Mother's little helper: die Hilfstalje. Der Läufer ist geschlage-
nes Tauwerk von zwölf Millimeter Durchmesser. Dünneres
Tau ist schlecht zu greifen. Ein Block hat einen Takelhaken
eingeschäkelt, der andere einen Krabinerhaken. Hier ist noch
ein Grummet eingehängt, das wir nutzen, wenn der Klüver-
baum eingeholt oder ausgerannt wird. Die Talje wird auch
eingesetzt, um den Niederholer für das Topsegel tight zu
setzen, oder für die Schoten oder, oder ...

Darüber kann  der Traditionssegler gelassen lächeln. Auf seinem Boot wird wahre Handarbeit wörtlich genommen. Statt Winschen gibt es das Gespür für den richtigen Augenblick, oder neudeutsch das "Timing". Bei den Schoten reicht das alleine schon in den meisten Fällen für den optimalen Segeltrimm. Denn was auf einer Jolle richtig ist, kann auf größeren Segelbooten nicht falsch sein. Nehmen wir beispielsweise eine Wende. Immer wenn der Bug gerade durch den Wind dreht, kommt ein kurzer Augenblick, wenn das Segel kraftlos im Wind killt. Eine halbe Sekunde danach wird die neue Leeschot so dicht gesetzt wie es geht. Zum Belegen genügen ein paar Kreuzschläge (ohne Kopfschlag!) auf einer simplen Klampe. Wie viele Kreuzschläge es sind, hängt von der Windstärke ab, ebenso, wie schnell das Belegen erledigt wird. Schon unmittelbar danach wird die Schot so auf das Deck gelegt, damit sie im nächsten Manöver glatt ablaufen kann. Wann das sein wird, weiss man oft nicht im voraus. Ein Sturkopp, der sich die Vorfahrt erzwingen will, reicht für ein Karacho-Manöver.
Sei es, dass die Schot zu langsam oder zu locker belegt wurde oder dass der Wind schralt: Manchmal muss die Schot auf dem selben Kurs dicht gesetzt werden. Wenn dann die Handarbeit mehr Kraft erfordert als vorhanden, kommt mit der Hilfstalje einer von mother's little helpers zum Zuge. Diese Talje ist ein Universalgenie wenn es darum geht, Weg (eines Läufers) in Kraft zu verwandeln. Außer der Hilfstalje wird noch ein fester Punkt am Schiff benötigt, zu dem hin die Talje zieht. Das ist besonders wirkungsvoll, wenn dieser Punkt ein festes Auge oder ein fester Bügel in Richtung der Schot ist. Dort kann die Talje mit einem Takel- oder Karabinerhaken eingehängt und auch leicht wieder entfernt werden. Ist auf der holenden Seite der Talje ein Stropp eingespleißt, kann der als Stopperstek auf die Schot gesetzt werden. Oder auf das Fall. Oder auf die Reffleine oder den Unterliekstrecker. Überall, wo die der Bizeps mal nicht genügend Bumms erzeugen könnte , kann eine Hilfstalje unverzichtbare Hilfe leisten. Sie ist vierfach geschoren und kann von uns bis zu 300 Kilo zusätzlich verfügbar machen. Gleich beim ersten Versuch musste ein geschlagenes Tau aus Naturfaser dran glauben. Die beste aller Vorschoterinnen war hin und weg; sie sah sich gleich als Superwoman. 
Vielleicht überflüssig zu erwähnen: eine Schot die mit Hilfe der Talje dichter geholt wurde, wird auf der Klampe neu belegt noch während die Talje angeschlagen ist. Danach ist die Talje frei, wird lang gezogen und liegt für die nächste Aktion bereit.