31.12.13 Zu Silvester

Und wieder geht ein Jahr zu Ende, dabei hatte es doch gerade erst angefangen. Nun ist Silvester die Zeit der guten Vorsätze. Wer sein Pensum für 2013 schon aufgearbeitet hat oder wem kein guter Vorsatz für das kommende Jahr einfallen will, könnte es hiermit versuchen:


Man nehme

Man nehme 12 Monate,
putze sie ganz sauber von Bitterkeit,
Geiz, Pedanterie und Angst,
und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.
Es wird ein jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor.

Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
einen Teelöffel Toleranz,
ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt.
Dann wird das Ganze
sehr reichlich mit Liebe übergossen.

Das fertige Gericht schmücke man
mit einem Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten
und serviere es täglich mit Heiterkeit!

Johann Wolfgang von Goethe



Hafenmelder beim Hafen melden
Das war nun das Jahr zwo der HAFENMELDUNGEN. Und wieder sind wir überwältigt von dem großen Interesse an den kleinen Geschichten rund ums Bohlwerk und die alten Segelschiffe.
Mittlerweile wird der Blog auf der ganzen Welt gelesen. Sehr gefreut haben wir uns über den Zuspruch vieler Leser und Helfer. Ohne Euch wären die HAFENMELDUNGEN nicht so, wie sie sind. 
Neben vielen schönen Erlebnissen mussten wir leider auch über schreckliche Unfälle berichten. Segeln heißt eben auch, sich auf der Grenze zwischen Sicherheit und Gefahr zu bewegen. Wir wünschen allen einen wachen Blick für mögliche Risiken, denn was schiefgehen kann passiert auch - früher oder später.


Wir selbst konnten unser Schiff in diesem Jahr nicht so oft und weit segeln, wie in früheren Jahren. Aber die Flensburger Förde ist immer noch ein wunderbares Revier und lange Reisen sind schließlich auch nur eine Abfolge vieler Tagestörns.


Und wenn's gar nicht geht, bleibt immer noch Zeit fürs Lesen, Schreiben und Zeichnen - und für die guten Vorsätze

In dem Sinne wünschen wir

EIN GUTES NEUES JAHR!

29.12.13 Mehr Bilder vom Grogtörn

Gestern erhielten wir von H. Harpke weitere Fotos von der Veranstaltung am zweiten Weihnachtstag und sagen dafür herzlichen Dank!

Die meisten wurden vom Schoner LINA her aufgenommen, andere sind auf der Großen Ochseninsel und weitere sind bei der Feier auf dem Küstenmotorschiff GESINE entstanden.









































28.12.13 Sankt Florian

"Barmherziger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an".

Es gibt aktuell nichts zu berichten. Ein Tag wie heute gibt Gelegenheit, auch einmal "Ruhe am Bohlwerk" zu zeigen. Wenn ein Bild mehr als tausend Worte sagt, kommen hier Bilder für viertausend Worte. Sie könnten bummelig 300 Schreibmaschinenseiten füllen. Sie bleiben unbeschrieben.

Bohlwerk am Mittag. Anscheinend sind viele Flensburger verreist und die auswärtigen Gäste sind noch zu Tisch. MEJSEN träumt unter ihrer Plane von der nächsten Saison

CHARLOTTE wurde abgeplant und wartet nun auf was? Das Wetter könnte für einen Ausflug auf die Förde genutzt werden. Frischer Wind aus SW und 8°C laden förmlich dazu ein - wenn nur die Segel angeschlagen wären. WIEBKE BOHLEN bleibt bis zum Frühjahr unter ihrer Plane.

LINA liegt seit dem Grogtörn an der Gastseglerpier, Sie könnte gleich lossegeln
RYVAR und UNDINE, einträchtig im Päckchen. Der kleine Weihnachtsbaum auf RYVARS Bug erinnert an die gerade vergangenen Feiertage.

Das Bohlwerk und seine Schiffe zogen in dem jetzt zu Ende gehenden Jahr wieder viele Besucher an. Anderen sind sie so selbstverständlich, dass sie ihnen nicht mehr auffallen. Vielleicht ist diese Selbstverständlichkeit auch Teil der besonderen Stimmung am Museumshafen. Selbst wenn er nicht die Originalszenerie des Hafenlebens bietet, wie es sich vor wenigen oder gar vor vielen Jahrzehnten hier darbot: Er ist eine Verbindung zur maritimen Vergangenheit der Region. Es gibt Menschen, die sie noch aus eigener Erinnerung*) kennen, doch sie werden mit jedem Jahr weniger. Um so wichtiger ist es, Überliefertes zu bewahren. Auch der Stadt Flensburg ist der Museumshafen wichtig. Lockt er doch jährlich viele Besucher an, die als Touristen Geld ausgeben, Geld, das die Kaufmannschaft und die Stadt dringend benötigen.
Gleichzeitig gibt es Viele, denen die Erinnerung wertlos erscheint. Die Zahl der Übergriffe dem Bohlwerk während der mancher Nächte spricht eine deutliche Sprache. Nun kommt bald die Silvesternacht und man muss leider erwarten, dass wieder eine Menge Besucher "Spaß" daran findet, neben den alten Segelschiffen Feuerwerk abzubrennen. Dass bisher kein Unglück geschah, ist keine Versicherung. Die Stadtverwaltung wird wieder einmal wegsehen und es den Schiffseignern überlassen, ihre Zeitzeugnisse selber zu schützen. Dass es den Behörden möglich ist, durch Verbote Brandschutz zu üben, zeigen andere Orte. Verbote könnten auf dem Bohlwerk sogar einfach durchgesetzt werden, ist doch der Zugang leicht zu sperren. Das Ziel, das Vorhandene zu schützen, hat jedoch hierzulande keine Konjunktur, wie schon bei den morschen Dalben zu sehen war.
Aber vielleicht geht es ja noch mal gut aus. Niemand zündelt auf dem Bohlwerk und der nächste Orkan bläst irgendwo anders.
Barmherziger Sankt Florian.
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*) "Erinnerung hilft, die Gegenwart wahrzunehmen, gibt ihr Sinn und ordnet sie zwischen Vergangenheit und Zukunft ein; als solche produziert sie Identität. Nur durch sie kann die Wirklichkeit Gestalt annehmen."  (Etiènne Francois)

26.12.13 Alle Jahre wieder

„Rum mut, Zucker kann, Water bruuk nich.“ Das ist alles, was der Mensch über die Zubereitung des klassischen Getränks der Seeleute wissen muss. Wenn das Wasser dann auch noch heiß ist, kommt die Wärme von innen, auch wenn es draußen noch so kalt ist. 
Heute, am zweiten Weihnachtstag liefen die Schiffe des Museumshafens wie alle Jahre wieder zu der traditionell letzten Veranstaltung in die innere Flensburger Förde aus. Es war schon mal kälter an diesem besonderen Tag im Veranstaltungskalender des Museumshafens. Das mag vielleicht erklären, warum DAGMAR AAEN sich heute nicht in die kleine Flotte einreihte. Das Expeditionsschiff zieht es bekanntermaßen in eisige Reviere und aus der Perspektive ihrer Mannschaft erscheinen die heute Mittag gemessenen fünf Grad über null eher als lauwarm und der Grogtörn entsprechend als eine Ausfahrt für Warmduscher. Das tat der Freude der Teilnehmer und Zuschauer aber keinen Abbruch. Einige Dutzend Menschen hatten sich auf dem Bohlwerk eingefunden, teils um mitzufahren, teils aber auch nur um zuzusehen, wie die Schiffe klar zum Ablegen gemacht wurden.
 Die Schiffe: Das sind heute aus dem Museumshafen der Haikutter BODIL, die Galeasse FULVIA, der Schoner LINA und der Logger PIROLA. Last but not least auch ARVED, die Arendal-Sjekte, als einziges Schiff unter Segeln. Das mit den Segeln war der absoluten Flaute geschuldet, die sich den ganzen Tag lang über der Förde breitgemacht hatte. So was kommt bei Hochdrucklagen im Winter immer wieder mal vor. Bei größerer Kälte ist der Himmel dann oft strahlend blau und die Sonne lässt den ersten Hauch des Frühlings ahnen. Solch ein Tag war das heute aber nicht. Heute war dunstiges Wetter angesagt und die Sonne brachte nicht mehr als einen hellen Klecks in dem Hochnebel zustande. So wurde auch die kleine Arendal Sjekte ARVED streckenweise geschleppt, und einige Meilen weit auch gepullt. Außer den Schiffen des Museumshafens hatten sich auch der Ewer PROVIDENTIA eingefunden, der Kutter ILSE und CAROL, das bretonische Fischerboot. Begleitet wurde die Flotte von GESINE, dem Küstenfrachter aus der "Dampfersammlung" des Historischen Hafens Flensburg. 
Wenn auch unter Maschinenantrieb, ein Ausflug mit dem Schiff auf die winterliche Förde ist ein ganz besonderes Erlebnis. In dem trüben Dunst des Wintertags werden die  wenigen Geräusche zusätzlich gedämpft und die Szenerie wirkt wie auf einem der schwarz-weißen Bilder aus alten Fotoalben. BODIL steuert die Große Ochseninsel an und macht an dem niedrigen Schlengel fest. Dort kann man sich die Füße vertreten. Also krabbelt jeder über die Schanz und, wie es Ringelnatz dichtete "... jumpte an Land, durch den Freihafen und hinein in die stille, Heilige Nacht." Ein Zollmann ist zwar nicht anzutreffen, und auch kein "König von Schweden", wo man sich treffen konnte.

Aber etwas ganz besonderes gab es dennoch zu erkunden: ein Ambiente, wie es heute nur noch an wenigen Flecken zu sehen gibt mit dem morbiden Charme der Vergänglichkeit. Halb abgesoffene Wracks vor einem Haufen Müll an Land, wo eine antike Bandsäge in zeitlosem Rost erstarrt und Reste von Schiffsbeschlägen in und neben zerfallenden Behältern verstreut liegen. Hier ein verfallendes Sportboot, dort Fischerboote außer Dienst. Chaos und Entrophie haben ihre eigene Ästhetik. Hier kann man sie noch in stiller Einsamkeit aufnehmen.

Bald ist die halbe Stunde 'rum, die Füße werden auch schon langsam klamm, Zeit zum Ablegen und für den Rückweg nach Flensburg.


Wir haben einen ganz besonderen Steuermann am Ruder. Er ist klein genug, dass er das große Rad nur auf einer Kiste stehend erreichen kann, aber er bringt uns sicher und auf schnurgeradem Kurs wieder zurück in den Hafen. Ganz selbstverständlich, nachgerade souverän steuert er das große Schiff, als würde er nie was anderes machen.
"Das kann der, er legt das
Schiff sogar an", sagt der Schipper. Das glauben wir ihm aufs Wort, auch wenn wir es nicht mit eigenen Augen zu sehen bekommen. Überhaupt sind einige Kinder an Bord, augenscheinlich nicht zum ersten Mal. Sie bewegen sich an und unter Deck, als wären sie dort zu Hause.

In Flensburg angekommen, geht es auf GESINE. Hier sollen literarische und musikalische Meisterwerke vorgestellt werden. Sie sind das Ergebnis eines, wie man heute sagt, "Song-Contest", in dem die Besatzungen der Flotte ihre musischen Fähigkeiten aneinander messen. Rund um Stichworte wie "Rum", "Zucker", "besoffen" - ersatzweise "blau" - und Namen der Inseln in den Kleinen Antillen soll während er Überfahrt ein Lied gereimt, vertont und intoniert werden. Gewonnen hat die Crew der LINA. Zu der Melodie von "Süßer die Glocken nie klingen ..." hat ihr Text, mit dem genialen Anfangsworten "Süßer der Zucker nie rieselt ...", den ersten Platz in der Wertung bekommen - nach Auskunft der Juroren deshalb, weil alle Anwesenden hierbei besonders inbrünstig mitgesungen haben. Dafür war der Vortrag der FULVIA (gefühlt) lebhafter. Aber so ist das nun mal bei bei hoher Kunst: sie entsteht in der Seele des Rezipienten - hat mal jemand gesagt.







23.12.13 Termine, Termine

Für den Februar kündigt der Museumshafen Flensburg neue Termine in der Veranstaltungsreihe "Bullauge" an. Sie können nicht unterschiedlicher sein:

Am 04. Februar geht es
unter dem Titel "Von Flensburgs Förde zu den schottischen Highlands" um die Sommerreise mit dem Logger PIROLA nach Schottland, dem Land des Wisky und der kurzen Verbindung zum Atlantik. Über den Vortrag verraten Sabine und Roland Aust: "Aus dem Logbuch einer Segel-Sommerreise mit dem Logger Pirola wird eine Reise mit allen Sinnen. Ein Abend im Lebensgefühl der der Highlands, mit Geschichten vorm Mast über das Leben unter Segeln. Ein Abend, nach dem man den Sommer noch sehnlicher erwartet."

Am 14. Februar berichtet Arved Fuchs in einer neuen Multivisionsshow unter dem Titel "Reise zum Ende des Lichts - von Schlittenhunden, Kabeljau und Packeis" über seine jüngsten Reisen in den hohen Norden. 


Einzelheiten sind auf der Seite "Termine per 23.12." zusammen mit allen anderen aktuellen Ankündigungen zu finden.

17.12.13 Alles wieder auf Start

Morgens um neun trafen die Schipper der vier Schiffe aus dem Museumshafen nach und nach ein. Sie sollen heute wieder an ihre angestammten Plätze zurückkehren, nachdem die Pfahlramme gestern die gebrochenen Pfähle am Bohlwerk ersetzt hat.

Von einem Schiff auf das daneben liegende zu klettern gehört zur täglichen Übung, wenn Schiffe Päckchen bilden. Aber auf Schiffe zu klettern, die unter einer Plane liegen, ist eine neue Herausforderung. Nun, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Der frische Wind des Vortags ist fast ganz abgeflaut, und das bischen Nieselregen lässt auch bald nach. Eine kurze Abstimmung und das Manöver ist klar. Da das zugesagte Schlauchboot anfangs nicht gekommen ist, soll es wieder ein reines
"Leinenmanöver" werden.  Wo eine einzelne Leine zu kurz ist, werden mehrere aneinander gesteckt. Jetzt nur nicht allzu fest ziehen. Denn ein schnell treibendes Schiff aufzustoppen kann recht schwierig sein, besonders wenn harte Gegenstände in der Nähe sind, beispielsweise andere Schiffe. Deren Eigner werden bei Beschädigungen manchmal richtig zickig. Doch mit ein wenig Erfahrung und einem geschickt arbeitenden Nachbarn auf dem Floß kommt man gut zurecht. Bald liegt das erste Schiff bei seinem Liegeplatz. Nur die Vorleinen müssen noch von den etwa dreißig Meter weit entfernten Dalben geholt werden. Zum Glück taucht jetzt auch das Schlauchboot auf und bringt die Festmacher.
Jetzt nimmt es das zweite Schiff "auf den Haken".  Der "Haken ist in diesem Fall eine Hahnepot aus Leinen am Heck. Dadurch kann der Schub der Schraube des Außenbordmotors genau in Schlepprichtung ziehen. Anderenfalls würde das Schlauchboot immer in eine falsche Richtung steuern. (Ganz nebenbei: rückwärts schleppen ist auch ganz praktisch!). Aber auch hier gilt: Eile mit Weile. Schließlich soll das schleppende Schiff als erstes ankommen!
Alles klappt heute ganz vorzüglich und bald schon sind die Schiffe wieder an ihrem Platz. Nur das Aufklaren danach kostet Zeit, weil es unter der Plane doch recht eng ist. Jetzt noch die Plane wieder festzurren, dann geht's ab zum Mittagessen.
"Wat mutt, dat mutt". Mit diesem Spruch resigniert der Mensch im Norden vor dem Unausweichlichen. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass dies die letzte Verlegeaktion in diesem Winter ist. Denn eigentlich gibt es genug Anderes zu tun - eine Woche vor Weihnachten ist das sogar ganz besonders viel.
Den beteiligten Helfern deswegen und überhaupt herzlichen Dank und ein frohes Fest!

16.12.13 Immer feste drauf

Heute wurden die gebrochenen Pfähle im Museumshafen ersetzt. Trotz leichtem Nieselregen und vier bis fünf Windstärken bleiben ein paar Passanten stehen, als die Plattform mit dem Kran an Deck und dem hohen Rammwerk am Bug kommt. Sie manövriert sich zwischen die Dalben am Bohlwerk, hat ein solides Arbeitsboot im Schlepp und vier Pfähle längsseits. Die sind grob geschätzt 15 bis zwanzig Meter lang. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Meter Holz im moderigen Hafengrund verschwinden, bis ein Pfahl fest steht.
Nun werden solide Festmacherleinen an vier Pfählen befestigt und fest angezogen. Die Plattform soll sich möglichst keinen Zentimeter bewegen. Glücklicherweise halten die Pfähle den Zug aus.
Jetzt fischt der Kran einen Pfahl aus dem Wasser und zieht ihn hoch, bis er vor dem Rammwerk baumelt. Oben wird eine stählerne Kappe auf den Holzstamm gesenkt; ohne sie würde das Holz splittern.
Unten, direkt auf Deckshöhe wird der Stamm von einem Stahlseil in die Führungszarge gezogen. Dicke "Korallen" aus Kunststoff auf dem Seil schützen die Oberfläche des Holzstammes, wenn er Schlag um Schlag nach unten und damit in den Hafenboden getrieben wird. Nun wird der Fallhammer mit dem Kran um etwa zwei Meter angehoben. Es fällt und landet mit einem hellen, metallischen Schlag auf der Schutzkappe. Über dem Wasser wird der Stamm mit jedem Schlag um einen halben Meter kürzer. Jetzt aber schießt der Pfahl um volle zwei Meter nach unten. Da ist wohl eine weiche Schicht im Hafengrund. Erstaunlich, dass die Pfähle in diesem Pudding überhaupt stehen bleiben. Das Geheimnis hinter der Standfestigkeit bleibt nicht lange verborgen. Ein zweiter Pfahl wird auf geringem Abstand neben den Ersten in den Boden getrieben. Beide werden später mit dicken stählernen Bolzen zu einer festen Einheit zusammengezwungen, vergleichbar einem Spreizdübel.  "Soll ein Pfahl etwas höher sein?", fragt Herr Hansen aus dem Führerhaus des Krans. "Man kann dann die Leinen leichter überwerfen". Er soll. Absägen kann man ihn schließlich immer noch, falls nötig.
Es macht Vergnügen, den Männern bei der Arbeit zuzusehen. Sie kennen ihr Handwerk. Jeder Griff sitzt und sie haben sichtlich Freude an ihrem Handwerk.

Die paar Zuschauer auf dem Bohlwerk öffnen ihre Jacken. Der Regen hat nachgelassen.

Mittags sind die gebrochenen Pfähle vor dem Bohlwerk ersetzt und die Pfahlramme tritt ihre Rückreise an. Eigentlich sollten die Schiffe nun wieder an ihren Platz verholt werden. Aber vielleicht kommt es erst morgen dazu. Dann soll es auch weniger Wind geben. Wir werden sehen.

15.12.13 Schlafwandler


CHARLOTTE im Schlafgewand
Für einige Schiffe im Museumshafen begann der Winterschlaf schon vor ein paar Wochen.
Sie liegen seitdem unter ihren Planen und warten auf das Frühjahr. Heute wurde die beschauliche Szene jäh aufgeschreckt, als die alten Colin Archer, Haikutter, Danske Jagten und Rügenwalder Kutter an ihren Festmacherleinen aus ihren Liegeplätzen gezogen wurden.

Anlass für diese "Ruhestörung" war letztlich der Orkan "Christian", der Ende Oktober über den Hafen raste. Unter seinem Druck brachen einige Pfähle am Bohlwerk. Grundsätzlich liegt das Problem aber bei der Flensburger Hafen GmbH, als Eigentümer und Vermieter der Hafenanlage. Das städtische Tochterunternehmen kommt seiner Verpflichtung nicht nach, lässt notwendige Reparatur- und Wartungsarbeiten seit Jahren schleifen und gefährdet dadurch die Sicherheit der Schiffe und ihrer Besatzungen. . Das Flensburger Tageblatt machte noch kurz vor "Christian" auf das Problem aufmerksam. Doch auch jetzt ließ die Hafenfirma sich gehörig Zeit. Es dauerte (in der Sturmsaison!) sechs Wochen, bis die gebrochenen Pfähle ersetzt werden sollten.

Mittlerweile wurde "Xaver", der nächste Orkan, erwartet. Also wurde die Aktion verschoben. Nun sollen die Pfähle morgen, am 16.12.13 gerammt werden. Hoffentlich bleibt das Wetter ruhig.

Um dem Ponton mit der Pfahlramme genügend Raum zu geben, verließen heute einige Schiffe vorübergehend den Museumshafen. Das ist an sich eine problemlose Sache, wären sie nicht inzwischen eingewintert worden. Aber nun lagen einige schon unter Winterplanen, die Maschinen winterfest gemacht, wesentliche Teile zur Reparatur abgebaut, andere an Land eingelagert.
Glücklicherweise war der Wind weitgehend eingeschlafen und so konnte das Manöver ganz suutsche und auch ganz traditionell durchgezogen werden. Ohne Maschinenkraft, ohne Schlepperhilfe oder Schlauchboot. Ohne Lärm und laute Rufe. Wie von Geisterhand an langen Leinen gezogen, verließen die alten Segler sie ihre Plätze am Bohlwerk. Jetzt bilden sie mit UNDINE und RYVAR ein Päckchen. Es gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die Rumregatta 2014. Sie findet am letzten Wochenende im Mai statt. Dann werden wieder um die einhundert Traditionsschiffe aller Art in Päckchen liegend den Hafen füllen. Aber das wird wohl nicht ganz so sachte und leise vonstattengehen wie das Manöver heute. Ob die Pfähle das aushalten werden, wissen die Götter.

Morgen Abend sollen jetzt vier gebrochene Pfähle ersetzt sein. Am Dienstag, so der Plan, liegen  alle Schiffe wieder an ihren Plätzen. Ganz suutsche.

Aber die Liegeplätze insgesamt werden durch die morgige Aktion nicht viel sicherer und die Wiederholung ist absehbar, denn "Xaver" wird nicht der letzte Orkan sein. Das Foto zeigt einen Pfahl, der den Winter vermutlich nicht überstehen wird. Mittlerweile kommt das Thema sicheres Liegen im Museumshafen in Gesprächen immer öfter hoch, zumal die unsäglichen nächtlichen Umtriebe auf dem Bohlwerk nicht nachlassen.


Die öffentliche Hand verhält sich wie ein Schlafwandler, wenn sie den Historischen Hafen fördert. Er soll Ort der Kulturpflege sein und das maritime Erbe Flensburgs bewahren. Recht so! Allerdings ist das nicht ganz so edel, wie es klingt und im Kern geht es um Tourismusförderung. Auch in Ordnung. Aber was nützt alles Fördern, wenn elementaren Voraussetzungen nicht erfüllt werden? Gelder für noch 'ne Regatta, auch wenn sie grenzübergreifend ist, sind zum Fenster 'rausgeworfen, wenn die Traditionsschiffe dem Hafen fern bleiben. Und mit ihnen die Touristen.
Vielleicht wacht mal jemand auf und beginnt darüber nachzudenken.

14.12.13 FORENING heute

Wie am 03.12. d.J berichtet, werden an FORENING*) jetzt die kleineren Bauteile am Rumpf und das Deck komplettiert.

Das Galion macht weitere Fortschritte. Wie an dem übrigen Modell auch,
werden manche Bauteile mit zeitgenössischen Verzierungen versehen. So enden zum Beispiel einige Leisten in Schneckenornamenten und andere sind mit einer Kannelierung verziert, so wie es durch die leider nicht immer sehr detaillierten Unterlagen vorgegeben ist.








Im Heck endet  der Schergang (d.i. die oberste Planke unter der Decksebene) ebenfalls in einem Schneckenornament. Wer im 18. Jh. als Kaufmann etwas darstellen wollte, mußte auch in Zierrat und Ästhetik investieren - genau wie heute auch noch. Die Verzierungen waren großen Kriegsschiffen besonders üppig gestaltet, bei kleinen Schiffen weniger aufwendig gearbeitet. Bei Arbeitsschiffen fehlten sie vollständig.






Ein weiteres schiffsbauhistorisch interessantes Detail ist nur schwer zu erkennen: Die Achterkante des Ruderblatts ist auf ganzer Länge mit einer tiefen Nut versehen. Sie sieht zwar aus wie eine Kannelierung, ist aber nicht zur Zierde gemacht. Sie sollte das hinter dem Ruderblatt zusammenströmende Wasser verwirbeln und dadurch Schwingungen im Ruderblatt dämpfen. Diesen Trick wendet man noch heute an, wenn das Ruderblatt in einer breiten Kantfläche endet. Schon im 18. Jahrhundert wurden solche Erkenntnisse experimentell durch Versuche  in Schlepptanks gewonnen, erzählt Thomas Frömming, Bootsbaumeister der Museumswerft. Wir erfahren auch noch, dass die FORENING mit einem Radruder versehen werden soll.



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*) Die Schnaubrigg FORENING wurde für den Westindienhandel gebaut und lief 1780 vom Stapel. Sie wird zurzeit auf der Museumswerft in Flensburg als Modell im Maßstab 1:3,5 nachgebaut. Die HAFENMELDUNGEN berichten über den Bau des Modells seit der Kiellegung im Jahr 2012.

10.12.13 Abend für Leseratten

Bücher kennen keine Saison. Aber im Winter, vor Weihnachten zumal, ist das Interesse für Bücher besonders groß, von Menschen, die gerne lesen sowieso. Und jetzt auch als Geschenk, besonders für maritim Interessierte.
Im Schifffahrtsmuseum wurden zwei Bücher vorgestellt, die in gewisser Weise das ganze Spektrum des Themas markieren.

Rainer Ullrich liest und erzählt aus "Segeln mit kleinen Booten"
E.F. Knight: 
Segeln mit kleinen Booten
Handbuch für traditionelle Boote - Erlebnisse und Erfahrungen

Das Buch komprimiert das Wissen, worauf es beim Segeln mit kleinen Booten
ankommt. Und das aus der Sicht eines sehr weit gereisten Seglers, der mit Booten unterschiedlicher Art weltweit unterwegs war. Nach Südamerika, in der Karibik und auch in der Ostsee, und das bereits vor nun 110 Jahren. Deshalb ist sein Buch auch für jeden interessant, der sich für historische Boote interessiert. Viele Bootstypen und Riggformen, ihre besondere Eignung und Schwächen aber auch ihre Bedienung werden vorgestellt. Zeitlos wertvolle Manöver, Tricks  und Grundsätze der Seemannschaft runden das Kompendium ab. Sehr schön sind die Illustrationen, die teils Rainer Ullrich gestaltet, teils dem Original entnommen wurden, denn das Buch ist die Übersetzung von Thomas Friße des Originaltitels "Small Boat Sailing" aus dem Jahr 1901.


 
Kapitän Wulf Hoffmann (links) liest und erzählt aus seinem Buch
"Schutzengel über den Wellen"
Kpt. Wulf Hoffmann:  
Schutzengel über den Wellen

Sechs Jahrzehnte auf dem Wasser, von der Pieke bis zum Kapitän. Voller
Erlebnisse, wie sie nur das wahre Leben beschert. Und immer wieder ist die Hilfe eines Schutzengels vonnöten. Mal wird er leichtbekleidet im Kühlraum der CAP SAN DIEGO eingeschlossen - bei minus 30°C und lebensbedrohendem Ozon in der Luft - ohne Alarm geben zu können. Mal bricht auf der Elbe ein Schäkel im Schleppgeschirr eines Verbandes von zwei Schiffen: Eines ein Kümo, das andere ein Feuerschiff. Letzteres, die LV 13, liegt seitdem im Hamburger Hafen, weil der Schutzengel einen defekten Schäkel zusammengehalten hat. Aber es gibt auch bei aller Dramatik lustige Begebenheiten. Zum Beispiel von dem 17-jährigen Berliner "Icke" dem seine Mutter prophezeite, dass er sein 18-tes Jahr nicht überleben werde. Er glaubte fest daran, bis er eine katastrophale Kollision mit einem Tanker überlebte - an seinem 18-ten Geburtstag. Die Begebenheiten werden so sachlich richtig geschildert, wie es nur jemnd kann, der was von Schiffen und Seefahrt versteht.
Auch dieses Buch ist lebhaft und gekonnt illustriert vom Expeditions- und Reisemaler Rainer Ullrich.

Beide Bücher sind im Verlag "Tonne 52" erschienen. Dem der jetzt Blut geleckt  und Lust auf mehr hat kann geholfen werden. Bestellungen an den Verlag unter: 

FAX: 04122 - 56483



Zum Abschluß gab Wulf Hoffmann eine Kabarett-reife Vorstellung als Sänger und Musiker zum Besten.

09.12.13 WYVERN wird in Hvide Sande restauriert

Im Juni sank die historische Colin Archer Jacht WYVERN während der TS Rally nach Helsinki. WYVERN ist Eigentum des  Maritime Museum (MUST) in Stavanger, einem der großen Versorgungshäfen für die Ölfelder Norwegens. In einer beispiellosen Aktion wurde das Schiff, eines der maritimen Denkmale Norwegens, von einem Versorgerschiff für Ölbohrinseln durch Unterwasserroboter gehoben. Das war nur einen Monat nachdem das Schiff sank. Die HAFENMELDUNGEN berichteten über die Rettungsaktion. Leider muss auch gesagt werden, dass eine zuvor versuchte Rettung ein Menschenleben gefordert hat.
Das Schiff wurde noch während der Überführung so weit instand gesetzt, dass sie bei der Ankunft in Stavanger auf eigenem Kiel an seinen Liegeplatz verholen konnte. Notwendige Instandsetzungs- und Sicherungsarbeiten waren noch während der Überführung eingeleitet worden.
Heute erreicht uns die Nachricht, dass WYVERN nun endgültig restauriert wird. Nach einer Ausschreibung hat die Hvide Sande Skips- & Baadebyggeri den Zuschlag für die Restaurierung erhalten. Die Werft hat sich lt. Informationen des Maritime Museum Stavanger nach verschiedenen Restaurationen erhaltungswürdiger Schiffe dänischer und norwegischer Museen einen sehr guten Ruf erworben. Am 10. Dezember soll der Vertrag unterzeichnet werden. Bereits Tage danach soll das Schiff mit eigener Maschine nach Hvide Sande überführt werden. Es wird damit gerechnet, dass WYVERN noch im nächsten Sommer wieder zurück in Stavanger ist.

WYVERN bei der Ankunft in Stavanger. Das Schiff wurde von einem Versorgerschiff huckepack transportiert und während der Überführung repariert. Unmittelbar bevor diese Aufnahme entstand wurde sie wieder zu Wasser gelassen.
Foto: Maritime Museum Stavanger

08.12.13 Kontrastprogramm

Während der Saison steht der traditionelle Umgang mit den Schiffen im Vordergrund. Jetzt liegen die alten Logger, Jadgten und Jachten  im Hafen und warten auf das Frühjahr. Denn die Traditionsschiffe bleiben im Wasser, teils unter einer Plane teils unter freiem Himmel. Arbeiten am Schiff müssen bis zum Frühjahr warten. Das Wetter lädt auch nicht gerade zu Segelreisen ein. Was machen Traditionsschiffer eigentlich an diesen  Wintertagen, wenn mal kein Orkan über den Hafen hinweg rast und deshalb Leinen gefiert oder Planen befestigt werden müssen?

Jetzt ist Zeit für ein Kontrastprogramm. Ohne  Veranstaltungen, Schiffswartung und Gästefahrten bleibt Zeit genug, um sich einfach mal so zu treffen, ohne größere Absicht als zusammen zu sein und sich ganz traditionell mit einfachsten Mitteln zu vergnügen.

Gestern kamen ein paar in den Herrenstall, um miteinander bei Gesellschaftsspielen zu reden und zu lachen. Jeder brachte mit, was Keller und Küche entbehren konnten. Viel war es nicht, aber viel brauchte es auch nicht. Es brauchte auch keine Planung, keine Organisation und kein Programm. Außer dazu kommen und sich wohlfühlen. Und siehe da: es hat geklappt und tat auch garnicht weh. Als die letzten nach Mitternacht auseinander gingen stand fest: Das machen wir nochmal.

06.12.13 Hafen ohne Wasser

Das Tief mit dem alten katholischen Namen "Xaver" hat über Nacht etwas von seiner Kraft eingebüßt. An der Westküste soll es zwar mit orkanartigem Sturm und Orkanböen für Hochwasser sorgen. Hier in Flensburg würde ihm das aber keiner mehr zutrauen. Vielleicht liegt es auch am Datum, schließlich ist heute der Nikolaustag. St. Nikolaus ist ja bekanntlich ein Schutzheiliger der Seeleute. Sie rufen ihn an, wenn der Sturm übermächtig ist. Irgend jemand von der Förde muß ihn angerufen haben, denn zur Zeit bläst es nur noch stark bis stürmisch aus Nordwest. Aber das Wasser im Hafen kann immer noch nicht wieder ansteigen. Im Gegenteil: Gegenüber Mitternacht ist der Wasserstand nochmals gefallen. Aber alle Schiffe schwimmen noch, wenn auch auf niedrigem Niveau. Nur ARVED, die Arendalsjekte des Museumshafens, liegt trocken. Das hat zumindest den Vorteil, das sie nicht mehr an den Leinen reißt und sich dadurch beschädigt - schließlich soll man doch immer das Positive erkennen und würdigen. So sieht es also heute morgen um acht Uhr am Museumshafen aus:


RYVAR auf Tauchstation
AURORA, tief gesunken














LILLE BJÖRN, ziemlich herunter gekommen
ARVED, gestrandet