29.11.13 Petuhlich

Zum Anhören! Ausnahmsweise mit Musik

Wer im Schifffahtsmuseum im Steuerhaus Kapitän spielt (gleich neben dem Laden von Petersen ) und den entscheidenden Knopf im Steuerhaus drückt, hört  Gerty Molzen auf Petuhfahrt nach Glücksburg.

Wo kann man so was kaufen?
Das ist jetzt möglich im Schiffahrtsmuseum aber auch in Amazonien oder bei anderen Händlern. Wie berichtet wird die CD am 03.12.2013 im Schiffahrtsmuseum vorgestellt .

In dem langen Künstlerleben von Gerty
Molzen gab es einige Schallplattenauf-
nahmen und Filmausschnitte, doch die
Freundschaft von Andre Schlegel mit
ihr war die Grundlage für die Einblicke
in das gut sortierte Archiv.

Gerty Molzen  erlaubt uns einen
Einblick in ihre Musik, als könnten wir
ihr bei der Improvisation zuhören , da
sie alles auf Tonbänder aufgenommen
hat.
Der graue Kasten unten rechts ist ein Tonbandgerät (für alle smartphoner
und simser: damit kann man tatsächlich Musik aufnehmen!)

Diese Bänder mußten eins zu eins
digitalisiert werden , um die CD zu erstellen.

Schön,daß es gelungen ist !




25.11.13 Und was sonst noch auf der Werft los ist

DAGMAR AAEN wartet auf die Wartung




Wer Sehnsucht nach DAGMAR AAEN hat und den roten Rumpf im Museumshafen Flensburg vermisst, wird diesmal vergeblich in polaren Regionen nach dem Expeditionsschiff von Arved Fuchs suchen. Sie liegt in Egernsund und wartet auf ihre jährliche Inspektion.



MEGA wartet - auf was?




Auf der Helling ist ein ungewöhnlicher Rumpf zu sehen. Vermutlich handelt es sich bei diesem Exemplar - das sinnigerweise den Namen MEGA trägt - nicht um einen Traditionssegler und auch nicht um einen dänischen Fischkutter aus Holz. Man darf ebenso annehmen, dass er nicht mit Aluminium überzogen wird, wie die meisten Schiffe, die an diesem besonderen Platz bearbeitet werden.

Die Zeit der hölzernen Fischkutter geht auch in Dänemark langsam zuende.
Viele wurden abgewrackt. Die zugehörigen Fangquoten wurden auf die verbliebenen verteilt. Diese wurden vergrößert. Manche bekamen ein neues (Spiegel-) Heck und wurden mit Aluminium beplankt oder verstärkt. Nun wird es nicht mehr lange dauern, bis die letzten Schiffe aus der gewerblichen Fahrt herausgenommen werden. Nur wenige werden als Traditionsschiffe überleben. 
Dänemark kann sich glücklich schätzen (Dänen gelten ohnehin als "Die glücklichsten Menschen der Welt").
WIKING wartet auf eine neue Zukunft
Unter anderem gibt es dort auch die Traeskibssammenslutningen. Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Zeugnisse maritimer Kultur zu erhalten. Deutschland hat keine vergleichbare Organisation und auch keinen prominenten Rang in dieser Statistik.

GERDA wartet auf den nächsten Frühling
Neben der "Mega-Yacht" steht WIKING. Sie bekommt die jetzt viele neue Spanten aus Eiche und danach auch neue Planken. Dieser Krabbenkutter von 1938 war ziemlich "pflegebedürftig". Glücklicherweise hat er einen Enthusiasten gefunden, der sich mit seiner Zeit (viel Zeit!) und Geld (wissen wir nicht, reden auch nicht drüber) an den Erhalt dieses Historischen Erbes macht. Ob sich das lohnt? Lohnt sich Kultur? Lohnt sich Denkmalpflege? Lohnt sich Kunst? Wer das fragt, ist schnell bei der Tourismusindustrie, dem Kunsthandel und anderen abzählbaren Größen. Aber vielleicht ist das auch eine Art Kultur.


Auf der anderen Seite der Werfthalle wartet GERDA auf den Frühling. Dieser Nachbau eines Borholmer Lachskutters wurde erst kürzlich auf der Werft in Egernsund aufwendig saniert. Sie gilt als ziemlich schnell. Wie man an den Schattenlinien leicht erkennt, liegt das sicherlich auch an ihrem Riss.

25.11.13 FULVIA - vom Kutter zur Ketsch

Im Sommer mutierte FULVIA, das zweitälteste Schiff im Hafen, urplötzlich von der Ketsch zum Kutter. Nun hat sie die Rückverwandlung beinahe abgeschlossen und schon steht die nächste Metamorphose (griechisch metamórphosis "Umgestaltung") ins Haus. Nur noch bis morgen früh kann sich das alte
Traditionsschiff seiner Mastenzier erfreuen.
Man könnte annehmen, dass die Erfahrungen mit dem Segeln ohne den hintersten Mast so viel versprechend waren, dass jetzt in einem Versuch herausgefunden werden soll, wie es sich ohne Großmast segelt. Immerhin könnte erwartet werden, dass FULVIA so hoch an den Wind gehen wird, wie nie zuvor.Aber nicht Forscherdrang sondern der Wunsch nach Sicherheit, der obersten Tugend aller Seeleute, gab den Ausschlag.
FULVIA (mit schwarzem Rumpf) hinter CARMELAN
in Chr. Badebyggeri in Egernsund
Nach dem Schrecken im Sommer, als der Besanmast brach, soll der Großmast gezogen werden, um ihn gründlich zu untersuchen.
 
Das Taljereep am Besan muss noch gespannt werden
Es bedarf vieler Stunden, einen Mast zu ziehen und wieder aufzuriggen. Bis er wieder steht, werden viele Tage verstreichen. Doch jetzt, im Winter, ist der Bedarf für Segelreisen eher gering. Zum einen muss der Baum, die Gaffel, alle Fallen und sonstiges Laufendes Gut samt ihrer Blöcke abgenommen und sorgfältig beschriftet werden. Dann werden die  elektrischen Leitungen unterbrochen und die Taljereeps der Juffern ausgeschoren. Zuletzt, wenn der Mast schon sicher am Kran hängt, werden die Mastkeile entfernt. Nun erst kann das gute Stück sorgfältig aus dem Rumpf gezogen werden. Hier zeigt sich die Erfahrung des Kranführers: Der Mast soll an einer Stelle angeschlagen werden, die knapp oberhalb des Gewichtsschwerpunktes liegt. Kommt man darüber, wird es schwierig, ihn zu legen, darunter wird's gefährlich, denn er wird kippen, sobald er nicht mehr in dem Mastloch geführt wird. Manchmal muss am stehenden Mast probiert werden, bis alles so sitzt, wie es sein soll. Stagen, Wanten, Backstagen und Pardunen werden erst abgenommen, wenn der Mast am Boden liegt. Während der Mast untersucht und wo nötig repariert wird, sollte noch Zeit bleiben, alle demontierten Teile gründlich zu sichten, zu reinigen und ggfs. zu reparieren. Das Schleifen und Lackieren aller Holzteile (mindestens achtmal) ist schon fast der kleinste Teil der Arbeiten. Und dann muss der Mast auch wieder gestellt und geriggt werden. Viel Zeit für besinnliche Stunden wird es in diesem Winter nicht geben. Vermutlich wird sich die gesamte Aktion bis zur Rum Regatta 2014 hinziehen.
Wir wünschen der Mannschaft und dem Schiff "Gutes Gelingen"!

25.11.13 Winterzeit - Bastelzeit

Die Temperaturen sinken, der Himmel ist nur noch selten klar und sonnig. Oft hüllen sich Stadt und Land in Nebel und der Regen fällt in dichten Schauern. Keine guten Voraussetzungen für Aktivitäten an der frischen Luft. Die Tage werden kürzer und im Hafen ist weniger los. Womit kann ein nach Maritimem Dürstende Mensch also seinen Drang stillen? Es sollte etwas sein, das mit wenig Platz in der geheizten Stube zufrieden ist, kaum Geld und Mittel kostet, in guter Gesellschaft gepflegt werden kann, ohne mehrsemestriges Studium Freude bereitet und zu schönen Ergebnissen führt.
Jetzt flatterten gerade E-Mails mit neuen Terminen und Angeboten der Gruppe "Kartonmodellbau zwischen den Meeren" in den Eingangskorb. Vor etwa einem Jahr, als wir  zum ersten Mal von dieser Gruppe hörten, war ihr Angebot noch weithin unbekannt. Mittlerweile ist sie im Schifffahrtsmuseum Flensburg fest etabliert und bietet mittlerweile auch Kurse in der Volkshochschule an. Ganz besonders soll erwähnt werden, dass alle zwei Wochen, immer mittwochs um 15.00 Uhr, im Franziskus-Hospital Modellbaustunden für an Krebs erkrankte angeboten werden. Ein schönes Beispiel  für gemeinnütziges Handeln! Mittlerweile gibt es auch einen Film, der einen Eindruck von den Bastelstunden im Schifffahrtsmuseum gibt:




Die Modellbaufreunde laden herzlich zum Mitmachen ein. Außerdem gibt es einen Stammtisch, zu dem Gäste ebenfalls willkommen sind.

Alle Termine sind HIER zu finden.

19.11.13 UNDINE: Wassereinbruch im Maschinenraum

UNDINE, letzter Frachtsegler Deutschlands, musste am 16. November morgens notfallmässig mit Wassereinbruch den Cuxhafen anlaufen. Das Schiff war auf einer Reise von Hörnum auf Sylt nach Hamburg. Die Besatzung und vier Passagiere sind wohlauf. Das "Europäische Segel-Informationssystem" berichtet heute: 

UNDINE, hier im Januar in Flensburg
"Das Schiff war mit einer Palette Mineralwasser und einem 300-Liter-Fass Jamaika-Rum für einen Flensburger Spirituosenhändler beladen, als Kapitän Torben Hass bemerkte, dass im Achterschiff durch einen feinen Riss Wasser in den Maschinenraum eindrang. Gegen 8.45 Uhr steuerte der 82 Jahre alte Schoner deshalb Cuxhaven an, wo die Feuerwehr dabei assistierte, die Leckage abzudichten. Um das Schiff wurde eine Ölsperre ausgelegt.
Die vier Passagiere wurden per Bahn weiter transportiert. Um 11.45 Uhr verholte es in den Fischereihafen und ging am 19.11. bei der Empting-Werft ins Dock, wo binnen dreier Tage der Schaden behoben und Klassearbeiten ausgeführt werden sollen. Seit Februar 2013 pendelt die 37 Meter lange „Undine“ im Liniendienst zwischen Hamburg und Sylt. Sie kann bei der 24-Stunden-Fahrt rund 60 Tonnen Fracht und bis zu sechs Passagiere befördern."

19.11.13 Gerty Molzen: Von Flensburg nach New York


Für diesem Abend sollte man sich zeitig Karten besorgen, sonst heißt es "Dascha ’n Maars un kriegn ’n guten Platz!" *)

Vielen gilt die 1990 verstorbene Gerty Molzen bis heute als die "Petuhtante" 
schlechthin. Ihre "schunzigen" Geschichten über "Flensburger Originale" oder eine "Petuhfahrt nach Glücksburg" sind nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern bewahren in ihren ebenso humorvollen wie feinsinnigen Beobachtungen ein Stück 
Flensburger Alltagsgeschichte. Doch Gerty Molzen war weitaus mehr als eine resolute Petuhtante. Die 1906 in Flensburg geborene Sängerin, Kabarettistin und Schauspielerin weist mit ihren 60 Bühnenjahren eine bemerkenswerte, internationale Musik-Karriere auf - von Oper über norddeutsche Lieder, Chansons und Kabarett bis hin zu Rock und Pop. Nachdem Gerty Molzens Musikaufnahmen seit Jahren vergriffen sind, bringt das Flensburger Schifffahrtsmuseum nun im Dezember die CD "Von Flensburg nach New York" heraus. Damit sind erstmals alle ihre bis dato nur auf Vinyl-Singles erschienenen Lieder, Chansons, Songs und Kabarett-Texte zusammen mit sieben weiteren bislang unveröffentlichten Live- und Demo-Aufnahmen auf einem Tonträger versammelt.
Zur CD-Veröffentlichung lädt das Museum am Dienstag, 3. Dezember um 19.30 Uhr zu einem Abend in Erinnerung an Gerty Molzen ein. Der Redakteur und 
Künstlermanager André Schlegel berichtet anhand von ausgewählten Liedern, Tonaufnahmen und Filmausschnitten über das Leben und Werk Gerty Molzens. Hilke Rudolph erzählt zur Geschichte und Bedeutung des Petuh und liest eine 
Kostprobe aus Gerty Molzens beliebten Petuh-Geschichten. Moderiert wird der Abend von der bekannten Schlagersängerin Astrid Breck, die selber ihr Herz an den rauen Charme von Gerty Molzens Musik verloren hat. 
 
Vorverkauf im Schifffahrtsmuseum:
10,- €, erm. 7,- €
 
______________________ 
*) Petuh: Das ist schwer einen guten Platz zu bekommen! (nach: WIKIPEDIA) 

19.11.13 Aktuell im Schifffahrtsmuseum

Zum Abschluss der Interkulturellen Wochen lädt der "Runde Tisch für
Integration Flensburg" am Donnerstag, den 21. November um 19 Uhr zu
einer musikalischen Reise durch Lateinamerika ins Schifffahrtsmuseum ein
(Schiffbrücke 39, Flensburg). Merengue, Bachata, Salsa, Bolero, Mambo,
Rumba, Tango, Cumbia oder Marinera - die musikalische Vielfalt
Südamerikas ist schier unerschöpflich. Allen Stilen gemein sind ein
ganz besonderes Rhythmusgefühl sowie große Emotionen. Der Abend führt in
die verschiedenen Musikstile ein. Musikalische Kostproben gibt es von
der bekannten chilenischen Sängerin Mercedes Terrazas und ihrer Gruppe
Amerindia. Eine Tango-Darbietung rundet den Abend ab. 
(Eintritt 3 Euro an der Abendkasse)

19.11.13 Bilder einer Ausstellung

Schleswig-Holsteins Küsten in alten Fotografien im Flensburger Schifffahrtsmuseum



Fotografien (4) Theodor Möller (aus "Schleswig-Hiolsteins Küsten in alten Fotografien")













Die neue Ausstellung im Schifffahrtsmuseum Flensburg ist eine großartige Schau auf das Land, die Menschen und der Orte Schleswig-Holsteins aus den ersten drei Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Die frühesten Lichtbilder wurden um die Jahrhundertwende auf Glasplatten im Format 13x18 gebannt, die jüngeren, Ende der 1930-er bereits auf Rollfilme. Theodor Möller, 1873 als Bauernsohn geboren und aufgewachsen, wurde Lehrer und begann schon um die Jahrhundertwende mit der Fotografie, die damals ähnlich jung war, wie es heute die Digitalfotografie ist. Allerdings war sie zu der Zeit nicht im Mindesten so weit verbreitet, denn neben einem technischen und handwerklichen Verständnis, musste der Lichtbildner - so nannte sich der Fotograf damals - auch gehörige Körperkraft mitbringen, wenn er auf Reisen fotografieren wollte. Jedes Bild entstand auf jeweils einer Glasplatte, als Trägerin der lichtempfindlichen Schicht. Dass er unter diesen Umständen nicht einfach mal eben "Bilder schießen" konnte, wenn er zu Fuß das Land erkundete, liegt auf der Hand. Und so erzählen die Bilder der Ausstellung auch von der Sorgfalt, mit der Motiv, Blickpunkt und Komposition ausgewählt wurden. Er war Autodidakt und kannte das ländliche Leben, das damals noch die Mehrzahl der Menschen führten. Seine Bilder sind deswegen nicht nur einfach sehr ästhetisch. Sie zeigen die Welt der arbeitenden Menschen mit den Augen eines der ihren. In der Abbildung der von Menschen geformten Landschaften Häuser, Ortschaften und Arbeitsstätten spiegelt sich ihr Leben. Naturgemäß sind Fischereifahrzeuge ein Schwerpunkt der Ausstellung von Bildern von Schleswig-Holsteins Küsten.
Theodor Möller wollte das Land im Umbruch von der Tradition zur damaligen Moderne zeigen. Er zeigt Bilder einer versinkenden Welt als Orientierung auf dem Weg in die Zukunft. In diesem Sinne sind sie eher Aufruf als nüchterne Dokumentation. Schon früh begann er mit der Publikation seiner Reisebeschreibungen. DIe Fotografien waren damals jedoch lediglich Illustration. Das lag vermutlich daran, dass die Reproduktion von Fotografien in Büchern damals noch sehr teuer war und damit einer großen Verbreitung im Wege stand. Um sein Anliegen voranzutreiben, widmete er sich ab 1904 der damals neu eingerichtetn Bildsammelstelle in Kiel. Er wurde deren Leiter.  Später leitete er die Zeitschrift "Die Heimat". Obwohl die damals regierenden Nationalsozialisten versuchten, den Heimatbegriff für ihre Zwecke zu missbrauchen, ist er dieser Bewegung nicht beigetreten.
Sein Haus wurde im Krieg zerstört, sein Fotoarchiv überdauerte unversehrt. Er machte es 1950 dem Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. Dort ist es heute noch eines der wertvollsten Bildbestände. 
Die Ausstellung der Bilder im Schifffahrtsmuseum hat die Günter-Fielmann-Stiftung möglich gemacht. 

Wer sich für das Bildwerk Theodor Möllers interessiert, könnte auch an diesem Buch Gefallen finden:

Stadtbilder aus Schleswig-Holstein
Theodor Möller Fotografien 1900 - 1950

Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege


Die Ausstellung im Schifffahrtsmueseum eröffnet heute Abend um 19.30. Sie wird bis zum 23. Februar 2013 gezeigt. 

P.S. 
20.11.13 Hier der Beitrag des Flensburger Tageblatt "Landesgeschichte in alten Photographien" über die Ausstellung mit dem Hinweis, dass Anfragen nach Abzügen an das Landesamt für Denkmalpflege in Kiel gerichtet werden können:
Landesamt für Denkmalpflege
Wall 47/51
24103 Kiel
Telefon: 0431 69677-60
Telefax: 0431 69677-61

E-Mail

















15.11.13 Stadt probt den Heimfall

In der Geschichte der Stadt Flensburg mit der Firma Highship Industries und ihrer Geschäftsführerin Barbara Geisel wird ein neues Kapitel eröffnet. Heute berichtet das Flensburger Tageblatt in seinem Lokalteil unter der Überschrift "Stadt kämpft um die Harniskaispitze", dass die Stadt Flensburg jetzt mit seiner Forderung nach Heimfall des auf 30 Jahre verpachteten Geländes Ernst macht. Am 17. Dezember soll ein Gütetermin vor der 3. Zivilkammer stattfinden, um nach Wegen zu suchen, wie die verpatzte Situation möglichst einvernehmlich geklärt werden kann. Dazu ist natürlich auch die Geschäftsführerin des Pächters TYCOON geladen. TYCOON gehört, genau so wie Highship Industries, zu den zahlreichen Firmen unter der Leitung von Barbara Geisel. Frühere Termine mit der Stadtverwaltung hat sie platzen lassen. Vielleicht erscheint sie zu dem Termin bei Gericht. Da der Pachtvertrag nach bisherigen Berichten keine Heimfallklausel vorsieht und TYCOON bisher allen finanziellen Verpflichtungen nachgekommen sein soll (zumindest teilweise), sitzt die Stadt womöglich an einem sehr kurzen Hebel und so könnte aus dem Heimfall sogar noch ein Reinfall werden.
Inzwischen blüht neues Leben in den Ruinen. Am Wochenende soll eine Gruppe junger Leute am Harniskai eine "Luftschloss-Fabrik" eröffnen. Mal sehen, ob die Sache so spaßig-treffend ist, wie der Name.


Frühere Beiträge der HAFENMELDUNGEN zum Thema Highship Industries: Bitte hier klicken.

15.11.13 Historische Fotos im Schifffahrtsmuseum

Freunde unseres Landes und der Stadt Flensburg werden diese Ausstellung gerne besuchen. Sie zeigt in Fotografien von Theodor Möller das Land Schleswig-Holstein und, in einem Schwerpunkt, die Stadt Flensburg aus der Zeit von 1904 bis 1939. Mit seiner Kamera wanderte er Jahr für Jahr quer durch das ganze Land, um Landschaften, Dörfer und Städte sowie Menschen bei ihrer Arbeit zu dokumentieren. Seine Aufnahmen bestechen durch ihre brillante, technische Qualität und die präzise Abbildung von Gebäuden und Plätzen, die in diesem Zustand heute meist nicht mehr erhalten sind. Als kleine Kostprobe hier ein Foto des Oluf-Samson-Ganges aus dem Jahr 1922:


Oluf-Samson-Gang in Flensburg 1922
Foto: Theodor Möller














































Viele andere Plätze und Arbeitswelten, die auf den Fotos der Ausstellung gezeigt werden, sind inzwischen für alle Zeit verloren. Um so tröstlicher, dass diese Straße in der Altstadt Flensburgs noch heute nahezu unverändert erhalten ist.

Die Ausstellung kann in der Zeit vom 20. November 2013 bis 23. Februar 2014 besucht werden. Sie wurde durch freundliche Unterstützung von Günter Fielmann möglich, der eine große Zahl Fotografien dem Schifffahrtsmuseum Flensburg schenkte.

11.11.13 Zeit der Jecken

Heute ist der erste Tag der närrischen Saison. In dieser Zeit tun im Süden des Landes Mann, Frau und Kind, was sie in der übrigen Zeit nicht tun, zumindest nicht öffentlich. Zum Beispiel verkleiden sich Landratten als Kapitän oder Pirat, um ihre Narretei auszuleben. Im Übrigen hoffen die Jecken¹) dass diese Zeit ewig währen möge.
Hier im hohen Norden, wo der protestantische Einfluss stärker ist als im rheinischen Süden, verkleiden sich notorische Segler als Landratten und hoffen, dass die fünfte Jahreszeit schnell vergeht. Am Aschermittwoch ist alles vorbei ... In diesem Sinn sind Jecken in Nord und Süd einander nahe. Der Stichtag fällt im nächsten Jahr auf den 05. März. Das ist auch ungefähr die Zeit, in der Schiffe für die kommende Saison segelfertig gemacht werden.

Heute ist aber auch ein schöner Sonnentag. Ideale Bedingung, um das Schiff einen Schritt weiter einzuwintern. Diesmal werden alle Blöcke und Fallen abgebaut, um sie während der kalten Monate durchzusehen und die Holzblöcke frisch zu lackieren. Gut unter Lack, sollen sie im Frühjahr, zu Beginn der nächsten Segelsaison, wieder angeschlagen werden. Man muss schon ganz schön jeck sein, um bei wenigen Graden über Null Stämme fünfzehn Meter hochzukrabbeln um mit klammen Fingern in luftiger Höhe Blöcke mit Zeisingen zu sichern, die Schäkel zu öffnen und vorsichtig abzufieren. Gestern war das auch nicht so prickelnd. Kaum oben, zogen dichte Regenschauern über den Hafen. Also ging es wieder runter. Schließlich gibt es Schöneres als im Mast zu hängen und von kaltem Regen abgeduscht zu werden.

Dennoch sind die närrischen Segler besser dran als die Jecken im Süden. Kommt für Letztere die nächste Fastensaison näher, können sich Erstere auf die nächste Segelsaison freuen.

In dem Sinne: Alaaf! Helau! und auch Ahoi!

__________________________
¹) "Ein Jeck kann ... eine Person sein, der geistige Verwirrung oder geistiges Unvermögen unterstellt wird. Hierbei ist zu beachten, dass es sich bei einer jecken Person im Allgemeinen um eine harmlose Variante des Verrückten handelt..."
aus: WIKIPEDIA, Jecken

09.11.13 Zu Gast im Historischen Hafen

Flensburg ist immer wieder mal Ziel besonderer Schiffe, auch wenn sie nicht unbedingt den üblichen Vorstellungen von Traditionsschiffen entsprechen. Wir dürfen an den letzten Gast erinnern, die ARCHE NOAH und auch an den THE WORLD, das schwimmende Appartmenthaus für Betuchte.

Foto: SANCOUSSI STAR

Und nun SANCOUSSI STAR, eine klassische Hochseemotorjacht aus Gibraltar, von der die Internetseite sagt, sie ließe den "Grandeur" des traditionellen Reisens widerhallen. Übersetzt kann das "Erhabenheit" genau so gut wie "Größe" oder sogar "Größenwahn" heißen. Also "Größe" stimmt, abgeschritten sind es um und bei 55 Meter. Wer sich das Schiff im Jahr 1982 auf der Husumer Schiffswerft hat bauen lassen, musste es sich vermutlich nicht vom Munde absparen.
Aber die Zeiten ändern sich, auch für diese Kategorie von Schiffen. Früher einmal ein "Spielzeug für Reiche", fährt es jetzt als Charterjacht. Wer will, kann es sich über "einen Makler seiner Wahl" gegen einen Obolus für einen oder viele Tage zu eigen machen, ob auf See oder im Hafen, sagt die Internetseite.
Nun liegt es an der Gästepier im Historischen Hafen. Die meisten Fenster sind verhängt. Einen neugierigen Blick kann man sich gerne (er)sparen. Ihm wird nur der Salon im Heck (Teaksessel mit blauweiß gestreiften Polstern unter einer Cabin Lamp aus Messing) und die Kombüse (Edelstahl) zur Ansicht geboten. Nicht geboten wird etwas Spektakuläres, wie zum Beispiel einen sorglosen Star (nomen est omen) oder gleich mehrere. Aber die Insassen des Hafenliegers bekommen auch nichts Besseres zu sehen: Das nächtliche Flensburg im Regen.

Wir lernen wieder einmal: Kleine Sünden bestraft der Liebe Gott sofort, wenn man zum Beispiel in fremde Fenster guckt. Die Internetseite der SANCOUSSI STAR straft gleich mit. Unter der Rubrik "Destination - Todays Position" wird Flensburg nicht mal erwähnt. Und das nur wegen ein bisschen Neugier. Wir bereuen und geloben Besserung.

P.S. 12.11.13 Die Internetseite nennt Kopenhagen als den heutigen Liegeplatz. Das ist ja mal 'ne nette Verwechslung! Aber wir haben auch wirklich viele Besucher aus Dänemark hier.

06.11.13 Bereit für den Winterschlaf

Moderne Jachten sind schon seit einigen Wochen im Winterlager. Nun stehen sie an Land, teils in Hallen, teils im Freien. Die Schiffe am Bohlwerk bleiben ganzjährig im Wasser. Sie folgen damit traditionellen Vorbildern. Als die alten Fischereifahrzeuge noch jung und im gewerblichen Einsatzwaren, wurden sie außerhalb der Fangsaison außer Dienst gestellt. Seitdem hat die Segelsaison die Fangsaison abgelöst. Außerhalb dieser Zeit liegen sie auf, oder, vollständig ausgesprochen: dem Eigner nutzlos auf der Tasche.

CHARLOTTE im Schlafrock

Ein Schiff ist dieser Hinsicht einem kranken Hofhund ähnlich. Nutzlos liegt es an seinem Platz, fordert aber dennoch Aufmerksamkeit und Pflege. Holzschiffe sind, wie der erwähnte Hofhund, dankbar für jede Fürsorge. Freut sich dieser über eine warme Decke, ist jenes für eine wetterfesten Plane als Schlafrock dankbar.
Nun hat auch CHARLOTTE einen solchen Schutz bekommen. Makellos, in hellem Grau, wirkt die faltenlose Baumpersenning wie ein Fremdkörper im ansonsten eher rustikalen Museumshafen. Sollte jemand ein wenig traurig sein, wenn bei diesem Anblick an sein eigenes Schiff denkt? Ihm oder ihr sei ein Spruch verraten, mit dem ein Stegnachbar vor Jahren unser damals komplett renoviertes Schiff kommentierte: "Seht sie euch ganz genau an. So wie jetzt, wird sie nie wieder aussehen. Ab heute vergammelt sie unaufhörlich mit jedem Tag ein bisschen mehr".

04.11.13 Traditionschiffe: Was Andere dazu sagen

Wenn die Schiffe Trauer flaggen
Foto: Blackflag

Wie schon mehrfach berichtet, führte die Anwendung der Traditionsschiffsrichtline zu teils heftigen Kontroversen mit Eignern und Sympathisanten der alten Schiffe. Bekanntlich wurde von einigen das bevorstehende "Sterben"  der Traditionsschiffe vorhergesagt. Um die Situation zu entschärfen, hat das zuständige Ministerium ein Moratorium verfügt, das inzwischen in Kraft ist. Nun haben die Traditionsschiffer Gelegenheit, die eigene Verhandlungsposition festzulegen. Hier ein Beitrag des Museumshafens Oevelgönne, dem ältesten und, wie manche sagen, traditionsreichsten in Deutschland. Wir erhielten ihn heute mit der Bitte um Veröffentlichung in den HAFENMELDUNGEN, verbunden mit der Information, dass der Museumshafen Flensburg dieselbe Position einnimmt, wie die der Kollegen in Oevelgönne:


"Liebe MitstreiterInnen,
viele von uns beschäftigen sich diese Tage nicht nur mit der Einwinterung unserer Schiffe und Häfen, sondern leider auch mit dem ungeliebtem Thema „Traditionsschiffrichtlinie".
Als ältester deutscher Museumshafen in privater Trägerschaft sieht sich der Museumshafen Oevelgönne e.V. dem Erhalt und Ausbau der ehrenamtlichen Traditionsschifffahrt in Deutschland seit 1976 verpflichtet. Aus Anlass  der während der  Hanseboot in Hamburg geplanten Sitzung zu dieser Thematik haben wir uns entschlossen, unsere Position im Internet darzustellen.
Wir würden uns freuen, wenn ihr eure Mitglieder auf unsere Stellungnahme aufmerksam machen könntet."

Einigkeit macht stark. Das Moratorium gibt auch Zeit, über die Grundsätze der Traditionsschifffahrt neu nachzudenken, bevor neue Gesprächsrunden mit staatlichen Stellen beginnen. Sie sollte konstruktiv genutzt werden, um eine einvernehmliche Verhandlungsposition festzulegen. Vielleicht bleibt auch noch Zeit, verbal abzurüsten. Denn die Erfahrung lehrt, dass ein schwieriges Thema durch Emotionen noch schwieriger wird.
Die o.a. Sitzung zu diesem Thema sollte am 01. November stattfinden. Das Ergebnis ist bislang nicht bekannt.

04.11.13 November im Regen


Der große Sturm vor einer Woche hat das Wetter nicht beruhigt.
Seit Tagen weht kräftiger bis stürmischer Wind und eine Regenfront folgt der nächsten. Eigentlich ist es ein Wetter, bei dem jeder gerne unter einem festen Dach bleibt, arbeitet oder Kakao trinkt. Aber das Bohlwerk wird sogar bei diesem Wetter immer wieder besucht. Scheint die Sonne mal durch eine Wolkenlücke, leuchten die Farben vor dem dunklen Himmel wie eine Neonreklame. Doch im Nu ist das Bild wieder weggewischt und feiner Regen staubt über Stadt und Hafen. Nimmt der Wind zu, fallen auch dichte Schauer wie von einer Dusche. 
Auf CHARLOTTE sollten die neuen Segel bei der Apfelfahrt ausprobiert werden. Daraus wurde nichts. Nun müssen sie wohl bis zum Frühjahr auf ihren ersten Einsatz warten.

MEJSEN schon im Winterschlaf
Heute vor einem Jahr waren auf WIEBKE BOHLEN die Segel längst abgeschlagen und trocken im Winterlager verstaut. Außer den Segeln sollen auch alle Blöcke abmontiert werden, um sie über den Winter zu überholen und neu zu lackieren. Das Tauwerk kommt erst in die Waschmaschine bevor es getrocknet und in Bunschen aufgeschossen aufbewahrt wird. Aber heute wird es mit dieser Aktion wieder nichts werden. Der morgige Dienstag soll eine kleine Verschnaufpause in dem herbstlichen Wetterdrama bringen. Also heisst es: Weiter hoffen.

Die Crew von MEJSEN war schneller. Bei Nieselregen hat sie die Segel und Blöcke abgeschlagen und das Schiff mit der Plane abgedeckt. Vielleicht hat sie eine Möglichkeit, die Segel in einer Halle oder Scheune zu trocknen, bevor sie verstaut werden. Der Winter kann kommen.

SORTE SARAH
ARVED noch bereit zum Segeln
Im Lüttfischerhafen sind die meisten Boote schon unter Dach und Fach. ARVED, die Arendal-Sjekte des Museumshafens, und SORTE SARAH, das neu erhaltene Geschenk an den Historischen Hafen  liegen noch an ihren Leinen und  sammeln Regenwasser. Ob sie noch mal eingesetzt werden sollen?

Auch auf der Museumswerft hat man sich für die nassen und oft schneereichen Wintermonate vorbereitet. Das Holzlager wurde weitgehend überdacht. Jetzt ist  der wertvolle Vorrat dort vor dem Verrotten geschützt. 

Gut geschützt: Holzlager der Museumswerft

Auf LILLE BJØRN wurden während der letzten Monate Fenster und Türen ausgebaut. Die Planen hat der Sturm weggerissen. Nun liegt die 60 Jahre alte Brigantine dem Wetter schutzlos ausgeliefert im Hafen der Museumswerft. Ihr Eigner hat wohl die Freude an dem Schiff verloren. Es sollte für den Walschutz eingesetzt werden. Nun braucht das Schiff selber einen Schützer.

Schutzlos: Walschützerschiff LILLE BJØRN ...

Daneben haben der Prahm WILHELMSHAFEN und der halb fertig restaurierte alte Logger MARIE von 1913 seit Jahren ihren Liegeplatz. Wie es aussieht, werden die Schiffe noch eine Weile dort ungeschützt aufliegen. Wie lange dauert es eigentlich, bis ein Stahlrumpf durchgerostet ist?

... und MARIE