22.09.13 Qual der Wahl

MYTILUS auf Gegenkurs, ...
SEUTE DEERN segelt voraus ...
Nein, nein, was jetzt kommt, hat nichts mit Angela und Peer zu tun. Wir standen vor der Wahl, ob wir unsere Leinen für einen oder mehrere Tage loswerfen. Um es kurz zu machen: Wir waren gestern nur ein paar Stunden "draußen".

In Flensburg kann man sich ziemlich spontan entschließen, ob die Reise länger dauert, oder ob man sich nur ein paar Stunden auf dem Wasser austoben möchte. Um ehrlich zu sein, von Toben. kann man bei drei Beaufort nicht reden, aber Freude am Segeln zu haben, muss ja nicht unbedingt Segeln am Limit heißen.
Wir geniessen die herbstliche Stimmung, wenn das Licht dramatisch unter Wolken auf bleigrauem Wasser glitzert.
... ALBATROS kommt entgegen.
Jetzt sind nur noch wenige Jachten unterwegs, und ein Motorboot, das aber versucht, mit seinem Lärm die vielen abwesenden zu ersetzen. Glücklicherweise ist es sehr schnell und genau so schnell sind wir wieder mit dem Glucksen und Murmeln unseres Kielwassers alleine. Der Wind steht günstig für die Gaffelketsch, backstags geht es nach Norden. Ein helles Gaffelsegel kommt bei Holnis in Sicht. Immer wieder die spannende Frage: Wer erkennt das Schiff zuerst? Das Rigg hat traditionelle Proportionen. Ist das VAAR? Dann müsste der Rumpf aber hell sein.
Bald erkennen wir einen weißen Bugkeil, wie ihn traditionell nur die Elbsegler fahren. Es ist MYTILUS.
So vergeht die Zeit. Bald kommen die Ochseninseln nahe.
Viele Optis versammeln sich an der Startlinie (Ausschnitt)
Emanzipation 2013 am Bohlwerk
Vor Glücksburg segeln Kinder in Optis eine Regatta. Dutzende kleiner Segel streben eifrig zur Wendetonne und zurück. Schlauchboote begleiten sie in gebührendem Abstand, wie Hirtenhunde eine Herde Lämmer. Vielleicht interessiert sich der eine oder die andere der Eleven später einmal für Segelschiffe, mit denen der Jachtsport begann? Im Museumshafen kümmern sich die Lüttfischer, wie zum Beispiel auf MINNA RÖDER um die Jugendarbeit. 

Seit einer Weile segelt SEUTE  DEERN auf unserem Kurs. Mal ist sie dicht vor uns, mal sind wir knapp hinter ihr. Aber wir sind bekanntlich frei von Ehrgeiz, was das betrifft und so bummeln wir ganz entspannt gen Holnis.
Bald kommt einlaufend ALBATROS in Sicht. Tatsächlich kreuzt sie gegen den Wind aus SW bis W. Interessant sind ihre Wenden anzusehen: Das Marssegel bleibt in der Wende stehen, bis der Wind von vorn einfällt und den Bug auf den neuen Kurs drückt - ganz schön clever. So geht es im Zickzack nach Süden, bis sie es sich noch mal überlegt und wieder nach Norden strebt. Vielleicht hat die Crew gemault und gefragt, was sie denn so bald wieder im Hafen soll. Recht hat sie! Die beiden Schiffe des DJS (Deutsches Jugendwerk zur See) sind oft in Flensburg. Ihr Angebot richtet sich, so scheint's, an jung gebliebene, denn die meisten Menschen an Bord sind grauhaarig und somit schon der ersten Blüte junger Jahre entwachsen.

Nun kommt für uns die Viertelstunde der Entscheidung: Wollen oder wollen wir nicht weiter? Wir wollen heute nicht. Also Schoten dicht, "Klar zur Wende - Ree" und nun kreuzen auch wir auf den Hafen zu. Obwohl, wie gesagt, frei von Ehrgeiz - ist eines uns wichtig: bis tief in den Hafen hinein zu segeln. Meist freuen sich daran ein paar Stadtbummler am Hafen. Das größte Interesse gilt jedoch den Anlegemanövern, wenn wir rückwärts in unsere Box einfahren. Aber auch diesmal müssen wir die Zuschauer enttäuschen. Wir kommen glatt hinein. Man kann ja auch nicht allen Katastrophenbegierden gerecht werden.

Auf dem Bohlwerk sind viele Menschen unterwegs. Eine Gruppe junger und älterer Leute fällt auf. Sie tragen blaue Hemden. "Knabenkapelle Auerbach" steht darauf. Immerhin war ein Teil der Knaben über fünfzig und ein anderer Teil waren Mädchen. Die alten Schiffe scheinen nicht alle zu interessieren - Was solls? Bei uns kann jeder gucken wohin er oder sie will.