26.09.13 Treffen der Internationalen Gilde der Knotenmacher

Knoten gehören zu den ältesten Kulturtechniken der Menschen. Schon vor 100000 Jahren  haben sie die Kunst entwickelt, ihr Leben mit Knoten einfacher und auch schöner zu gestalten. Immer wenn Dinge miteinander verbunden werden mussten, um ein Werkzeug, eine Waffe, ein Gebäude oder Schiff zu bauen, haben sie Leinen aus Pflanzenfasern, Tierhaut, Haaren oder Därmen zu Schnüren geflochten  und die Teile damit zusammengefügt. Viel später erst wurden Leinen im heutigen Sinne geschlagen. Die ältesten Abbildungen reichen nicht weiter als bis knapp 3000 Jahre zurück. Die Anwendungen und die Art der verwendeten Knoten sind ebenfalls kaum überliefert, denn das durchweg organische Material hat die Zeit meist nicht überstanden. Lediglich der "Ötzi" - was täten wir ohne ihn - lässt Rückschlüsse auf Knoten in der Zeit von vor 5200 Jahren zu.

Knoten waren seit  je selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Wer morgens seine Schuhe schnürt oder im Winter den Schal um den Hals bindet, gibt diese Technik an seine Kinder weiter. Jedoch das Wissen von der Knotenkunst droht verschwinden, wie vieles vergessen wurde, nachdem es durch modernere Techniken überflüssig wurde. So wie der Knoten in vielen Bereichen durch die Sicherheitsnadel, den Reiss- und den Klettverschluß ersetzt wurde. 
Kleine Knotenschule

Diesem Verlust will die International Guild of Knot Tyers (gegründet 1982) entgegen wirken. So treffen sich die Knotenexperten aus vielen Ländern in lockerer Folge. In diesem Jahr hat die deutsche Sektion zum 14. Treffen eingeladen und Flensburg ist vom 04. bis 06. Oktober Treffpunkt der Knotenfreunde. Sogar aus den USA wird Besuch erwartet.
Die internationale Besetzung der Veranstaltung verspricht den Besuchern eine beeindruckende Vielfalt traditioneller seemännischer Handarbeiten sowie ein breites Angebot an kunstvoll gefertigtem „Fancy Work“, das sind dekorative Arbeiten aus Tauwerk. Darüber hinaus wird beim Knotenmachertreffen das Spleißen von Tauwerk vorgeführt.
Mitmachen und ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht. Insbesondere Kinder können sich unter fachkundiger Anleitung an echten Seemannsknoten aus dicken Enden1) versuchen oder sich kleine Schlüsselanhänger und Figuren aus bunten Tauenden fertigen. Sie können ihr eigenes Tau „auf der Reeperbahn“ schlagen. Wer selber spleißen können möchte, soll es hier lernen können, auch in modernem Tauwerk.

Einer der Höhepunkte ist die „Six Knot Challenge“ (am Samstag, den 5. Oktober um 14.30 Uhr). Bei diesem Wettbewerb werden sechs Seemannsknoten in kürzester Zeit geschlagen. Der schnellste Teilnehmer gewinnt. Der im Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete Weltrekord – aufgestellt von einem IGKT-Mitglied – liegt derzeit bei 8,1 Sekunden. Da lohnt es sich, vorher ein bisschen zu üben. Im Wettbewerb sollen folgende Knoten zu schlagen sein: Pahlstek, Achtknoten, Kreuzknoten, Rundtörn und zwei halbe Schläge, Webeleinenstek, Schotstek. 

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1) In der Seemannssprache wird jedes Tau, Seil oder Garn unabhängig von seiner Beschaffenheit allgemein als "Ende" bezeichnet. Was wir in der Umgangssprache "Ende" nennen, heißt bei Seeleuten korrekt "Tampen". Also, für Seeleute gilt: Jedes Ende hat zwei Tampen. 

Anmerkung: Einen kurzen Überblick über den Knoten und seine Geschichte gibt das Hamburger Abendblatt in seinem Artikel "Knoten-Welt" vom 07. Mai 2002 
Lesenswert ist auch der Bericht über Knoten in WIKIPEDIA