11.10.14 Herbst auf der Förde

Dieser Tag zu Anfang Oktober ist so schön wie nur wenige im Sommer. Die Temperatur ist angenehm mild, die Sonne brennt nicht mehr so unbarmherzig, es sind kaum Motorboote unterwegs und die wenigen sind obendrein leise und fahren so langsam, als wollten sie den Frieden auf dem Wasser nicht stören. Morgens ist es - typisch für diese Jahreszeit - noch ein wenig diesig. Deck und Rigg nass von Tau. Bald kommt die Sonne durch und der Südostwind wacht auf. Noch sind weite Flächen auf dem Hafenwasser spiegelgĺatt und die Fahrt beginnt unmerklich langsam. Zwanzig Tonnen brauchen ein wenig stärkeren Winddruck, wenn sie bewegt werden sollen. Auch das ist ein besonderer Reiz: Die Langsamkeit auszuhalten. Jenseits der Hafenmündung rührt sich eine leichte Brise von achtern. Idealbedingungen für das Topsegel. 
Heute ist ein besonderer Tag, denn wir wollen zum ersten Mal die neue Baumfock ausprobieren. Im letzten Winter war das Esszimmer Werkstatt. Ein Fockbaum wurde gebaut. Versuche mit einer alten, selbst angepassten Genua waren erfolgreich und so wurde der Gang zum Segelmacher gewagt. Und jetzt war es soweit. Nach nur einer Woche konnten wir das gute Stück abholen. Das Wetter ist ideal für den Test; gerade bei Schwachwind zeigt sich, wie gut ein Segel zieht. Um es kurz zu fassen: Das Segel erfüllt alle Erwartungen.

WILLOW WREN (li.) und WIEBKE BOHLEN auf der Förde.
Foto: http://foresail.tumblr.com/image/99741429186
Wir sind nicht alleine auf dem Wasser. Eine Gruppe großer, moderner Yachten setzt vor der Sonwik Segel. Sie ziehen unter Spinnacker auf Raumschot-Kurs davon. Wir steuern sachte die Westseite der Förde an, dort könnte die leichte zu einer schwachen Brise werden, hoffen wir. Später sehen wir einen klassischen Schärenkreuzer. Mahagony braun glänzender Rumpf, eine schmale Segelsilhouette. Das ist maritime Ästhetik pur. Mit Segeln aus Stoff wäre die Schönheit perfekt. In einer Böe, so schwach, dass wir sie kaum spüren, legt er leicht über und zieht los. 

Vor Glücksburg läuft eine Regatta. Langsam ziehen die Segler ihre Bahn. Wir müssen zurück, denn der Wind ist immer noch schwach und die Tage sind schon merklich kürzer. Später kommt ein Segler mit Gaffel- und Topsegel auf Gegenkurs in Sicht. Nach einer Weile erkennen wir WILLOW WREN, den viktorianischen Rennkutter. Sie ist in diesen Tagen Gast im Historischen Hafen. Wir gehen für ein paar Fotos dichter an sie ran. Zu Hause stellen wir fest, dass wir nicht als Einzige auf Fotosafari waren. Die Begegnung mit WILLOW WREN wurde von einem Unbekannten in einem Foto-Blog festgehalten. Es lohnt sich, dort mal reinzugucken.

In der Hafeneinfahrt überholt uns eine klassische 12mR Regattajacht. Sie motort, wir segeln. Wir tauschen Grüße. Jetzt kommt der Wind ziemlich genau von Süden. Nach (nur) zwei Schlägen sind wir am Museumshafen vorbei. Der Segelausflug ist zuende.