02.10.13 Ursachenforschung

Nun hat die sonst stets aktuell berichtende Internetseite "Aktuelle Seenotmeldungen" unter dem Datum 27.09. den Untergang der OLGA von SKAGEN registriert. Hier wird ein treibender Container als mögliche Unfallursache genannt. Ein treibender Gegenstand soll auch das Unglück der RAKEL verursacht haben.

Szenenwechsel.
Wer vom Jachthafen Glücksburg dem Ufer nach Süden folgt, kommt nach
einer Viertelstunde zu einem sehenswerten Strauch. Seine Zweige sind über und über mit Lochsteinen behängt. Sie werden in Skandinavien als sehr nützlich geschätzt. Denn sie können Geister abwehren, die mit dem Menschen gerne übermütigen Schabernack treiben. Diese, äußerst neugierig, suchen immer neue Gelegenheiten für Streiche aller Art. Kommen sie an einen Lochstein, wollen sie sofort wissen, wohin die Löcher führen. Einmal hineingeschlüpft verlieren sie bald die Orientierung. So bleiben sie gefangen und verschonen die Menschen mit ihrem Treiben. Deshalb hängen sie auch neben manchen Haustüren. Die Bewohner der Häuser, so sagt man, führen dadurch ein ruhiges und ausgeglichenes Leben. Warum die Lochsteine aber in großer Zahl an dem Strauch hängen, ist damit nicht erklärt. Es wird vermutlich mit Aberglauben zu tun haben.
Aberglaube ist dem rational Denkenden ein Geheimnis. Besonders die Seefahrt ist ein wahres Dorado für absonderliche Vorstellungen. Man glaubt, dass Schiffe, die an einem Freitag auslaufen, Opfer großer Unglücke werden. Dasselbe blüht auch Schiffen, wenn eine Frau oder gar ein Priester an Bord war. Das sind drei Beispiele für viele Regeln nach denen sich Seeleute früher richteten. Sie wurden getreu befolgt, denn wer konnte wissen, welcher Strafe man sich sonst schuldig machte? Wer den Film "Moby Dick" aus dem Jahr 1956 mit dem unvergessenen Gregory Peck in der Rolle des Kapitän Ahab gesehen hat, weiß wovon hier die Rede ist. Als er das Sankt-Elms-Feuer mit bloßer Hand von der Lanzenspitze strich, war die Mannschaft von seinen übersinnlichen Kräften restlos überzeugt und folgte ihm ohne weiteres Nachdenken in den sicheren Tod.
Dann kam die Zeit der Aufklärung und wissenschaftliches Denken verbreitete sich zuerst in den Städten an Land und zuletzt auf See, zumindest teilweise. Die Schiffe bekamen Maschinen, von Ingenieuren ersonnen, oder Segel, im Windkanal optimiert. Alles Alte, Bewährte wurde ersetzt. Nur, was ersetzte den Aberglauben?
Der Glaube, als sein Gegenteil ist es sicherlich nicht. Wer hat beispielsweise schon von einer Traditionsschiffs-Messe gehört? Solche Veranstaltungen sind sogar für Motorradfahrer mittlerweile Routine und ziehen zehntausende Teilnehmer an, wie noch in diesem Jahr in Hamburg gezählt wurde. Da wird schon mal der geistliche Rat erteilt, nicht schneller zu fahren, als der Schutzengel fliegt. Hat jemand schon mal den Rat gegeben, nur so weit zu segeln, wie der Schutzengel schwimmt? Na, also.

Der Glaube an Übersinnliches  könnte jedoch helfen, sich gegen die Gefahren des Segelns, speziell auf Traditionsschiffen, zu wappnen. Vielleicht war garnicht  Treibgut verantwortlich, sondern der ignorante Umgang mit der Weisheit alter Fahrensleute? Rasch fällt der Verdacht auf eine der beliebten Hochzeiten an Bord. Man stelle sich vor: Mütter, Schwiegermütter, eine Braut, also Frauen(!) an Bord und dazu noch ein Geistlicher(!) Und, um dem die Krone aufzusetzen, das Ganze an einem Freitag!

Vielleicht weist diese Spur zu einer weit gefährlicheren, weil heimtückischen Ursache für das "Sterben der Traditionsschiffe", das in diesem Jahr durch die Presse geisterte, als die beklagte Regulierungswut der Behörden?

In diesem Sinne also: Gute Fahrt!