19.03.16 Es geht noch

Haikutter BODIL reist ab, ganz traditionell.
Es bleibt selten verborgen, wenn am Museumshafen Traditionssegler an- oder ablegen. Selbst Bens Gäste, voll auf ihr Fischbrötchen konzentriert, registrieren die Manöver ohne auch nur den Kopf zu heben. Die kernigen Geräusche der großen Dieselmotoren sind nicht zu überhören und heben sich sogar vom Hintergrundgeräusch der LKW auf der Schiffbrücke deutlich ab. Ob Volvo, Cummins, Henschel oder Ford, vier- oder sechs Zylinder, mit oder ohne Turbolader, jeder hat seine eigene akustische Kennung. Es soll sogar Spezialisten geben, die am Geruch der Abgase erkennen, wessen Maschine läuft.
Ganz selten versagt solche Expertise. Es sind die glücklichen Tage, an denen weder Geräusch noch Geruch Kunde von den Hafenmanövern der alten Schiffe gibt.
Heute hat uns BODIL, der blaue Haikutter des Museumshafens einen solchen Moment beschert. Vom Westwind begünstigt, hat die Crew das schwere Schiff Hand über Hand aus der Box gezogen. Noch während es mit dem bisschen Fahrt in das Hafenbecken glitt, ging schon das braune Großsegel hoch. Der Wind hatte sich noch nicht entschieden, ob er von der einen oder von der anderen Seite in das schwere Tuch einfallen wollte. Der Baum, von kräftigen Händen nach Steuerbord gedrückt, ließ das Segel sich füllen und schon legte BODIL etwas über, trieb ein paar Meter seitlich ab, bis sie Fahrt aufnahm, Richtung Hafenausfahrt. Dann ging die Fock hoch, bauschte sich eher träge in dem schwachen Wind. Das geklinkerte Beiboot folgte willig an seiner Schleppleine. Bald war der alte Fischereisegler hinter den Silos am Harniskai verschunden.
Es geht also noch, das Manövrieren ohne Maschine. Leise, sauber und schön anzusehen.