29.12.15 GREIF wieder obenauf

Der in der Nacht zum 21.12. in Lübeck gesunkene historische Kutter GREIF wurde durch einen mobilen Lastkran gehoben und liegt nun wieder an seinem Liegeplatz. Zuvor hatte ein Taucher Hebegurte unter dem Rumpf befestigt und drei starke Pumpen in Bereitschaft gebracht. Nachdem das auf der Seite auf Grund liegende Schiff noch unter Wasser aufgerichtet wurde, konnte der Rumpf gehoben werden. Sobald das Deck über der Wasseroberfläche erscheint, werden die Pumpen eingeschaltet und erleichtern den Rumpf pro Minute um eine Tonne Wasser. Bei einer Besichtigung wurde keine einzelne Ursache für den Untergang gefunden. Vermutlich waren es mehrere kleinere Lecks, über die das Wasser in den Rumpf drang. Als der Rumpf dadurch tiefer sank, erreichte der Wasserspiegel eine bislang harmlos oberhalb der normalen Wasserlinie liegende Stelle. Von nun an ging es schneller Richtung Grund. Unklar ist, warum die Pumpen an Bord nicht in der Lage waren, die anfangs geringe Wassermenge zu beherrschen. Die Ventile sollen nicht Grund für die Havarie gewesen sein. (Quelle Lübecker Nachrichten online)

Ohne den Schlaumeier geben zu wollen, hier ein kleiner Rat:
Es könnte sein, dass sich das Unglück vorher durch langsames Ansteigen des Wasserstandes in der Bilge angekündigt hat. Spätestens dann sollte die Funktion der Pumpen regelmäßig kontrolliert werden. Wenn sie mit Schwimmschaltern ausgerüstet sind, müssen dazu die Schwimmer angehoben werden; nur so ist die Kontrolle eindeutig. Wenn nicht, sollten sie so schnell wie möglich nachgerüstet werden. Die Bilge sollte unbedingt frei sein von Treibgut oder anderem Schmutz, insbesondere Resten von Tape, Textilien oder Plastikfolien, auch Papiertücher und Bändsel, Garne haben dort nichts verloren. In der Bilge sollte nichts als Wasser sein, wenn überhaupt. Sonst kann die Pumpe versagen, wenn sie dringend gebraucht wird. Lecks sind oberhalb der Wasserlinie nicht weniger gefährlich als darunter. Der Eigner hat das Schiff gerade erst übernommen und wollte es demnächst auf einer dänischen Werft überholen lassen. So bedauerlich sein Missgeschick ist: Er hat Glück gehabt, dass seine Neuerwerbung noch im Hafen auf Tiefe ging.

Foto: Kröger/ Lübecker Nachrichten online

26.12.15 Frogtörn

Grogtörnwetter in der (trügerischen) Erinnerung
Foto: Rainer Kerzig
 
Grogtörnwetter heute geknipsten Wirklichkeit
Die Vorhersage hält sogar Sturmböen für möglich und das Wetter ist so mies, nur Frösche könnten daran Gefallen finden. Es regnet, regnet, regnet. Doch wie heißt es in dem alten Schlager "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern".
Einen
Seemann? Ach was, rund dreißig sind es, die sich heute zum traditionellen Grogtörn einfanden, zwei Schiffe bemannten, bzw. befrauten und in den diesigen Morgen des zweiten Weihnachtstages aufbrachen. Als Begleitung und zur Sicherheit mit dabei das Rettungsboot WERNER KUNTZE der DGzRS aus Langballig.  Die Veranstaltung ist nur selten ausgefallen und nur, wenn der Hafen zugefroren war. Dabei gab es damals schon die Klimaerwärmung. Wie dem auch sei, ob  in der nördlichsten Stadt Deutschlands die Eisschollen damals oder die 11°C heute zur Unzeit kamen, lässt sich ohnehin nicht eindeutig klären. Sicher ist nur, das es in Puerto Williams, der südlichsten Stadt der Welt, heute kälter ist als hierzulande. Dort, wo DAGMAR AAEN aus dem Museumshafen Flensburg gerade sommerlich Weihnachten feiert zeigt das Thermometer 3°C, bei teilweise sonnigem Wetter und sanften 2 bft Wind. 

Liegt also die Frage nahe, wo zurzeit die rechten Salzbuckel vom alten Schrot und Korn gefordert sind: Dort wo man bei lauen Winden Kap Hoorn rundet oder da, wo man bei Scheißwetter um die Ochseninseln schippert?

24.12.15 Zu Weihnachten

Da sitzen wir gemütlich in der Wohnung und denken an die vielen Seeleute die heute und früher das Fest der Feste auf See verbrachten. Doch bevor wir romantischen Freizeitseeleute von den HAFENMELDUNGEN uns an dem Thema verheben, lassen wir Kompetentere zu Wort kommen und wünschen unseren Leserinnen und Lesern Frohe Weihnacht!

Die Weihnachtsinsel: Entdeckt von James Cook
"Weihnachten auf den Wellen
Es ist eine lange Liebe - stürmisch, mit Höhen und Tiefen sowie einigen Überraschungen. Das Weihnachtsfest auf hoher See oder im Hafen hat seit Beginn der christlichen Seefahrt seinen eigenen Charme. Dort, wo Wind und Wetter den Alltag bestimmten, wo das raue Klima einen rauen Umgang unter den Matrosen mit sich brachte und wo die Entfernung zur Familie, zum eigentlichen Ort besinnlicher Feiertage, Sehnsucht und Heimweh offenbarte, dort hat sich über die vielen Jahrhunderte ein Fest entwickelt, das seine Eigentümlichkeiten besitzt.

Für die Jahrhunderte währenden Verankerung des Weihnachtsfestes in der Seefahrt gibt es viele Anhaltspunkte. Vom heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute berichten schon Jahrhunderte alte Ikonenmalereien. James Cook taufte 1777 im Pazifischen Ozean die Weihnachtsinsel, weil er sie just zum Fest entdeckt hatte. Und auch die lange Reihen von Gedichten und Liedern aus den Federn von Seeleuten, die ihre Feiertage an Bord verbringen mussten, zeigen die Verbindung, wie etwa das Gedicht eines Kapitäns aus dem Jahr 1884:
"Ja, Schnee und Hagel, Sturm und Wellen,
aus engen nie versiegtem Born,
nur Blitze, die die Nacht erhellen,
das ist die Weihnacht bei Cap Hoorn."
Da klingt schon ein wenig vom Charakter der Festtage auf See durch: Irgendwo zwischen Pflichterfüllung, derbem Männeralltag sowie exotischen klimatischen Verhältnissen auf der einen Seite und kindlichen Erinnerungen, religiösem Antrieb und an die Seeverhältnisse angepassten Bräuche auf der anderen Seite, entwickelte sich Weihnachten auf den Wellen. "Das hing immer stark vom Kapitän ab", sagt Dirk J. Peters vom Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, in dessen Foyer derzeit die Ausstellung "Weihnachten auf See" gezeigt wird. "Das Fest an Bord konnte sich nur in dem Rahmen entwickeln, den der Kapitän zuließ."

Christbaum aus Tampen

Wenn er viel zuließ, war viel möglich. Das zeigen die Schautafeln, Videos und Ausstellungstücke, die das Museum gemeinsam mit dem Nordmann-Informationszentrum präsentiert. "Alle auf einem Schiff waren dann irgendwie mit der Vorbereitung des Festes beschäftigt", sagt Peters. Der Koch etwa zauberte aus den einfachen Vorräten an Bord ein mehrgängiges Festtagsmenü. Der Bordzimmermann versuchte aus den Holzresten, Tauen und etwas grüner Farbe einen Tannenbaum zu basteln. Andere Matrosen beschäftigten sich mit dem Ziehen von Kerzen, Basteln von Christbaumschmuck oder Einstudieren von Liedern und Gedichten.

"Die Vorbereitungen allein waren schon ein großes Geschenk in der sonstigen Routine an Bord", weiß Peters. Die in früheren Zeiten meist schlechten Wohnverhältnisse auf den Schiffen, die Enge in den Mannschaftskojen und der raue Befehlston konnte für ein paar Tage durchbrochen werden. Natürlich nur, wenn das Wetter mitspielte, sagt Peters: "Denn wenn Wind und Wellen dem Schiff zusetzten, ging die Arbeit des Matrosen vor."

Weihnachten war also weit entfernt von einer Romantik, wie sie die Männer an Bord von daheim kannten. Es war eher ein Arrangement des Festes mit den Gegebenheiten auf einem Schiff. Doch die Sentimentalität war groß, waren doch Verbindungen zu den Lieben daheim bis zu Entwicklung der Funktechnik kaum möglich. Man saß also mit seinen Sehnsüchten an Bord und stellte so viel Atmosphäre her, wie es ging. Viele Anekdoten zeugen von der aufrauenden Gefühlswelt der Seemänner in diesen Tagen. Etwa die des Zimmermanns, der für den "Moses", dem jüngsten Mitglied der Mannschaft, heimlich einen Weihnachtsbaum aus Tampen bastelte. Der Junge war zum Fest von Heimweh geplagt. Vor der Mannschaft wäre es aber ein Gesichtsverlust gewesen, seine Sentimentalität zuzugeben. Und so feierte der Zimmermann zu zweit mit dem Moses vor einem "sonderbaren, aber wunderschönen" Baum, wie es in der Geschichte heißt.


Romantik ging verloren

Viel ist von dieser Romantik nicht geblieben. Mit dem Aufkommen der industriellen Seefahrt, der Containerschiffe mit nur kurzen Liegezeiten in den Häfen und den kleinen, meist internationalen Besatzungen ging viel von den Weihnachtstraditionen auf See verloren. Wenngleich es durchaus Bemühungen gab, sie zu erhalten. So war es etwa seit den 1960er Jahren Vorgabe bei der großen Reederei Hapag Loyd, dass jedes Schiff, das ab Oktober im heimischen Hafen lag, einen getopften Weihnachtsbaum mitnahm, der bis Weihnachten hielt. Auch die weihnachtlichen "Grüße an Bord", welche die Seefunkstation Norddeich von 1907 bis 1998 von den heimischen Familien an die Seeleute und zurück sendete, waren noch lange wichtiger Bestandteil des Weihnachtsfestes an Bord.

Dass es auch in der heutigen Seefahrt nicht ganz ohne Weihnachten geht, erlebt Seemannspastor Werner Gerke aus Bremerhaven. Er, der mit seinen Helfern in den Festtagen sowohl kleine Weihnachtsfeiern mit Gottesdiensten auf den im Hafen liegenden Schiffen als auch eine große zentrale Weihnachtsfeier an Land für alle Matrosen macht, weiß, dass die Sehnsucht die gleiche geblieben ist wie in früheren Tagen: "Die Entfernung zur Familie wird dann immer noch besonders groß - trotz Internet."

Gerade wenn viele Nationalitäten in einer Mannschaft seien, sei die Feier oft eine sehr "bunte Folklore", wo die Bräuche aller Kulturen zum Tragen kämen. Der Charme der Improvisation sei an Bord dabei erhalten geblieben, sagt Gerke: "Ich habe auch schon ein kunterbunt geschmücktes Schiff erlebt, wobei der Weihnachtsschmuck ausschließlich aus Abfall bestand." Er habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass sich der ohnehin schon starke Zusammenhalt einer Crew zum Weihnachtsfest noch mehr verdichten könne. Mit wunderbaren Ereignissen, wie er sich erinnert: "Die muslimischen Matrosen und die christlichen Matrosen einer tunesischen Mannschaft feierten zuerst gemeinsam das Weihnachtsfest und später das muslimische Zuckerfest."
Gefunden in: kirchensite, Online mit dem Bistum Münster

22.12.15 Licht

"Mehr Licht", die angeblich letzten Worte Goethes gingen heute vermutlich manchem durch den Kopf. Sie halfen nicht. Genau so wenig wie dem berühmten Dichter, war er doch anschließend ... na, Sie wissen schon. Wir sind da besser dran. Erstens brauchen wir nur einen Schalter umlegen um eine Lampe anzuknipsen, zweitens bekommen mir dann von der Helligkeit auch noch was ab. Vorausgesetzt, der Elektriker hat nicht geschludert. Sonst geht es uns nach dem Spruch wie dem berühmten Weimarer.

Bis die Sonne zur augenblicklichen Tageszeit (17:42) noch scheint, muss es erst der 22. März 2016 werden. Dabei könnte man, gemessen an der Temperatur, meinen, wir lebten bereits im Frühling.

Doch wir haben tagsüber, dem Winter entsprechend, trübes Licht. Und um 16:17 ging die Sonne unter, die wir nicht gesehen haben. Dazu Regen und Wind. Und wärend der sonnenhungrige Mensch auf einen barmherzigen Sonnenstrahl wartet, wird es schon wieder dunkel. Nur sieben Stunden und siebzehn Minuten trennten den Sonnenauf- vom Sonnenuntergang. Dabei war doch erst gestern Winter-Sonnenwende, der Tag ab dem angeblich die Sonnenstunden wieder mehr werden. Werden sie auch, aber jeden Tag nur um ein paar Sekunden. Wir müssen bis zum ersten Weihnachtstag warten, bis die Zeit zwischen Auf- und Untergang der Sonne eine volle Minute länger geworden ist. Sonnenschein zu Weihnachten wäre doch ein ganz tolles Geschenk. Aber Geduld! Die Tage werden wieder länger. Am 22. März, dem Todestags unseres gerühmten Dichters und Denkers, wird die Sonne schon 12 Sunden und 27 Minuten lang scheinen. Bis dahin sind nur noch drei Monate.

Ob der Dichterfürst allerdings tatsächlich die berühmten Worte sprach, ist immer noch umstritten. Der Spiegel hat dem Thema vor 25 Jahren dem Thema einen Artikel gewidmet. Dem können wir hier nichts hinzufügen.

22.12.15 Böse Überraschung


Bild von der Unglückstelle
Foto: Kröger/ shz


Gestern sank in Lübeck auf der Untertrave der fünfzig Jahre alte Kutter GREIF. Der Hafenmeister hatte noch abends um 20.30 Uhr nach dem Schiff gesehen, vier Stunden später beobachteten Passanten, wie das Heck des rund fünfzehn Meter langen Zweimasters wegsackte. Es soll sich um ein Holzschiff handeln, das erst vor wenigen Wochen in Lübeck festgemacht hatte; (Es ist nicht mit dem Schulschiff GREIF identisch; dies liegt zur Zeit in Rostock).
Die Ursache für das Unglück ist zur Zeit nicht bekannt. Das Schiff  soll bereits eingewintert gewesen sein und an Bord sollen sich (nur) vier Liter Öl befunden haben. Deswegen wurde eine Ölsperre ausgelegt und Fließstoffe ausgebracht um das Öl aufzusaugen.
Das Schiff soll privaten Eignern aus Dortmund gehören. Sie seien derzeit in Urlaub in Frankreich. Sie sollen geplant haben, das Schiff demnächst auf einer dänischen Werft restaurieren zu lassen.
Als nächstes soll der ca. 40 Tonnen verdrängende Havarist aus dem Wasser gehoben und an Land gestellt werden, sagte der Hafenmeister gestern in den Fernsehnachrichten.
Die Kosten dafür können noch nicht beziffert werden. Sie könnten sich sich im Rahmen der für die Bergung der DAGNY berichteten ca. 70.000 Euro bewegen.

21.12.15 Walheimat

Der Sowerby Zweizahnwal wurde Ende September gesichtet
Foto: Andreas Müller in Flensburger Tageblatt
Im Juli war ein Finnwal bei den Ochseninseln zu Besuch
Foto: Imago/By-line im Flensburger Tageblatt
Die HAFENMELDUNGEN berichteten verschiedentlich von Walen in der Nähe von Flensburg. Im Sommer 2014  wurde in der Förde ein Buckelwal gesichtet und in diesem Jahr war außer einem seltenen Zweizahnwal auch ein Finnwal zu Besuch. Schweinswale sind auch immer häufiger zu sehen. Es scheint so zu sein, dass immer mehr Exemplare der Meeressäuger in der Ostsee heimisch werden. Zur Freude von Tierfreunden und Touristen, denn Wale werden gemeinhin mit wohlwollendem Interesse beobachtet. Aber was treibt die Tiere in die Ostsee und ihre Randgewässer? Und anders gefragt: Was vertreibt sie von hier? Liegt es an der Wassertemperatur, den Fischschwärmen und welchen Einfluss hat der Lärm? Um die Verbreitung der Tiere in den hiesigen Gewässern kümmert sich das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund. Dort wurden in diesem Jahr 1288 Schweinswale registriert, das sind doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Dabei ist es auf Meldungen angewiesen, wo die Tiere, lebend oder tot gesichtet werden und bittet auch unsere Leser dabei mitzumachen. Falls Sie Ihre Sichtungen oder Fotos noch nicht dahin geschickt haben, möchten wir Sie bitten dies noch zu tun, damit sie für das Jahr 2015 noch erfasst werden können. Dafür wurde auch ein Meldeformular eingerichtet um die Übermittlung zu erleichtern.

19.12.15 Doch Grogtörn!

Also doch! Der Grogtörn des Museumshafens findet entgegen der kürzlichen Absage  statt. Am 26.12. um 10.00 Uhr können sich Freunde der traditionellen Ausfahrt wie seit Jahren gewohnt auf dem Bohlwerk einfinden und eine Flasche Rum mitbringen. Abgelegt werden soll um 11.00 Uhr. Mit dem Rum konnten die Skipper der Traditionssegler bislang immer noch überredet werden, wenn es um die Frage ging, ob noch Platz an Bord ist. Angekündigt sind in diesem Jahr BODIL, FULVIA und PIROLA.  Im übrigen gilt "same procedure as every year" mit Texten zu vorgegebenen Stichworten, diesmal zu den Melodien klassischer Weihnachtslieder. Die Ergebnisse sollen je nach Wetterlage auf dem Bohlwerk oder wechselseitig bei Besuchen auf den Schiffen vorgetragen werden. Wer hat, sollte ein Musikinstrument mitbringen, es wäre sicherlich schön, mal nicht a capella zu singen.
Das ist somit klar. Nicht klar ist hingegen, welches Wetter die Mutigen erwarten können. Einem Sprichwort zufolge kann es bekanntlich nicht schlecht sein, wenn man nur die passende Kleidung trägt. Wer vor dem Gang zum Bohlwerk aus dem Fenster schaut, ist deshalb klar im Vorteil.

19.12.15 Fracht ohne Reue




NORDLYS*) ist einer der letzten Frachtsegler Europas ohne Maschinenantrieb. Die hölzerne Ketsch von 1873 fährt für die Fairtransport Shipping B.V unter dem Motto "From A to B emission free". Sie hat keine Antriebsmaschine außer der Muskelkraft ihrer Besatzung und dem Wind und kann bis zu 30 Tonnen Fracht befördern. Als ihr Anker am 16. Dezember auf dem Marsdiep fiel, der Reede von Den Helder, endete ihre Reise damit die erste Reise nach Frankreich. Die letzten Etappen führten mit einer Ladung Cider aus der Bretange über Brixham in Südwestengland. Die Fracht ist für eine Spirituosenhandhandlung bestimmt, die mit diesem Auftrag ein Zeichen für nachaltige Logistik setzen wollte.

NORDLYS wird von Fairtransport Shipping B.V. bereedert der außerdem auch die Brigantine TRES HOMBRES gehört. TRES HOMBRES fährt Fracht auf der Route Europa-Karibik, ebenfalls  emissionsfrei unter Segeln.
Einer der Gründer von Fairtransport sagt dazu : "Das starke Signal (des Klimagipfels) in Paris, dass die Ära der fossilen Brennstoffe zuende geht, markiert den Anfang eines langen Weges zu emissionsfreien Transporten. Mit TRES HOMBRES wurde gezeigt, dass nachhaltige Transporte auf der Atlantikroute möglich sind. NORDLYS hat das nun auch für Europa nachgewiesen. Deswegen biete ich allen Im- und Exporteuren an, mit Fairtransport 'in See zu stechen' - weil der Wind der einzig ehrliche Antrieb für den Transport ist."
Die Ankunft am 16. Dezember wurde leider von einer Havarie überschattet, die glücklicherweise glimpflich ablief: Während der Frachtsegler noch auf den Schlepper wartete der sie in den Hafen verholen sollte, wurde Wassereinbruch im Laderaum festgestellt, der mit den eigenen Pumpen nicht beherrscht werden konnte. Zufällig war das Rettungsboot ROYAL FLUSH in der Nähe und konnte mit einer starken Pumpen helfen. Als der Schlepper kam, übernahm er NORDLYS und brachte sie an ihren Liegeplatz. Die Ursache für den Wassereinbruch ist derzeit hier nicht bekannt. Wer nun denkt, Wassereinbruch sei schließlich kein Wunder bei einem so alten Schiff, sollte einmal in die einschlägigen Internetportale sehen, die sich mit Schiffsunfällen befassen, wie z. Bsp. das Europäische Segel-Informationssystem. Demnach havarieren wenige alte hölzerne Segelschiffe, davon die meisten in Häfen, nachdem sie jahrelang vernachlässigt wurden. Wir haben in den HAFENMELDUNGEN öfters darüber berichtet.
In Deutschland ist der Gaffelschoner UNDINE als einziges Frachtschiff unter Segeln klassifiziert. Sie fährt im Liniendienst zwischen Hamburg und Sylt und nimmt ebenfalls außer Fracht auch einige Passagiere mit. Sie wird von der Segelreederei Kapitän Hass e.K. bereedert. In den letzten Monaten ist es jedoch still geworden um den Kapitän und Reeder. UNDINE liegt derweil im Harburger Hafen und Bild online nennt UNDINE "Geisterschiff".
Die große Zeit der segelnden Cargoschiffe ging in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zuende, als die fortschreitende Industrialisierung und die beginnende Globalisierung der Wirtschaft kurze und planbare Transportzeiten forderte. Fortschreitender Straßenbau und Eisenbahnlinien setzten der Küstenschiffahrt unter Segln zu. Auf den großen Entfernungen begünstigten die großen Kanäle, Panama und Suez, Dampf- und Motorschiffe. Wenige Großsegler konnten als Schulschiffe für die Handels- und Kriegsmarine überdauern. Währenddessen wurde die Küstenfahrt der Fischer, Frachter und Dienstfahrzeuge motorisiert. Wenige Kleinsegler haben überdauert. Einige als Yachten, andere Traditionsschiffe im Dienste des Tourismus.
Vielleicht sind die letzten Frachtsegler wie UNDINE, TRES HOMBRES und NORDLYS ein Keim zu neuer, wenn auch bescheidener Blüte der Frachtsegelei.

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Ergänzung am 20.12.15: Hinweis auf Artikel der Bild-Zeitung zu UNDINE ergänzt, Video aus Youtube zu NORDLYS eingefügt
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*) NORDLYS ist nicht identisch mit einem Boot gleichen Namens aus dem Museumshafen. Dieses wurde nach Dänemark verkauft, nachdem es 2004 bei Grenaa strandete.

16.12.15 DAGMAR AAEN rund Kap Hoorn


Foto: Arved Fuchs Expeditionen
Gestern hat Arved Fuchs samt Crew auf dem roten Haikutter DAGMAR AAEN das Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas gerundet. Für Arved war es jetzt die vierte Reise zum Schicksalsfelsen der großen Blauwassersegler auf dem Weg zwischen den großen Ozeanen Pazifik und Atlantik. Dort, wo meist heftige Stürme aus West toben, wehten vergleichsweise komfortable vier Beaufort. Einen ausführlichen Bericht gibt es im Internet-Logboch der DAGMAR AAEN zu lesen. Mittlerweile ist der Kutter wieder zum im Beagle-Kanal zurückgekehrt.


15.12.15 Berichtigung

Leider hat sich ein Irrtum in unsere Terminübersicht eingeschlichen. Hier nun die korrekte Angabe:

Das Vokalensemble Flensburg tritt am 17.12. um 19.30 Uhr im Flensburger Schifffahrtsmuseum zu einem Benefizkonzert an. Die Terminseite zeigt jetzt das korrekte Datum.

Wir bedauern das Versehen und wünschen einen unterhaltsamen Abend!

14.12.15 Zu früh gefreut

Hurra und nochmals hurra! Heute verkündet das Flensburger Tageblatt die frohe Botschaft im Advent: Die Stadt hat keine Rattenplage! Solch wunderbares Geschenk zu Weihnachten! Kommt zurück ihr von den gerfräßigen Nagern vertriebenen Schiffe! Ungezählte haben auf eine Reise nach hierher gleich ganz verzichtet. Sind doch die Plagegeister neben den nächtlichen Umtrieben Betrunkener der meistgenannte Grund, warum ein Liegeplatz am Bohlwerk gemieden wird.

Aber während sich das zuständige Technische Betriebszentrum der Stadt selbst bejubelt. wuseln die Tierchen immer noch munter und gebärfreudig am Liegeplatz der Traditionssegler.
Das wird leider erstmal so bleiben. Denn die in dem Artikel gepriesene Wunderwaffe aus Dänemark mit dem Namen Wise Trap ("eine tier- und nachhaltige umweltfreundliche Methode") wird zwar schon seit vier Jahren erfolgreich eingesetzt ("wenig arbeitsintensiv"), jedoch leider nur in der Kanalisation. Für den Einsatz außerhalb der Rohre ist sie nicht geeignet.
Wenn denn nun schon Zeit und Geld bei der Rattenvernichtung in den Abwasserleitungen gespart wurde, wäre es doch nett, wenn davon ein wenig der Bekämpfung der Ratten in ihren Rückzugsräumen am Hafen gewidmet würde. Aber das ist nach vier Jahren Nichtstun wohl zu viel erhofft und wohl leider auch zu früh gefreut.





16.12.15 Nachtrag:
Heute schrieb ein freundlicher und aufmerksamer Nachbar eine Mail, weil er anderthalb Stunden nachdem der Artikel entstand, sah wie eine Ratte über die Heckleine an Bord unseres Bootes spazierte. Er meinte, das Ratten zu unserer Zeit auf Traditionsseglern nicht mehr authentisch seinen. Wie schön, wenn er recht hätte! Diese Sicht wird, historisch korrekt, nicht von Allen geteilt. Kommentar "Ratten hat es hier doch immer gegeben". Aber damals fuhren die Fischkutter im Museumshafen auch noch Fische in der Bünn und keine Passagiere. 

13.12.15 Kein Grogtörn

... des Museumshafens in diesem Jahr. Soweit die Nachricht vom Vorstand des Museumshafens. Ob vielleicht andere Schiffe nach dem alten Motto "alles was schwimmt" zum Bohlwerk kommen und für eine Buddel Rum Gäste mitnehmen, wie es bisher Brauch war, ist derzeit nicht bekannt.
Ob die traditionelle kleine Veranstaltung im nächsten Jahr wieder stattfinden wird, kann der Verein Museumshafen noch nicht absehen. "Wir hoffen einfach mal, dass es nächstes Jahr wieder klappt" teilt der Vorstand dazu mit.

12.12.15 Einfaches Wagnis

Zur Gründung eines Fördervereins für den Finkenwärder Fischkutter GRETA trafen sich gestern Abend im Vereinshaus des Museumshafen Flensburg etwa 25 Freunde und Förderer in spe. Das Boot war schon bei der Gründung des Museumshafens mit dabei, allerdings unter dem Namen TYKKE VENN, was soviel wie "dicker Freund" heißt. Wir hatten in früheren Beiträgen über das Boot und die damit verbundenen Ideen berichtet.


Der damalige Miteigner der GRETA leitete die Versammlung. Zunächst stellte er das Boot und seine Geschichte vor. Die beginnt vor 111 Jahren, darin stimmen die ausgelegten Informationsschriften überein. Zu Beginn war GRETA eine halboffene Elbfischerjolle. Das Datum, wann das Schiff ein neues Heck erhielt und erstmals einen Motor, kann man sich aussuchen. Zur Wahl stehen die Jahre 1945 und 1948. Na, ja. Ist ja auch schon so lange her. Jedenfalls hat sie seitdem ein Kanuheck, das manche auch despektierlich "Entenheck" nennen. Spätestens im Jahr 1963 scheint GRETA, darin stimmen die Unterlagen überein, aus der Fischerei genommen worden zu sein. In dem Jahr wurde sie auch auf ihren zeitweiligen Namen INGA umgetauft. Mit der neuen Nutzung als Freizeitfahrzeug wurde aus dem Boot ein Schiff mit Deckshaus, ohne Bünn aber mit Kajüte unter dem Yachtaufbau. An Stelle des bis dahin gefahrenen Luggersegels bekam sie ein standesgemäßes Gaffelsegel, das sie bis zuletzt trug. Das alte Steckschwert wurde durch ein Klappschwert ersetzt. Mit einem neuen Eigner bekam INGA im Jahr 1972 ihren nächsten Namen. Jetzt hieß sie MAGELLAN. Im Herbst desselben Jahres kam der nächste Eigner; dem alten waren die Kosten für notwendige Reparaturen zu hoch. Der neue war da weniger knauserig. Seinem aufrechten Gang zuliebe bekam MAGELLAN eine Sperrholzhütte auf das Mittelschiff verpasst. Die rotten Hölzer unter Deck blieben, wo sie waren. Um sie aber vor Regenwasser von oben zu schützen, doppelte man ein Leisten aus Teak auf das alte Deck. Das Schwert samt Schwertkasten wurden entfernt, vielleicht weil man bei Tisch auch mal die Beine ausstrecken wollte. Um aber dennoch halbwegs Kurs halten zu können, wurde das Schwert kurzerhand mit sechs Schrauben unter den Kiel geschraubt. Der bog sich fortan unter dem unvorhergesehenen seitlichen Druck. So wurde MAGELLAN inkontinent.
Der nächste Eigner segelte das Boot unter dem Namen TYKKE VENN bis 1982. Nun wurde das Boot umfassend auf einer Sonderburger Werft umgebaut, der problematische Kiel gegen eine bewährte Konstruktion ersetzt und Planken und Spanten getauscht, die Sperrholzhütte durch eine dem ursprünglichen Zweck angepasste Lösung ersetzt und das Deck erneuert. Im selben Jahr war das Projekt abgeschlossen Seitdem trägt das Boot wieder seinen ersten Namen: GRETA. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt.
Auch sonst wurde an dem Abend viel Geschichte geboten, sogar Seneca, der alte Römer, wurde zitiert. "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer" steuerte ein Teilnehmer bei, um zaudernden Interessenten Mut zu machen. Entsprechend nahm die Frage einen großen Raum ein, wem das Schiff gehört und damit auch, was den Förderverein der Spaß kostet. Um mit letzterm mal anzufangen: Die Mitgliedsbeiträge im neuen Förderverein standen an dem Abend verständlicherweise noch nicht fest. Aber es solle gerade mal für`s Porto reichen, sprich sehr niedrig sein, war zu erfahren. Klar, dass man dafür kein Schiff restaurieren und unterhalten kann. Das sei, war zu erfahren, Sache des Eigentümers, also des Vereins Museumshafen Flensburg. Der Förderverein solle jedoch so viel wie möglich dazu beitragen, sei es durch Geld oder tätige Hilfe bei der Wiederherstellung und Wartung.
Das Schiff soll für die Jugendarbeit eingesetzt werden. In der Diskussion wurde das Beispiel der Bündischen Jugend eingeführt, welche die MYTILUS betreibt.
Für die Gründungssatzung lag ein Entwurf aus, der aber noch überarbeitet werden muss, zumal die Zweckbindung für die Jugendarbeit darin nicht zu finden war. Ausgearbeitet werden muss auch noch ein Nutzungsvertrag zwischen dem neu zu gründenden Förderverein und dem Verein Museumshafen, in dem es um die Verteilung von Nutzen und Lasten geht. Der Vertrag müsse jedoch keine Vereinbarung über die Finanzierung einer Unterdeckung enthalten, denn der Museumahafen müsse ohnehin alle Kosten tragen, sagte ein Ehrenmitglied des Museumshafens im Beisein des Geschäftsführers. Der bestätigte mit der Begründung, dass das Schiff ja dem Verein gehört.

Aus der Versammlung heraus bewarben sich vier Gründungsvorstände. Mit überarbeiteter Satzung kann der Förderverein GRETA jetzt bald ins Vereinsregister eingetragen werden.

10.12.15 NINIVE trockengelegt

Foto: Rainer Krüger/ Kieler Nachrichten
In der Nacht zum 22. Januar d.J. sank im Eckernförder Binnenhafen die Pommersche Galease NINIVE. (Die HAFENMELDUNGEN berichteten)
Die Ursache der Havarie konnte seitdem nicht geklärt werden. Ebenso unklar blieben die aktuellen Eigentumsverhältnisse. Das erscheint bei den bisher aufgelaufenen Kosten für die Bergung und Umweltschadensbeseitigung und die darüber hinaus noch abzusehenden folgenden Rechnungen auch nicht ganz unverständlich. Insgesamt geht man derzeit von einem fünfstelligen Eurobetrag aus. Als Eigentümer will sich weder der im Schiffsregister geführte Verein noch der angebliche Käufer des Traditionsseglers bekennen.
Um dem Risiko weiterer Schäden zu begegnen, haben die Eckerförder Stadtwerke gestern den THW um Hilfe gebeten, um das Schiff aus dem Wasser zu heben und in einem eigens passend angefertigten Gestell an Land abzustellen. Um das Gewicht des Schiffes heben zu können, mussten zuvor die Masten gezogen und der Rumpf mit starken Pumpen gelenzt werden. Bei der Aktion waren 17 Helfer der Eckernförder Ortsgruppe des THW im Einsatz.
Seit kurz vor 18.00 Uhr steht NINIVE an Land.

(Quelle: Kieler Nachrichten von heute)

04.12.15 Termine, Termine!

Passend zu dem brennend aktuellen Thema "Flüchtlinge" erinnert das Schifffahrtsmuseum an die Eröffnung der Ausstellung "Bootsflüchtlinge" am 10. Dezember und schreibt dazu: 

Täglich erreichen uns Meldungen über Flüchtlinge. Viele von ihnen haben lebensgefährliche Fahrten über das Mittelmeer hinter sich. Die Ausstellung zeigt, auf welchen Wegen und warum Flüchtlinge aus und über Afrika der afrikanischen Nordküste zustreben, um von dort aus nach Europa überzusetzen. Die Wanderausstellung wurde vom Asyl-Arbeitskreis Braunschweig gemeinsam mit Amnesty-Wolfenbüttel erstellt. Zur Ausstellung wird die Installation "Refugees" des dänischen Künstlers Jens Galschiøt gezeigt. Zur Ausstellungseröffnung anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am Do, 10. Dezember um 19.30 Uhr spricht Stefan Schmidt, Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein in einem Kurzvortrag über die aktuelle Flüchtlingslage.
Die Ausstellung Bootsflüchtlinge wird bis zum 03. Januar 2016 gezeigt. 

Glücklicherweise gibt es auch noch andere Themen.
Wer die Fahrten der DAGMAR AAEN verfolgt, wird sich vielleicht anlässlich der gegenwärtigen Expedition für eine Serie von Fernsehausstrahlungen über die Reisen von Arved Fuchs mit seinem roten Haikutter aus dem Museumshafen interessieren:   
19.12.15
21:05 bis 22:05 (Arte)
Abenteuer Polarkreis
31.12.2015
09:40 bis 10:20 (Arte)
Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Aufbruch aus dem Eis"
10:20
bis 11:05
(Arte)
Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Auf nach Nova Scotia"
11:05
bis 11:50
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Kurs auf Neufundland"
11:50
bis 12:35
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Zurück in die Alte Welt"
12:35
bis 13:20
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Raue See vor Schottlands Inseln"
01.01.2016
19:15
bis 20:15
(ZDF)

Terra X: Abenteuer Polarkreis
11.01.2016
07:45
bis 08:30
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Aufbruch aus dem Eis"
12.01.2016
07:45 bis 08:30
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Auf nach Nova Scotia"
13.01.2016
07:45
bis 08:30
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Kurs auf Neufundland"
14.01.2016
07:40
bis 08:25
(Arte)

Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Zurück in die Alte Welt"
15.01.2016
07:40
bis 08:25
(Arte)
Mit Arved Fuchs durch den Nordatlantik - "Raue See vor Schottlands Inseln"

03.12.15 Große kleine Flotte

Ein blick auf die Sammlung in ihren Transportbehältern.
Das Segelschiff rechts oben ist DORIS BRODERSEN, das
von der FSG gebaute Schiff
Heute Vormittag erhielt das Schiffahrtsmuseum ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Es hätte auch die Augen kleiner Kinder zum Strahlen gebracht. Heute musste es mit dem Leuchten in den Augen meist  älterer Damen und Herren vorlieb nehmen. Gunter Baumann, ein ex-Flensburger aus Mannheim, brachte eine ganz besondere Sammlung von Modellschiffen als Dauerleihgabe für vorerst zehn Jahre. Sie soll die Abteilung zum Thema "Schiffbau in Flensburg" ergänzen.
Die Sammlung zeigt eine eindrucksvolle Vielfalt unterschiedlicher
Schiffstypen, alle sind  mit ihrer Baunummer versehen.
Auch ganz kleine Schiffe sind  in der Sammlung vertreten
Die Sammlung: Das sind 135 Miniaturmodelle von Schiffen, die seit 1875 von der FSG (Flensburger Schiffbau Gesellschaft) gebaut wurden. Das erste, das Vollschiff DORIS BRODERSEN (Baunummer 4), ist voll getakelt nur etwa drei Zentimeter klein und doch so eindrucksvoll wie sein Original, das letzte hat die Baunummer 756. Alle Modelle hat Gunter Baumann auf dem Sammlermarkt zusammengetragen. Darunter sind viele von der Modellfirma WIKING. Sie stellte 1936 als erste Miniatur-Schiffsmodelle her und wurde damit schnell erfolgreich. Aber auch Modelle ausländischer Hersteller bereichern die Sammlung. Alle Schiffchen sind, mit einer Ausnahme, im Maßstab 1:1250 gefertigt. Auch damit setzte WIKING wortwörtlich einen Maßstab für die Modellbauwelt. In diesem Maßstab ist das Modell eines Schiffes von 100 Metern Länge nur acht Zentimeter lang. Dennoch wirken sie durch die präzise Form und Proportionen lebensecht. Das wurde vor dem zweiten Weltkrieg auch von der damaligen Kriegsmarine erkannt. Sie nutzte Modelle in diesem Maßstab für die Ausbildung von Piloten. Sie sollten lernen, im Einsatz beobachtete Schiffe verlässlich zu erkennen.  Dieser Zweck spielt heute, in Zeiten der Digitalisierung jedoch keine Rolle mehr. Die meisten Modelle dürfen heutzutage an erwachsene Sammler gehen. Der Bestand des Sammlers Baumann wird einige hundert Exemplare umfassen. Nur ein Modell mit Bezug zu Flensburg sucht er immer noch: Es ist die Flensburger LIBELLE aus dem Jahr 1934. Wer seine Wohnung danach durchsuchen möchte, muss gut hingucken. Das Modell ist keine zwei Zentimeter lang.

Ab dem Frühjahr soll die eindrucksvolle kleine Flotte im Schifffahrtsmuseum präsentiert werden. Sie wird dann voraussichtlich im Flur des zweiten Stockwerks im "Hinterhaus" in einer noch zu bauenden Vitrine in zeitlicher Folge aufgereiht zu sehen sein. Gunter Baumann hat das schon einmal für sich so angeordnet. "Man kann daran den Verlauf der Geschichte verfolgen: Wirtschaftswachstum, Krieg, und Handelsbeschränkungen haben ihre Spuren auch hier hinterlassen". So was sieht man doch gerne in einem Museum.
Gunter Baumann hat auch eine beeindruckende Sammlung von Dampfschiffen, auch im selben Maßstab. Die hat er schon früher zu einem Diorama eines Dampf-Rundum zusammengestellt. Was ihm noch fehlt, ist ein Verzeichnis aller Teilnehmer dieser wunderbaren Flensburger Veranstaltung seit Beginn im Jahr 1993. Vielleicht kann ihm einer unserer Leserinnen oder Lesern weiterhelfen?