11.10.15 Neues von DAGMAR AAEN

DAGMAR AAEN segelt seit drei Tagen unter dem Kreuz des Südens. Kein vertrautes Sternenebild leitet jetzt den Weg des Traditionsseglers aus dem Museumshafen. Gäbe es nicht das LRC System und die Satellitentechnik, müssten wir uns in Geduld fassen, bis Informationen über den Fortschritt der Reise hier eintreffen. So war es noch vor dem Jahr 1900, als die drahtlose Telegrafie für die Kommunikation von Schiffen untereinander und mit dem Festland möglich wurde. Der erste Satelliten-Funkdienst (INMARSAT A) wurde 1982 aufgenommen. Die digitale Übermittlung von Nachrichten und Bildern wurde  erst vor dreißig Jahren international standardisiert (z.Bsp. JPEG-Standard für Bilder im Jahr 1984). Berichte wie diese aus den letzten Tagen wären vorher unmöglich gewesen. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis Geräte und Kosten einen Betrieb auf kleineren Schiffen praktikabel machte :

Unter dem Datum 05.10.15 und der Überschrift "Atlantik" berichtet das online Logbuch der DAGMAR AAEN:

Der halbe Weg über den Atlantik ist geschafft. Die Kalmen haben wir damit hinter uns gebracht. Die Kalmen sind ein Gebiet ohne Wind. Das ist wörtlich zu nehmen - kein Windhauch auf dem Wasser, nur das Heben und Senken der See.
Ohne Wellen, die die Sicht ins Wasser trüben, kann man das Leben unter Wasser sehen, das sonst verborgen ist. Delfine, die uns schon vorher begleitet haben, Schildkröten, Fische. Ein blauer Marlin schoss mit erhobener Rückenflosse an uns vorbei.
Inzwischen weht der Wind wieder und mildert die tropische Hitze. Leider noch zu schwach, um Dagmar wirklich voranzutreiben. Doch Segel und Maschine zusammen bringen uns weiter in Richtung Süden in die neue Welt.
Volker Wenzel
 
Am 09.10.15 kam ein Bericht über den Fortgang der Reise

Nachdem wir sechs Tage durch die berüchtigten Flautengebiete in Äquatornähe und gegen leider auf die "Nase" der "Dagmar Aaen" stehende Winde motort sind, können wir uns seitdem an dem stetigen Südost-Passat erfreuen und segeln Richtung Fernando de Noronha, einer Insel, die nordwestlich des brasilianischen Festlandes liegt. Dort soll der nächste Crewwechsel stattfinden.
Alle an Bord genießen die Wachen, die Nächte sind geprägt von eindrucksvollen Naturschauspielen: Neben der "Dagmar Aaen" wird das Meer durch ganze Schwärme von Glühwürmchen in einer Art Unterwasser-Wetterleuchten getaucht, sie ziehen sich als Leuchtspur hinter dem Schiff ins Dunkel - der Mond geht als leuchtende Schale am Horizont auf - fliegende Fische werden durch die Positionslampe surreal in Rot und Grün getaucht... es ist ein eindrucksvolles Erlebnis.

Äquatortaufe

In dieser Atmosphäre passieren wir am 8. Oktober die Äquatorlinie, nachts um 03:19 Uhr UTC. Frauke und Dirk sind auf Wache und halten den Moment fest, die anderen schlafen, um für die kommenden Wachen fit zu sein. Am kommenden Mittag werden wir dann von Franz und Volker einzeln zur Taufzeremonie aus dem Mittschiff geholt, in das sie uns vorher eingesperrt hatten. Die beiden sind als alte Fahrensmänner schon oft über den Äquator gefahren und führen die traditionelle Taufe durch. Wir Täuflinge müssen einen Bogen mit nautischen und meereskundlichen Fragen ausfüllen wie beispielsweise die nach der Frage der Äquatorlinie.
Da wir sie alle nur lückenhaft und teilweise falsch beantwortet haben, müssen wir eine gestrenge Prozedur über uns ergehen lassen: Die Schiffsglocke muss von uns auf Hochglanz gebracht werden, die falsch oder unzureichend beantworteten Fragen werden mündlich nachgeprüft, nur aufgrund der Nachsichtigkeit von Neptun und seinen Vertretern an Bord gelingt es und allen, die Äquatortaufe zu bestehen, nicht ohne zum Schluss mit einem Kübel Meerwasser getauft zu werden, wenn wir die Frage nach der Farbe der Äquatorlinie falsch beantwortet hatten. (sie ist eben nicht Magenta)
Jetzt segeln wir also auf der Südhalbkugel - sind auf der "Dagmar Aaen" getauft - ein besonders eindrucksvolles Erlebnis für uns alle.
Dirk Schröder-Brandi

Wer sich über DAGMAR AAEN, ihre Reisen und natürlich für die Expeditionen von Arved Fuchs insgesamt interessiert, wird unter folgender Adresse fündig: Arved Fuchs Expeditionen