07.09.12 FORENINGE Ein Rätsel gelöst?

Die Planken am Heck der FORENING
Betrachtet man am werdenden Modell der historischen Schnau-Brigg FORENING den Verlauf der Planken, fällt die sehr starke Krümmung am Heck auf. Diese Krümmung ist so stark, dass besondere Massnahmen notwendig wurden, damit sie das Biegen heil überstehen. Dabei bleibt unklar, wie man das bei dem Original vor rund 240 Jahren gemacht hat. Unklar bleibt auch, warum diese starke Krümmung als notwendig erachtet wurde. Egal wie man das damals auf der Werft in Kopenhagen anstellte, es muss den Aufwand für den Schiffsbauer erheblich erhöht haben und das ging auch damals schon in die Kosten. 
Will man besonders enge Radien erzeugen, kann man beispielsweise  Krummholz einsetzen. Das sind Stücke von Bäumen, die in der gewünschter Form gewachsen sind. Sie gehörten früher zum Materialvorrat einer jeden Werft. Bei Arnheim in Holland konnte man noch in den 1960-ern Eichenwälder sehen,in denen die Bäume auf Vorrat krumm aufgezogen wurden. Solche Wälder gab es in allen schiffbauenden Ländern. Sie waren Teil der strategischen Vorsorge und man plante in sehr langen Zeiträumen. Heute ist Krummholz sehr selten zu bekommen und wer es hat, hütet es wie einen Schatz. So wird bei der FORENING eine andere Methode angewendet. Wo es zu schwierig ist, eine dicke Planke zu biegen, kann sie durch zwei oder mehrere dünne Planken ersetzt werden. Im Extrem findet man das heute bei Rümpfen, die aus Furnier in Form geleimt sind, wie es in Flensburg auf der Yachtwerft von Robbe & Berking Classics gemacht wird. Dazu fehlten früher freilich der notwendige Leim. Jedoch konnte man die Planken flach aufeinander nieten.
Bei dem Modell wurden die Planken parallel zur Krümmung aufgesägt, geleimt und dann gebogen. Dieses vereinfachte Verfahren erspart den Aufwand, zwei dünnere Planken originalgetreu zu verbinden. Aber es bleibt die Frage, ob auch das Original so gebaut wurde. Wir wissen jetzt nur, dass es hätte so gebaut werden können. Ein Rest Ungewissheit wird also bleiben, bis bessere, detailliertere Informationen aus Wrackfunden, alten Zeichnungen oder genauen Abbildungen auftauchen.
Vielleicht wäre es auch hilfreich, Verbindung mit anderen experimentellen Schiffbauern aufzunehmen. Möglicherweise wissen die ja schon aus ihrer eigenen Arbeit warum man so aufwändig gebaut hat, und welche Methoden damals "state of the art" waren. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, dass in Holland, damals einer der führenden Nationen im Schiffbau, ebenfalls Rümpfe mit diesen eigentümlichen Heckformen gebaut wurden, und zwar nachdem zuvor bereits Schiffe mit Heckspiegeln hergestellt wurden. Auch in der deutschen Schiffsbau-Tradition hat sich diese Form bis ins 19. Jahrhundert erhalten, etwa bei den Kuffen, Galioten und Schmacken.