16.12.13 Immer feste drauf

Heute wurden die gebrochenen Pfähle im Museumshafen ersetzt. Trotz leichtem Nieselregen und vier bis fünf Windstärken bleiben ein paar Passanten stehen, als die Plattform mit dem Kran an Deck und dem hohen Rammwerk am Bug kommt. Sie manövriert sich zwischen die Dalben am Bohlwerk, hat ein solides Arbeitsboot im Schlepp und vier Pfähle längsseits. Die sind grob geschätzt 15 bis zwanzig Meter lang. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Meter Holz im moderigen Hafengrund verschwinden, bis ein Pfahl fest steht.
Nun werden solide Festmacherleinen an vier Pfählen befestigt und fest angezogen. Die Plattform soll sich möglichst keinen Zentimeter bewegen. Glücklicherweise halten die Pfähle den Zug aus.
Jetzt fischt der Kran einen Pfahl aus dem Wasser und zieht ihn hoch, bis er vor dem Rammwerk baumelt. Oben wird eine stählerne Kappe auf den Holzstamm gesenkt; ohne sie würde das Holz splittern.
Unten, direkt auf Deckshöhe wird der Stamm von einem Stahlseil in die Führungszarge gezogen. Dicke "Korallen" aus Kunststoff auf dem Seil schützen die Oberfläche des Holzstammes, wenn er Schlag um Schlag nach unten und damit in den Hafenboden getrieben wird. Nun wird der Fallhammer mit dem Kran um etwa zwei Meter angehoben. Es fällt und landet mit einem hellen, metallischen Schlag auf der Schutzkappe. Über dem Wasser wird der Stamm mit jedem Schlag um einen halben Meter kürzer. Jetzt aber schießt der Pfahl um volle zwei Meter nach unten. Da ist wohl eine weiche Schicht im Hafengrund. Erstaunlich, dass die Pfähle in diesem Pudding überhaupt stehen bleiben. Das Geheimnis hinter der Standfestigkeit bleibt nicht lange verborgen. Ein zweiter Pfahl wird auf geringem Abstand neben den Ersten in den Boden getrieben. Beide werden später mit dicken stählernen Bolzen zu einer festen Einheit zusammengezwungen, vergleichbar einem Spreizdübel.  "Soll ein Pfahl etwas höher sein?", fragt Herr Hansen aus dem Führerhaus des Krans. "Man kann dann die Leinen leichter überwerfen". Er soll. Absägen kann man ihn schließlich immer noch, falls nötig.
Es macht Vergnügen, den Männern bei der Arbeit zuzusehen. Sie kennen ihr Handwerk. Jeder Griff sitzt und sie haben sichtlich Freude an ihrem Handwerk.

Die paar Zuschauer auf dem Bohlwerk öffnen ihre Jacken. Der Regen hat nachgelassen.

Mittags sind die gebrochenen Pfähle vor dem Bohlwerk ersetzt und die Pfahlramme tritt ihre Rückreise an. Eigentlich sollten die Schiffe nun wieder an ihren Platz verholt werden. Aber vielleicht kommt es erst morgen dazu. Dann soll es auch weniger Wind geben. Wir werden sehen.