31.07.13 Russische Behörden zwingen Arved Fuchs zur Aufgabe

Eisbarrien sind für den erfahrenen Expeditionsleier Arved Fuchs ein bekannter Gegner. Bisher hat er immer noch hindurch gefunden. Vor dem Gestrüpp willkürlicher Behördenentschedungen musste er jetzt die Segel streichen und einen neuen Kurs absetzen.
Heute erreichte uns folgenden aktuelle Information seines Büros, die wir hiermit an unsere Leser weitergeben.


Russische Behörden härter als Eis - Arved Fuchs
bricht geplante Expedition nach Franz-Josef-Land ab


"Murmansk – Russische Behörden verweigern dem Expeditionsleiter Arved Fuchs (60) und
DAGMAR AAEN in Murmansk
Foto: Arved Fuchs Expeditionen

seinem Team im Hafen von Murmansk seit zwei Wochen trotz vorliegender Genehmigungen die Weiterreise in das nur 900 Kilometer vom Nordpol entfernt liegende und bislang kaum erforschte Franz-Josef-Land.
Mit seinem Segelschiff „Dagmar Aaen“ wollte Fuchs gemeinsam mit der Nationalpark-Verwaltung historische Spuren und Camps früherer Polarexpeditionen aufsuchen sowie die klimatischen Veränderungen in der russischen Arktis dokumentieren. Die Expedition wäre auch für den Nationalpark-Experten an Bord die seltene Chance gewesen, kaum berührte Regionen von Franz-Josef-Land zu besuchen.
Doch die russischen Behörden haben diese Pläne jetzt vernichtet. Mit ständig neuen Auflagen und widersprüchlichen Gesetzesinterpretationen verhindert sie die Weiterfahrt der „Dagmar Aaen“ von Murmansk in die Arktis. Für Fuchs schließt sich das ohnehin kurze Zeitfenster, in dem eine Fahrt in diese nördlichen Regionen überhaupt möglich ist.
Offiziell fehlt der Expedition eine Genehmigung für das Befahren internationaler Gewässer – obwohl weltweit in diesen Seegebieten freie Fahrt besteht. Doch die russische Border Guard verlangt von der „Dagmar Aaen“ Papiere, ohne sagen zu können, wer solche Dokumente überhaupt  ausstellen soll. Russischen Schiffen dagegen wird die Fahrt nach Franz-Josef-Land genehmigt.


Die willkürliche Behandlung hat unterdessen auch für diplomatische Nachfragen in Moskau
gesorgt. Das Auswärtige Amt hat sich eingeschaltet. Die Blockade der „Dagmar Aaen“ ist
mittlerweile auch ein Medienthema. Russische Zeitungen und Fernsehstationen berichten über
das kaum nachvollziehbare Vorgehen der Grenzbehörde von Murmansk.
Sowohl Arved Fuchs als auch die Mitarbeiter des Nationalparks reagierten enttäuscht auf die
Entscheidung der Behörden. Die Chance, diese weitgehend unbekannte Region der Hocharktis
dank der außergewöhnlich günstigen Eisverhältnisse zu erforschen und zu dokumentieren ist an
der bürokratischen Sturheit der russischen Grenzschützer gescheitert.
Fuchs plant nun, kurzfristig nach Spitzbergen zu segeln, um dort klimatische Veränderungen seit
dem letzten Besuch 2007 zu dokumentieren. Nähere Inhalte der neu geplanten Expedition
werden derzeit noch ausgearbeitet.

31.07.13 Durchgepustet

Mittags kam eine Wetterfront und mit ihr ein Wolkenbruch. Der Himmel dunkelgrau, die Sicht unter 100 Meter. Kräftige Böen krängen die Schiffe im Museumshafen. Das ist bei Westwind selten, der Hang und die hohen Häuser an der Schiffbrücke geben guten Schutz. Hinter der Front kommt ein prächtiges Rückseitenwetter mit gleißendem Licht, unterbrochen vom Schatten schnell ziehender Wolken.
Heute wollen wir wieder einmal richtig segeln mit frischem Wind und stürmischen Böen. Dafür wurde unser Schiff gebaut. Segeln bei Schwachwind ist auch möglich, dann mit großen Beisegeln. Heute ist Bescheidenheit gefordert. Denn wenn es im Hafen nur mäßig bläst, draußen in der Förde, ohne Schutz der Hänge und Häuser sind es sicherlich zwei bis drei Windstärken mehr. Wir werden Kurs Nord Backstagwind haben und zurück kreuzen und rechnen mit frischem bis stürmischem Wind. Die Rechnung sollte aufgehen. Unter Fock und Groß ist das Schiff auch für zwei alte Leute gut zu handhaben. Selbst ohne Winschen und Rollsegel. Noch im Hafen setzten wir die beiden Segel. Sie haben zusammen ca. 54 m² und sollen unsere 20 Tonnen Gewicht durch das Wasser der Förde schieben. Das ist wenig? Uns reicht es heute. Früher haben wir bei solchem Wetter noch den Klüver und den Besan dazugenommen, dafür aber ein Reff ins Groß. Bei den niedrigen Wellen in der Förde reichte das immer für maximalen Vorschub. 


Kaum sind wir aus der Abdeckung der großen Werfthalle heraus, packt uns der Wind. Je weiter wir kommen, um so stärker sind die Böen. Bald reißen die Wellenkämme mit einem Schauer von Wassertropfen ab. Bei dem Backstagskurs sind wir bald bei den Ochseninseln. Da wir auf Steuerbordbug laufen, müssen wir ein paar anderen Seglern ausweichen, darunter auch mR-Jachten. Es sind 6-er und 5.5-er, die sich auf die Regatten vorbereiten, die am Samstag im Rahmen der Robbe&Berking Classics stattfinden werden. Auch ANITA ist dabei, die 12 mR Ketsch. Als wir abfallen, um hinter ihr zu passieren, wird sie langsamer, weil sie vor uns ihr Großsegel wegnimmt. Hinter ihr luven wir wieder stark an und schrammen damit an einer ungeplanten Halse vorbei.
WIEBKE BOHLEN
(Foto: Thomas Kähler)
Immerhin kommen wir dieser überwältigend schönen Jacht sehr nahe und können ein paar Fotos machen. Später kommt sie hinter uns auf und überholt uns nach einer Weile. Mit unserem Schiff und unseren Kräften verzichtet man in einer solchen Situation besser auf jeden Ehrgeiz. So haben wir  einen schönen Tag und können ebenso schöne Bilder mit nach Hause nehmen. Bald sind wir nahe der Stranderød Bugt und wollen zurück um abends wieder zu Hause zu sein. 
Bei diesen Windverhältnissen ist die Halse unser Manöver der Wahl. Wir nehmen das Großsegel so dicht wie möglich, um das Schiff zu schonen. Dann fallen wir ab. Der Ruderdruck ist sehr stark, als wollte sie uns mal so richtig fordern. Aber dann gibt sie doch nach, mit einer Talje auf der Pinne waren wir immer noch stärker als das luvende Schiff. Schon läßt der Zug der Fockschot nach. Wir werfen sie los. Damit die Leine zügig ablaufen kann, liegen schon ein paar Buchten auf dem Seitendeck bereit. Jetzt die Schot auf der neuen Leeseite vollständig dicht setzen. Später werden wir ihr einen Schrick Lose geben, wenn nötig. Dann kommt das Großsegel 
mit einem kräftigen Ruck über und WIEBKE BOHLEN geht auf die Kreuz. Während wir vorher um sieben Knoten Fahrt machten, werden wir nun langsamer und machen mehr Lage. Dafür haben wir jetzt Vorfahrt bis in den Hafen hinein.
Wieder bei den Ochseninseln sehen wir weit hinter uns die Silhouette eines Rahseglers. Das kann nur GORCH FOCK sein, die gegen Abend vor der Marineschule erwartet wird. Schade, dass wir keinen Nordwestwind haben, dann wäre sie vielleicht sogar in der Förde gesegelt. Aber nun lässt sie sich von ihrem Dieselmotor schieben.
Bald sind wir an der Hafeneinfahrt. Im Hafen ist der Wind launisch und bläst bei jedem Silo aus einer anderen Richtung. Aber wir tricksen ihn aus, oder wir haben einfach Glück. Jedenfalls segeln wir bis zur Gastseglerpier. Hier fallen die Segel. WIr sind wieder zurück. Etwas euphorisiert und sehr gut durchgepustet. Es war ein schöner Ausflug heute.

29.07.13 Dreimaster im Historischen Hafen

 ALBATROS und SUNTHORICE                                                     
In der letzten Woche lagen zwei Dreimaster an der Gastseglerpier des Historischen Hafens, einer davon war ALBATROS. Sie ist häufig zu Gast in Flensburg. Hier ist auch noch ACTIV aus dem Museumshafen Flensburg zu Hause, wenn sie nicht, wie auch in diesem Jahr, in fernen Revieren segelt.
Das ist ja das Schöne an Häfen: Ein ständiges Kommen und Gehen von Schiffen von nah und fern. Während kleine Schiffe eher "von nah" kommen, liegt bei großen Dreimastern der Gedanke "von fern" nahe. Waren es nicht diese Schiffe, die einst Flensburg mit fernen Ländern verbanden? Verrückte Welt. Heute sind es eher die kleinen, die von hier in die weite Welt segeln. Man denke nur an DAGMAR AAEN. Andere Schiffe liegen immer an der selben Stelle. Die Dreimaster, von ACTIV einmal abgesehen, steuern eher Ziele in der Ostsee an. Das mag daran liegen, dass sie heute anstelle von Waren, Menschen transportieren. Die wollen abends gerne im nächsten Hafen sein und dort an Deck einen Absacker genießen. Und der nächste Hafen ist von hier aus Sonderburg oder Kappeln und nicht Kingston auf Jamaica.
Historische Schiffe, Traditionsschiffe sind Zeugen maritimer Kultur. Sie sollen den Menschen von heute das Leben von einst vermitteln. "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft" sagte Wilhelm von Humbold im vorletzten Jahrhundert. Das gilt auch heute noch.
Schiffe sind, so sagt man, Löcher im Wasser, in die ständig Geld geschüttet werden muss, um sie zu erhalten. Wie das gehen soll, beschreibt das jeweilige Geschäftsmodell. Hierbei bauen Betriebswirtschaftler gerne auf Kernkompetenzen, die es zu stärken und herauszustellen gilt. Sie sind das, was man besser als Andere und dazu auch noch zu Geld machen kann. Wer das auf einem Gebiet das als erster besonders gut kann, wird von Politikern gerne "Leuchtturm" genannt, weil der sein Licht weit leuchten lässt, um anderen den richtigen Weg zu weisen.
SUNTHORICE auf der Hafen-Ostseite
"The Boat That Rocks" während des Dampf-Rundum
Fassen wir zusammen: Historische Schiffe brauchen (viel) Geld. Geld haben andere Leute. Die wollen auf einem Schiff abends Absacker trinken, Karibik Feeling haben, in lauem Wasser plantschen und mit Diskomusik berieselt werden. Das Ganze als Leuchtturm, in unserem Fall als Feuerschiff. Das dazu passende Geschäftsmodell heißt "The Boat That Rocks", und kann im Historischen Hafen Flensburg auf SUNTHORICE besichtigt werden. Dort kann man Caipirinha schlürfen, von der Karibik träumen und braucht dazu Flensburg nicht einmal verlassen. Weil die Winter hier so kalt und lang sind, hat man im Sinne der Kundenorientierung eine Art Wintergarten auf das Deckshaus gesetzt. Die Erweiterung in Richtung Vorschiff fehlt noch. Erstmal wurde dort der Pool eingeweiht und bis Herbst ist ja noch Zeit. Nur bei der Vermittlung maritimer Kultur müsste vielleicht noch ein bisschen nachgebessert werden. Aber das kommt noch. Wetten? Immerhin kann man schon jetzt das besondere Gefühl erleben, das nur Schiffe vermitteln, die fast immer an der selben Stelle liegen. Wie das bei Feuerschiffen eben so ist.

28.07.13 Der Fliegende Holländer

24.März 2012 LILLE BJØRN erreicht Flensburg
27. Juli 2013 LILLE BJØRN vor neuer Mission
Als wir gestern die Folgen der Vandalenattacke knipsten, kam auch LILLE BJØRN ins Bild. Das Schiff kam im März letzten Jahres nach Flensburg und liegt seitdem auf der Wasserfläche der Museumswerft. Anfangs war die Erwartung, es werde bald tip top hergerichtet. Die Voraussetzungen schienen gut. Schließlich konnte auf der Überführung aus dem fernen Gråsten festgestellt werden, das die technischen Systeme einwandfrei funktionieren. Nun ja, ein bisschen Farbe wäre nicht schlecht, mag mancher gedacht haben. Am Geld hätte es nicht scheitern müssen, schließlich wechselte das Schiff für den symbolischen Preis von einem Euro den Besitzer. (in Worten: 1,--). Außerdem wurden Sammelbüchsen aufgestellt damit jeder das gute Werk mit seinem Scherflein unterstützen möge. Wer also gehofft hatte, aus der heruntergekommenen Brigantine könne bald ein Hingucker werden, musste nicht lange warten. Sie wurde es tatsächlich. Leider aber nicht so wie erhofft. Bald wurde das alte Schwimmzeug mit  Aufschriften "Whales forever" verziert. Das musste mal geschrieben werden. Echt notwendig. Schon keimte Hoffnung: Nun geht es bald wirklich los und das Schiff bekommt eine neue Zukunft als Aktionsbasis für Walschutzprogramme. 
Das Flensburger Tageblatt titelte am 11. April 2012 "LILLE BJØRN wird ein Regenbogenkrieger" und schrieb von tatkräftiger Unterstützung der Museumswerft und anderer Sponsoren.  Aktionsbasis für Walschutz: Solche Schiffe sind seetüchtig, solche Schiffe werden professionell geführt. Das kennt man ja von Greenpeace und den Seashepherds. Hatte man nicht auch gehört, der neue Eigner gehöre zu denen?  Aber dann wurden irgendwelche Militärausrüstungen auf das Deck montiert und die ersten Zweifel waren zu hören, ob der Gedanke eines Museumshafens oder einer Maritimen Kultur hier auf fruchtbaren Boden gefallen ist. 
Seit dem ist nicht mehr viel geschehen, wenn man davon absieht, dass ein Teil der Verschanzung verrottet abgefallen ist und jetzt auch die Fensterrahmen aus Buntmetall ausgebaut wurden. Nun schmücken grüne Plastikplanen die Aufbauten. Auch eine Rah ist gebrochen weil sie, anders als für Häfen vorgeschrieben, nicht angebrasst wurde und damit dem Ablegemanöver eines Nachbarn zum Opfer fiel. Mit der Aktionsbasis wird es also nichts mehr. Aber so wie das Schiff aussieht, mit den Planen, die keinen Sturm überstehen werden, eignet es sich immer noch als Kulisse für eine Aufführung des Fliegenden Holländers im Hafen. Immerhin sind wir im Wagner-Jahr, das anlässlich des 200sten Geburttags des Meisters gefeiert wird. Also nur Geduld, irgend ein findiger Planer wird das vorausschauend bedacht haben und wir müssen nur noch auf das Ergebnis warten. Schließlich sind Wasserfestspiele im Zug der Zeit und hiermit kann Flensburg wieder einmal richtig punkten. Flensburg als Drehpunkt einer Kulturachse die von Bregenz im tiefsten Süden über  Bayreuth und Kassel in den höchsten Norden, nach Flensburg und, wer weiss, vielleicht sogar bis Kopenhagen weist! Dann wird auch eine alte Idee endlich realisiert und die Hafenumgebung kann bei Großveranstaltungen nur gegen Eintrittsgeld betreten werden. Und dazu das schöne Geld, das aus Kiel, Berlin und Brüssel nach Flensburg fließt! 

Das stelle sich mal einer vor: Angela und Anke im Abendkleid auf Kuddels Ponton, der Musik von Wagner lauschend. Das wär's

28.07.13 Vorboten

Foto: Robbe&Berking Classic
Gestern kam die erste Vorbotin des großen Treffens klassischer Yachten in Flensburg, das in der kommenden Woche beginnt: SPHINX, die 12mR Yacht kreuzte in den Hafen, verließ ihn aber nach ein paar Schlägen wieder in Richtung Förde. Heute morgen war sie in der Inneren Flensburger Förde auf der Kreuz zu sehen. Das sind vermutlich Vorbereitungs-fahrten für die großen Regatten, die ab Donnerstag auf der Förde ausgerichtet werden.
18 Jahre nach dem ersten Flensburger Klassiker-Festival sind die Robbe&Berking Classics der fulminate Auftakt einer ganzen Klassikerwoche.  Die teilnehmenden Jachten treffen am Freitag, 02. August an der Hafenspitze beim Hafen für Klassische Jachten ein. 
Die Regatten werden am Samstag auf der Förde gesegelt. Hierbei segeln die 5.5er, die 6er und die 12er mR Jachten parallel zu den Robbe&Berking Classics um den Robbe&Berking mR Sterling Cup. Direkt im Anschluß daran beginnt für die 6er die Robbe&Berking 6mR Weltmeisterschaft. 

P.S. Am 31.07.13 berichtete das Flensburger Tageblatt über das kommende Treffen

27.07.13 Ein bisschen Venedig...

Flensburg ist die Stadt der Visionäre. In nahezu regelmäßigen Abständen
werden Visionen von Flensburgs Zukunft geboren. Vor ein paar Jahren wurde das mal griffig zu einem Slogan verdichtet. "Ein bisschen Paris, ein bisschen London, ein bisschen Kopenhagen". Es ist bekanntlich nicht dazu gekommen. Jedoch könnte man mit einiger Berechtigung den Vergleich mit Venedig wagen. "Flensburg - das Venedig des Nordens" Aber Vergleiche können hinken. Schließlich hat Venedig mehr Kanäle und - weniger Ratten.


Wer die Menschen auf dem Bohlwerk betrachtet sieht viele, Groß und Klein, mit Fischbrötchen und "plop-plop" einem Getränk in Bügelflaschen. Es ist heiß und der Mensch muß trinken. Kleine Kinder krabbeln um die Beine der Eltern auf den alten Planken. Junge Erwachsene liegen auf dem Bohlwerk und genießen ihren Imbiss.
Was verwundert ist, dass die Hälfte von ihnen nicht auf die Schiffe und den Hafen blickt. Statt dessen hängen sie über dem Geländer und zeigen auf die Steinschüttung der Werft. "Da ist wieder eine!" "Die da kann schwimmen!" hört man rufen. Das macht neugierig. Also nix wie hin und auch geguckt. "DA!" ein kleiner Junge zeigt auf ein possierliches Tierchen mit braunem Fell und langem Schwanz.
Es sind Ratten, deren Treiben die Gäste der Fischhütte so fasziniert. Es gibt kleine ("Ach sind die süüüß!") und große ("Ihhh!"). Manche sind zutraulich und laufen auf das Bohlwerk, wo sie auch gerne von Gästen der Fischhütte gefüttert werden. Man kann die possierliche Kreatur doch nicht darben lassen, wenn's einem selber gerade gut geht.

Leider birgt auch diese Idylle Gefahren. In diesem Fall sind es Infektionen, die von den Nagern verbreitet werden. Hier ein - sicherlich unvollständiger Katalog der übertragenen Krankheiten. Es sind zunächst einmal:

Die Weil-Krankheit, die in zehn Prozent der Fälle zum Tode führt. Sie ist meldepflichtig. Sie wird über die Luft, die Haut und die Schleimhäute aufgenommen. Über den Krankheitsverlauf informiert Wikipedia:

 "... (er) ist typischerweise in zwei Phasen unterteilt, wobei sich der Verlauf je nach Abwehrlage und Serotyp des Erregers sehr unterscheiden kann. Die erste Phase beginnt mit schlagartig einsetzendem hohen Fieber und unspezifischen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, die leicht mit grippalen Infekten zu verwechseln sind. Bei ausbleibender Therapie und begünstigt durch den Serotyp L. icterohaemorrhagica kann es nach kurzer Entfieberung in der zweiten Phase, dem sogenannten Immunstadium, zu schwerwiegenden Organkomplikationen kommen. Teils durch den Erreger selbst, teils durch Immunreaktionen treten Gelbsucht, Hirnhautentzündung, Nieren- oder Herzentzündungen auf (das ursprünglich als M. Weil bezeichnete Krankheitsbild). Die Letalität beträgt bis zu 10 %."
Die Infektion wird über den Urin und den Kot der Ratten verbreitet, den sie zur Markierung ihrer Reviere ständig von sich geben. 
Außerdem berichtet Die Welt am 08. Mai 2008 über weitere Krankheiten, die von Ratten verbreitet werden wie die Listeriose (Todesrate 30%), Q-Fieber (10%), Hanta Virus, Eschericia coli ("Montezumas Rache"), Yersinia pestis ("Die Pest"). Die dort genannten Leptospiren sind die Erreger der oben genannten Weil-Krankheit.

Das Problem ist nicht neu in Flensburg. In einem Bericht des Flensburger Tageblatt vom 13. August 2010 "Pelzige Nager auf dem Vormarsch" wird über die Plage damals berichtet: "Sie sind gar nicht scheu. Angstfrei gar. Pelzige Nager huschen wie selbstverständlich am Bohlwerk über die Sandalen von Touristen - und sind schon wieder verschwunden." Das hat sich bis heute nicht geändert. Als hauptsächliche Ursache der Verbreitung wird der sorglose Umgang mit Essenresten genannt. Das ist heute auch noch so. Leider auch, dass niemand etwas dagegen unternimmt. Das kann auch damit zusammenhängen, dass zum Wohle des Tierschutzes nur staatlich zertifizierte Personen Ratten bekämpfen dürfen.
Noch mal zurück zu den Visionen: Aus London und Paris ist bekannt, das beide Städte Probleme mit den Ratten haben, aber dort wird was dagegen unternommen. Aus Kopenhagen konnte nichts dergleichen gegoogelt werden. Vielleicht gibt es dort keine Ratten (welch schöne Vision!) oder man tut nichts dagegen. Dann hat sich die Flensburger Vision in dem Punkt ja schon erfüllt. Schön ist auch, dass zahlreiche Touristen die Ratten mit ihren Handies fotografierten und an ihre Freunde sandten. Sowas freut doch jeden Tourismus-Manager. Schließlich geht nichts über ein Alleinstellungsmerkmal.

PS: Die Fotos wurden heute um 16.00 Uhr auf dem Bohlwerk gemacht. Dort konnten wir in fünf Minuten acht große Ratten und einige Rattenkinder zählen.

27.07.13 Die Hitze kommt, die Vandalen sind da

Als die Vandalen von römischen Truppen im sechsten Jahrhundert aus
Nordafrika vetrieben wurden, verloren sich ihre Spuren im Dunkel der Geschichte. Nun haben sie sich wohl ihrer germanischen Ursprünge erinnert und erscheinen wieder in ihrem Stammland, also auch in Flensburg. In der letzten Nacht haben sie erneut am Bohlwerk zugeschlagen. Sie arbeiteten ihre überschüssige und überflüssige Kraft an einer Informationstafel des Historischen Hafens ab. Dabei gingen sie mit einer solchen Gewalt zu Werke, dass die Schraubenbolzen, mit denen das massive Brett befestigt war, durch das (gesunde) Holz gerissen wurden. Da waren die Vandalen sicherlich stolz auf ihr Werk. Vielleicht haben sogar ein Bildchen oder Filmchen auf Facebook hinterlassen um in ihrer "Community" zu glänzen.
Im Hintergrund sieht man die technisch hochgerüsteten Schiffe der Polizei. Dieser teure Materialeinsatz hilft bei solchen Vorkommnissen leider überhaupt nicht. Helfen würde mehr Verständnis für die Wut der Geschädigten und Präsenz der Schutzkräfte vor Ort. Gerne auch Nachts oder wenn die Sonne nicht scheint.
Statt dessen hört man bei solchen Vorkommnissen häufig Kommentare von Leuten die nicht betroffen sind im Sinne von "Das ist eben so, da kann man nichts machen". Oft kommt die Erinnerung an die eigene Jugend zurück: "Wir waren doch alle mal jung"!
Bei so viel Verständnis wird leider übersehen, dass hier das Geld und die Zeit gemeinnützig tätiger Menschen vernichtet wird, die Flensburg attraktiv machen wollen.

24.07.13 Island in the sun

Wir hatten unseren kleinen Plan schon ein paarmal verschoben: Endlich mal wieder zwei drei Tage Zeit nehmen, die Segel hoch, raus aus dem Hafen und irgendwo ankern. Wann, wenn nicht jetzt, wo die Wind moderat ist, die Sonne scheint und die Nächte lau sind? Am Samstag war es soweit. Der Wetterbericht versprach ab nachmittags mäßigen Westwind.  Der aber hatte die Vorhersage nicht gehört und ließ sich Zeit. Also brachen wir auf, hoffend, das er es sich noch überlegen werde, bis wir "draußen" sind. Nun, er hatte es sich nicht überlegt und so daddelt unser schönes
LINA kommt entgegen
Schiff, geeignet für Starkwind und Sturm, vom Dieselwind getrieben über die Innere Förde. Zwei, drei Jachten treiben mit schlaffen Segeln. LINA kommt entgegen. Auch sie unter Maschine. Irgendwo liegen ein paar dunkle Schatten auf dem sonst spiegelblanken Wasser. Dort muss der Wind sein, jedoch immer wenn wir hinkommen, ist er wieder weg. Als er schließlich aufwacht, haucht er aus Nordost. Was will man machen? Schwachwind aus der falschen Richtung ist nicht schlechter als kein Wind aus West. Wir müssen uns entscheiden. Bleiben wir hier oder setzen wir die Fahrt fort? In einiger Entfernung sehen wir BODIL, den alten Haikutter mit dem hellblauen Rumpf und seinen "bunten" Segeln. Sie hat Wind. Also wir fahren weiter. Hinter Holnis Enge könnten auch wir endlich die Segel setzen und langsam nimmt WIEBKE BOHLEN Fahrt auf. Langsam zieht das Ufer vorbei. In der Rinkenæs Bugt sieht es aus, als wäre die Zeit stehen geblieben, seit die Maler der Künstlerkollonie von Egernsund gegen Ende des 19. Jahrhunderts hier diese Landschaft malten. Der alte Salondampfer ALEXANDRA, kommt
ALEXANDRA gleitet vorbei
uns mit rauchendem Schlot entgegen und macht die Illusion komplett. 
Heute sind keine lärmenden Motorboote und Wasserflugzeuge unterwegs, eine Ausnahme bei dem ruhigen Sonnenwetter. Selbst die vielen Segler die hier sonst unseren Weg kreuzen haben heute ihren Liegeplatz nicht verlassen. So sind wir fast alleine auf dem Wasser. In der Sønderborg Bugt legt der Wind etwas zu. Er kommt jetzt aus Ost und wir rechnen uns gute Chancen aus, unseren Liegeplatz unter Segeln zu erreichen. "Doch mit Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten". Der freundliche Wind verlässt uns. Nach einigem Warten geben wir die Hoffnung auf, denn selbst bei nur zwei Knoten Fahrt kämen wir erst lange nach Mitternacht dort an, wo wir hin wollten: an unserem Ankerplatz. Langsam verglüht die Sonne im Westen, der Vollmond leuchtet niedrig von der Geltinger Bucht herüber, der Himmel ist noch hell und wir können keine Sterne sehen. Romantik hin oder her: Jetzt ist der Diesel wieder dran. Schließlich, kurz vor Mitternacht, fällt der Anker auf fünf Metern Wassertiefe. Es ist totenstill.

Am nächsten Tag sehen wir nur wenige Jachten in der Nähe, sie verlassen eine nach der andern
WIEBKE BOHLEN: Island in the sun
ihren Liegeplatz und bald sind wir alleine auf unseren schwimmenden Insel. "Oh, island in the sun, built for me by my fathers hand" sang Harry Belafonte und "As morning breaks, the Heaven on high/ I lift my heavy load to the sky/ Sun comes down with a burning glow/ Mingles my sweat with the earth below". Nun, Erde haben wir nicht an Deck, aber ansonsten trifft das Lied die Stimmung. Es ist schon am Morgen sehr warm und die Reste vom Tau der Nacht sind bald getrocknet. 
Den Tag verbringen wir mit lesen, essen und kleinen Arbeiten am Schiff, als da sind: Lackschäden ausbessern, Tampen betakeln, rumgucken, dösen. Ein Flugzeug kommt. Ein Einmotoriger Tiefdecker mit runden Kokarden irgendeiner Luftwaffe unter den Flügeln. Ein Oldtimer. Er fliegt einige enge Runden um unseren Ankerplatz und verschwindet. Nach einer Weile kommt er zurück und dreht Loopings direkt über unserem Liegeplatz. Wir sehen wohl ziemlich gut aus, von da oben. 
Auch am nächsten Tag ist der Wind nicht zurückgekommen. Erst am späten Nachmittag wischt ein leiser Hauch aus Südost über das Wasser, nimmt zu und verspricht gute Aussichten auf segeln. Also machen wir das Schiff klar: Aufräumen, alles verstauen. Besansegel hoch, Großsegel hoch, Fallen aufschiessen. Anker auf. Fock backgehalten und Gegenruder dreht sie langsam über den Achtersteven auf tiefes Wasser zu. Die Segel füllen sich und schieben unsere WIEBKE BOHLEN zum Ausgang der Bucht
Vielleicht, so hoffen wir, ist in der Skelde Vig nicht mehr los als vorgestern. Dann werden wir dort ankern. Sie bietet bei Nord bis Ost guten Schutz über Nacht. Als wir ankommen, sehen wir schon von weitem zahlreiche Mastspitzen und fahren weiter. Jetzt wieder einmal ohne Wind. Das ist ja typisch für sommerliche Hochdruck-Wetterlagen: Strahlender Sonnenschein mit schwachen umlaufenden Winden. Man kann eben nicht alles haben. Als wir in die Bucht von Rinkenæs kommen, spinnt unser GPS-Plotter. Wir waren ja vorgewarnt, in der Nautische Warnung 338 wurde darauf hingewiesen, dass die DGPS Station für die Ostsee wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb ist. Erst bescheinigt er uns eine Geschwindigkeit über Grund von 55,8 kn und dann macht die Positionsangabe einen Sprung von fast einer halben Seemeile. Zum Glück ist die Sicht gut und ab Sonnenuntergang sorgen die Richtfeuer für eine gute Peilung.
Es ist wieder einmal dunkel als wir an unserem Ankerplatz ankommen. In der Nähe liegen noch ein paar Boote vor Anker im Päckchen. Nach einer Weile fahren sie weg. Wir sitzen indes an Deck
FULVIA hoch am Wind
und genießen den ruhigen Abend. Für morgen sagt der Seewetterbericht vier Beaufort aus Nordost bis Ost voraus. 
Der Wind kommt diesmal tatsächlich zurück. Schon am frühen Morgen klopfen kleine Wellen an den Rumpf. Bald gehen wir Anker auf. Nun kommt auch endlich wieder richtige Fahrt in das Schiff. Mit vollen Segeln geht es zügig in Richtung Flensburg, zu unserem Liegeplatz. Wir wären gerne noch länger weggeblieben. Bald liegen die Ochseninseln hinter uns. Da kommt uns FULVIA entgegen und wir passieren nahebei. Sie ist gerade zu ihrer Sommerreise aufgebrochen. Im Hafen ist der Wind mal wieder weg und wir segeln langsam zu unserem Liegeplatz. Da sitzen schon einige Besucher vor der Wachhütte auf dem Bohlwerk und essen Fischbrötchen. Guten Appetit! Wir sind zurück im Museumshafen.
Wir wären gerne länger weggeblieben.

20.07.13 DAGMAR in Vardø

Mittlerweile haben wir schon seit zwei Wochen sommerliches Wetter und es dauert wohl nicht mehr lange, bis die ersten Beschwerden über die "unerträgliche Hitze" und zu lange Trockenheit zu hören sind.
Da fragt man sich unwillkürlich:

"Was macht eigentlich DAGMAR AAEN?" War nicht Arved Fuchs mit seinem Expeditionsschiff nach irgendwo im kalten Norden aufgebrochen um der Sommerglut im südlichen Flensburg zu entrinnen? Die letzte Nachricht kam aus Hammerfest, der zweitältesten Stadt Nordnorwegens. Nun hat sie am Dienstag morgens Vardø erreicht, die älteste Stadt Nordnorwegens und zugleich die nördlichste Stadt Europas. Das Wetter dort ist heute regnerisch, um 10°C warm mit mäßigem, böigen Wind aus Südwest. Gute Bedingungen, um den Absprung zu der großen Reise zum Franz-Josef-Land zu beginnen das, obwohl sowohl klimatisch als auch politisch weitgehend abgeschlossen vom Rest der Welt, in diesem Jahr sogar Ziel einer Segelregatta von Archangelsk nach Murmansk sein soll.

Die Motivation von Arved und seiner Crew ist anderer Natur. Auf einer früheren Expedition zu dieser nahezu unbekannten Inselgruppe im Nordpolarmeer, im Jahr 1991, entdeckte er auf der Wilczek-Insel einen Brief der 1873 gescheiterten Expedition aus Österreich, das damals noch Weltmacht und seefahrende Nation war. Diesmal will Arved feststellen, ob noch weitere Zeugnisse von damals aufzufinden sind.

Wie sich die Zeiten ändern! Damals hoffte die Welt, das Nordpolarmeer sei frei von Eis und es gäbe deswegen Zugang zu günstigen Seerouten. Heute sieht man das tatsächlich schwindende arktische See-Eis mit großer Sorge. Zwar wird das Gebiet mittlerweile für Seehandel, Fischerei und das Miltär genutzt und, wie gesagt sogar für sportlichen Wettstreit. Die Sorgen gelten dem Weltklima allgemein und einer Natur, die sich der steigenden Temperatur nicht oder nur äußerst langsam anpassen kann.

Wer sich für die Expedition zum Franz-Josef Land interessiert, kann sich auf der Internetseite von Arved Fuchs auf dem laufenden halten, oder auch hier, in den HAFENMELDUNGEN.

17.07.13 Traditionsschifffahrt


Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers", (Thomas Morus). Als der Museumshafen gegründet wurde, vor vierunddreissig Jahren, bekamen Teenager zu Weihnachten "Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson geschenkt. Beim Lesen kam die Sehnsucht nach Reisen unter Segeln in ferne Länder.
Heute, ein halbes Menschenleben später, liegt ein Smartphone unter der Tanne mit irgend einem Game. Das fordert Speed, fördert aber kein Verlangen. Als der Museumshafen gegründet wurde, nahm Freddy Quinn seine letzten Platten auf. Seine Lieder waren auch damals nicht jedermanns Geschmack. Aber wurde nach ihm noch jemals so lange und erfolgreich die Sehnsucht nach Freiheit, Weite und Ferne besungen? Diese Gefühle trieb manchen dazu, einen alten Arbeitssegler aufzumöbeln um auf ihm zu leben, und mit ihm auch seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. 

Seit dem kommt manchen Traditionsschiffern die Sehnsucht nach dem weiten Meer abhanden. Geblieben ist das Schiff, die Sorgen wegen Reparaturen, behördlichen Auflagen, Buchungen und Treibstoffpreisen.
Vorbei die Zeit, als Schiffe im Museumshafen älter schienen als ihre Eigner.
Auch deren Halbwertzeit schrumpft im Quadrat, werden bald die ersten mit Rollator an Deck zu sehen sein.
In den Mast schickt Mann lieber jüngere. Mann tut sich das nicht mehr an. Mann hat das lange genug gehabt. Mann macht Urlaub im Süden, hier ist das zu kalt. Dazu das Rheuma!
Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ Ein schöner Spruch. "Nur wer selber brennt, kann andere entzünden" aber auch.
War's das jetzt? Kommt nichts mehr nach?

Letztes Jahr so die Erinnerung, kommt nachmittags AURORA zum Museumshafen zurück, fährt langsam entlang der großen Poller. An der Pinne steuert Tom, acht Jahre jung. Wie ein Alter dreht er vor der Box das Schiff mit Hartruder auf die freie Wasserfläche zu, dann einmal beherzt zurück, noch einmal vor, bis das Heck auf die Fischhütte weist. Und dann zurück, bis in die endgültige Position.
Donnerwetter! Glückwunsch und Dank! Ein Feuer hat gezündet.

Ach ja, auch Freddy Quinn hat Nachfolger gefunden:

SANTIANO!

16.07.13 Hoch und trocken

Hoch und trocken, so sagt man, wenn ein Schiff in Gezeitengewässer "trockengefallen" ist, also "auf dem Trockenen" sitzt. Dann ist kein Teil des Rumpfes mehr im Wasser. Idealbedingungen, um den Rumpf zu reinigen und notfalls auch zu reparieren, sollte man meinen. Allerdings gibt denn der Mond und der Wetterfrosch den Zeittakt vor. Der Mond wegen der Tide, der Wetterfrosch wegen der Arbeitsbedingungen. Für Schiffseigner, die heute nicht  nach Gestirnen und Wetter planen, sondern in erster Linie nach dem durch den Beruf vorgegebenen Terminkalender, ist das keine wirklich gute Bedingung. Und der Umweltschutz spricht natürlich auch deutlich dagegen.
Deswegen, und weil Gezeiten in der Ostsee ohnehin keinen Einfluss haben, muss der Schiffer eine andere Gelegenheit suchen, um seinen schwimmenden Untersatz unterhalb der Wasserlinie zu reinigen und inspizieren. Diese Gelegenheit heißt "Werft".

In diesen Tagen ist THOR auf der Museumswerft in Flensburg zur maritimen Vorsorgeuntersuchung. Die gibt es allerdings nicht auf Kassenkosten, sondern nur als IGeL, um im Bild zu bleiben. Allerdings: häufiges Nachsehen ist lohnt sich, denn dann hat man hinterher nicht das Nachsehen. Oder frei nach Gorbatschow: "Wer zu spät nachsieht, den bestraft das (submarine) Leben". In dem Sinne: Frohes Schaffen!

14.07.13 PIROLA - 4. Sommerreise - Mail

"Hallo nochmal von Helgoland:
Ein Tag auf Helgoland ist ein Tag im Kreis Pinneberg nur mit einer Entfernung von über 40 km vom Festland. Am 13.07 liessen wir uns treiben - durch zollfreie Waren und über das Oberland  mit seinem einzigartigen Naturerlebnis -  den sommerlichen Brutstätten der
Seevögel: Eissturmvögel und andere Möwenarten, Trottellummen und Basstölpel drängen sich an den Felskanten. Der Wind zaust hier oben durch Federkleider und die Haare der vereinzelten Wanderer doch die Nordsee in der Tiefe zeigt sich recht glatt.
Der Tidenhub von ca. 2,5 m aber gestaltet es eher sportlich, an-  oder
von Bord zu gehen. „Aber Seeleute, die sind fix schlau“ und so wird der Bootsmannstuhl zu einem bequemen Lift. Fix schlau liessen wir den eindrucksreichen Land-Tag an Bord kulinarisch mit Tafelspitz und frittierten Holunderblüten grandios ausklingen.
Heute am Sonntag legen wir dann um 13.00 Uhr ab.
Bis zum 19. also.
Liebe Grüße,
Sabine"

Wir wünschen dem Schiff und allen an Bord eine gute Reise und guten Wind! Wenn die Seewetter-Vorhersage stimmt, dürfte dieser Wunsch in den ersten Tagen erfüllt werden: Heute noch NW, SW-drehend, ab morgen SW 3-4 bft, abnehmender Seegang. Und danach muss man es ja bekanntlich nehmen wie es kommt.

13.07.13 Dampf auf der Straße

Manche Beiträge bereiten Kopfzerbrechen. So zum Beispiel dieser. Da verbringt man ein paar Stunden auf der Werftstraße, wo heute der "Technikpark" des Dampf-Rundum eingerichtet ist  und kommt zurück mit einem Haufen Fotos und noch mehr Eindrücken und kann sich nicht entscheiden, was auszuwählen und was wegzulassen ist.Aber der Reihe nach. Der Technikpark ist hier zwar abgelegen, aber andererseits auch wieder sehr schön untergebracht. Denn eine Dreschmaschine käme dem Besucher an der Hafenkante doch ziemlich deplatziert vor, ebenso eine Dampfwalze auf Kopfsteipflaster. Allenfalls könnte die dampfgetriebene Horizontalsäge gut zur Museumswerft und den alten Schiffen im Museumshafen passen. Denn mit diesen Maschinen wurden früher Planken für Schiffe gesägt. (Nebenbei erwähnt: In Middelfart, in der Lille Bælt Werftet, ist so eine noch im produktiven Einsatz zu bewundern). Das muß man einfach gesehen haben, zu hören gibt es ja nicht viel. Das ist auch so eine angenehme Seite der Dampftechnik, dass sie leise ist. Nur die Säge zischelt ein wenig wenn sie vom Baumstamm Planken trennt. Stahlräder der Dampfwalze knirschen auf dem Asphalt der Straße, Große Lokomobile haben schon Gummi auf den großen Rädern. Wären nicht die Dampfpfeiffen, wäre die Illusion einer Arbeitswelt der ersten Jahrzehnte im letzten Jahrhundert perfekt. Sogar eine Dreschmaschine fehlt nicht, die noch in den fünfziger Jahren auf den Feldern oder in größeren Bauernhöfen zu sehen war. Dagegen ist die prachtvoll mit dunkelblauem Lack herausgeputzte Lokomobile it ihrem polierten Messing schon so etwas wie ein Exot im Exotischen. Sie hat bis vor ca. 60 Jahren auf Jahrmärkten in England Dienst getan, erfahre ich vom holländischen Besitzer. Und so sieht sie auch aus. Aber in ihrer Art durchaus stilvoll. Würdevoll langsam bewegen sich die Pleuel, sanft nicken die Tropföler auf den Gelenken. Kurz- ein wahres Schmuckstück. Andererseits: Die Maschinen vom Volksmuseum in Schleswig sehen so aus, als wären sie gestern noch im Ernteeinsatz gewesen. Sauber, gepflegt in schlichter Würde. Leise flappt der lange Antriebsriemen.

Bald ist die Pfeife des Zubringers zu hören: Der Dampfzug naht. Gezogen von der "Die Schöne Schwedin" genannten Lokomotive aus Kappeln. In den Personenwagen Besucher, sie gucken aus den Fenstern, Kinder drücken sich an den Scheiben die Nasen platt. 

Noch eines bleibt in Erinnerung: Auf der STETTIN meinte ein Besucher beim Anblick der riesigen Schiffsmaschine mit ihren mächtigen Pleueln: "Das ist richtige Männertechnik!" und fuhr fort: "aber wie ich den Laden kenne, taucht hier gleich eine junge Blonde im Blaumann auf". Die habe ich gesehen: Sie fuhr einen großen Dampf-Traktor. Männer haben's in diesen Zeiten nicht immer einfach.

13.07.13 PIROLA - 3. Sommerreise-Mail

Moin Moin ihr Lieben
Hier ist noch einmal ein Bericht für die Hafenmeldungen und/oder Neues von PIROLA - wenn ihr mögt.
Gestern sind wir gegen Mittag munter auf Helgoland gelandet-
Der 12.Juli begann für die Crew bereits um 03.00 Uhr. PIROLA sollte so durch  die Alte Schleuse, dass wir zum Kentern der Tiede, der Gezeitenkalender des BSH weist dazu 5:26 Uhr aus, schon einen guten Teil die Elbe herunter wären.

Das Schleusen dauert ca. 30 Minutern und so nahmen wir gegen 4.00 Uhr Kurs auf Cuxhaven. Der Deutsche Seewetterdienst hatte für diesen Freitag 4-5 aus NW, Welle bis 1,5 m vorhergesagt.
Die Elbe war erst einmal spiegelglatt, zeigt dann aber schnell, was sie als Strom auszeichnet. Sie wird mächtig breit und fließt schnell, graubraune Wellen ließen PIROLA tanzen. Besonders wenn Containerschiffe elbaufwärts ihr Schraubenwasser zu uns sandten, brachte dies das Frühstücksbuffett ins wanken.
Mit fast 9 Knoten rauschten wir mit respektvollem Abstand zu den roten Tonnen also der Mündung entgegen und passierten um 7:20 Uhr die Kugelbake von Cuxhaven. Der Wind kam leider wirklich aus NW und so  motorten  wir hinaus in die Dünung der Nordsee.


Seit gestern Mittag sind wir nun fest im
Südhafen von Helgoland. Kaptän Flint, ehemals Eigner von FLINTHÖRN, nahm die Leinen an und zeigte uns später das Rettungsschiff der Seenotretter,die
SAR HERMANN MARWEDE, auf welchem er von Helgoland aus fährt.  Wir mischen uns auch munter unter die Tagestouristen, die den Bördebooten oder der Speed-Ferry aus Hamburg entsteigen.  Dort werden morgen die letzten beiden Crewmitglieder landen und mit der dann komletten Mannschaft wollen wir gegen 13.00 Uhr in See stechen.
Mit Gunst des Wetters und Geschick der Seemannschadft melde ich mich dann ab dem 17. Juli wieder von Inverness.

Liebe Grüße,
Sabine
 
Alle Fotos :S.Große-Aust

13.07.13 Dampf im Schifffahrtsmuseum

Modellbau-Enthusiasten kommen heute voll und ganz auf ihre Kosten.

Das Flensburger Schifffahrtsmuseum hat die Tore zu kostenlosem Eintritt weit geöffnet und damit Modellbauern mit Bezug zu Dampf und Schiff eine wunderbare Bühne bereitet. Und das Angebot wird von vielen Besuchern angenommen.  Zeitweise sind so viele Besucher gekommen, dass sich draußen schon so was wie eine Schlange bildet.
Wie zu erwarten, sind Männer, zumeist im gesetzten Alter, in der Mehrzahl. Einige sind mit ihren Frauen da. Die interessieren sich ebenfalls für die alte Technik. Das ist nicht verwunderlich. Schon 1963 gegann eine mir bekannte junge Frau ihr Maschinenbau-Studium an der renomierten Ingenieurschule in Karlsruhe. Beim Anblick der kleinen technischen Wunderwerke leuchten die Augen und die Mundwinkel heben sich. Ob da alte Kinderträume wahr werden? Vielleicht. Sicherlich kommt der Bewegung der Dampfmaschine an Ästhetik  nur das Segelflugzeug und Segelschiff nahe. Nahezu alles was man wissen muß, um die Grundzüge der Funktion zu begreifen, liegt klar vor Augen. Dennoch bekommt auch jede Frage nach was und wie eine sachverständige Antwort. 
Einige Modelle zeigen funktionsfähige, originalgetreue Nachbildungen von Maschinen, die in der Frühzeit der Verbrennungsmotoren entstanden, wie zum Beispiel der erste Verbrennungsmotor von Henry Ford (ohne Einlassventil) oder eine Balancier-Dampfmaschine. Aber auch technische Besonderheite, wie eine Tesla-Turbine oder ein dampfgetriebener Sternmotor. Stirling- Motoren sind auch zahlreich vertreten. Alle Modelle sind liebevoll detailliert selbst gebaut oder sogar selbst entworfen.

Bei der IG Kaiserliche Marine sind auch viele Kinder unter den Zuschauern. Sie riskieren beinahe ihre Nasen um nur ja alles mit zu bekommen. Zum Beispiel: Wenn der Frachter SCHWAN am Ausrüstungskai des Marinehafens ferngesteuert anlegt. Und natürlich: Der Stapellauf ist auch in diesem Jahr der absolute Höhepunkt. Hierzu gibt einen Bericht von der Ausstellung im letzten Jahr, der so gesehen immer noch aktuell ist.

Vor dem Museum gibt es fahrfähige Modelle von alten Dampftraktoren und -Lastwagen. Die sind, wen wundert's der Liebling der Kinder. "Ich will auch mal ein Stück Kohle anreichen!" bitte eine Kleine und die Mutter schaut mit liebevollem Verständnis zu.

Auf der anderen Straßenseite kommt der Dampfzug an. Seine Fahrgäste wollen zu der Ausstellung der großen Lokomobile und Dampfwalzen hinter dem Gelände der Stadtwerke.

12.07.13 ALEXANDRA gibt stilvolles Startsignal


Am Abend treffe ich den Direktor des kleinsten Dampfmaschinenmuseums vor
ALEXANDRA. Er kommt ein wenig später,da er auf den Dampfern noch schnell ein paar Flyer seines Museums verteilt. Als Dampfmaschinenspezialist ist das natürlich bei ihm mit einigen Erfahrungsaustauschen verbunden, man erzählt, ein Wort gibt das andere. Beim Abschied sind beide Seiten um einige Erkenntnisse reicher.
Die Luft prickelt vor Spannung ,alle freuen sich auf das Rennen. Nach dem Ablegen gemütliche Geschwaderfahrt bis Höhe Ochseninseln - Glücksburg.
Alexandra vertreibt ein wenig und legt schon mal Rennkohle nach, bis die Gegner in Position sind. Natürlich freut sich jeder über den Besuch der guten Freunde in Flensburg, die angetreten sind, alles zu geben was in den Kesseln steckt. Alle zwei Jahre machen viele freiwillige Helfer dieses Spektakel möglich. Danke schön! Von der verstohlenen Rührungsträne wird mein Taschentuch leicht schwarz, das kommt sicher von unserer prächtigen Rauchfahne...

Da beginnt Wolfgang Weihhausen, der Kapitän von ALEXANDRA und Dampf Rundum) zu zählen: 10 ,9 ,8 ,....1, los und Professor Winkler zündet die Kanone ... nichts passiert, dann beim 2.ten Anlauf ein lauter Knall und aus dem Treiben und Gleiten der Technischen Denkmäler werden qualmende Rennmaschinen.
Keine Sorge, die Förde brennt nicht, es ist nur SCHARHÖRN die sichtbar Alles gibt...


Und wie ist das Rennen ausgegangen?
Alle sind zufrieden. STETTIN hat gezeigt, was in ihr steckt wenn ihre Riesenkräfte nicht am Eis knabbern, SCHARHÖRNn kurzen Abstand, ALEXANDRA ist dicht auf. Genug, um die nächste Stelle einzunehmen (Die aufwendige Kesselreparatur hat sich bezahlt gemacht. Hoffentlich für viele Jahre).
Alle anderen Teilnehmer hatten das
Vergnügen dabei zu sein.




13.07.13 Dampfer rund um im Hafen

BUSSARD und SCHARHÖRN
FRØYA







GRÖNHÖGEN und SAMKA


Leinen fest!






STETTIN





BJØRN und STADT KIEL


Hafenfähren







BUSSARD

SKJELSKØR






Rauchzeichen