24.10.14 Da tut sich was


LILLE BJØRN heute. Der Großmast ist gezogen, der vordere Teil des Deckshauses ist entfernt, ebenso wie das Vorgeschirr. Der gestrandete Ponton in der Mitte gehört ebenfalls zur Museumswerft, hat aber nichts mit LILLE BJØRN zu tun.


Seit zwei Jahren liegt LILLE BJØRN, die Brigantine aus dem Jahr 1953 mit wechselvoller Geschichte, bei der Museumswerft Flensburg auf. Sie verkam immer mehr und es schien, dass ihre letzten Tage gezählt sind. (Die HAFENMELDUNGEN berichteten seit ihrer Ankunft vor zweieinhalb Jahren in verschiedenen Beiträgen.) Wurde sie bis zur letzten Woche noch heimlich ausgeschlachtet, so wird die Hulk jetzt offenkundig demontiert. Schon seit einigen Tagen wurden Teile der Inneneinrichtung abgewrackt. Berge von Holz, Kabeln, Rohrleitungen landeten in Containern. Gestern kam ein großer Autokran, hob Rundhölzer, Masten und Decksaufbauten an Land. Das macht neugierig, denn der Rumpf, so berichteten Traditionsschiffer ,die kürzlich noch an Bord der Brigantine waren, sei immer noch in einem brauchbaren Zustand.

Nun ist die spannende Frage, wird das Schiff jetzt abgewrackt oder soll es wieder hergestellt werden? Spötter behaupteten schon, sie solle zu der von der Museumswerft geplanten FOREENINGEN umgebaut werden. Käme es dazu, könnten wir sie bald als neues maritimes Wahrzeichen Flensburgs vor dem Schiffahrtsmuseum wiederfinden. Dann hätte die Frage der Stadtverwaltung an die Bürgerinnen und Bürger, wie die Fläche der Parkplätze am Hafen künftig genutzt werden sollen, eine rasche Antwort gefunden.

CHRISTIAN BACH, die jetzige LILLE BJØRN im Jahr 1953
(Abb.: Coasters & Other Ships Survived)
Sollte beabsichtigt sein, das Schiff in seinen urspünglichen Zustand zu versetzten, dann müsste es anschließend der Zeichnung rechts entsprechen. Im Jahr 1953 in Gilleleje gebaut, wurde sie unter dem Namen CHRISTIAN BACH in Dienst gestellt. Offensichtlich war sie damals kein Segelschiff, sondern ein 28 Meter langes Motorschiff mit Hilfsbesegelung. Erst 1976 wurde sie nach ihrer Zeit als Frachtschiff verkauft und zu einer Brigantine umgebaut. Sie sollte in der Karibik eingesetzt werden.
Bevor die Tvind Skole aus Dänemark im Jahr 1981 die CHRISTIAN BACH von ihrem englischen Eigner kaufte, betrieb sie ein anderes Segelschiff mit Namen LILLE BJØRN. Dies war ein ehemaliges dreimastiges  Feuerschiff mit 155 Fuß (ca. 45 Meter) Länge und segelte mit unterprivilegierten Schülern in der Karibik. Sie strandete an einer Insel nahe bei Panama und ging verloren, Schüler, und Besatzung wurden gerettet.
Mit dem Kauf erhielt die CHRISTIAN BACH ihren jetzigen Namen LILLE BJØRN. Sie segelte ebenfalls mit "unterprivilegierten" Schülern. Von ihren Reisen werden haarsträubende Geschichten erzält. Unter anderem soll sie auf einer Reise zu den Galapagos-Inseln zwei Wochen lang ohne Antrieb und Energievesorgung im Pazifik getrieben sein. Bei einer anderen Gelegenheit hätten Schüler versucht, den Mast mit der Feueraxt zu kappen. Noch Jahre später wären die Schnitte im Mast und Spuren von Feuer auf dem Deck im Virschiff zu sehen gewesen. Im Jahr 1990 wurde sie erneut umgetauft, jetzt auf den Namen SPIRIT of WINESTEAD und unter diesem Namen nach England importiert. 1994 wurde sie auf einer Reise von England nach Dänemark in der Nordsee von einer Gewitterböe getroffen und wäre beinahe gekentert. Als SPIRIT of WINESTEAD später nach Dänemark exportiert wurde, bekam sie wieder ihren früheren Namen LILLE BJØRN, den sie bis heute trägt.

(Quelle: Coasters & Other Ships Survived).