03.04.12 Der Frühjahrsritus

Der Jahresablauf eines Flensburger Traditionsschiffers ist seit altersher durch wichtige Ergeignisse gegliedert. Dazu gehören bekanntlich Rumregatta, Apfelfahrt und Grogtörn. Weniger bekannt ist ein Ritus, der seit den Wikingern auf uns herabgekommen ist: der Frühjahrsputz.
Er beginnt mit der Konsultation verschiedenster Wettervorhersagen. Jeder hat seinen Geheimtipp, der von Generation zu Generation in der Familie vererbt wird. Der Eine schwört auf den "Dänen", ein Anderer auf das "Flensburger Tageblatt". Manche fragen einfach den Nächsten, der ihnen begegnet. Mit Blick auf den hellen Fleck in der bleigrauen Wolkendecke kommt die entscheidende Frage: "Wat meinsse?" Antwort: "oder es regnet".
So präzise informiert, werden Lappen und Schwämme rausgekramt um der winterlich ergrauten Schiffshaut noch mal einen blendenden Glanz abzuringen. 
Besonders wichtig ist hierbei die rechte Arbeitshaltung. Sie soll idealerweise Energie, Willen zum Ergebnis und eine gewisse Demut ausdrücken. Kurz gesagt: MKE (Material, Know-how und innere Einstellung). Darauf kommt es an. Auch beim Frühjahrsputz. Richtig vorbereitet kommt es zu einem sehr innigen Dialog zwischen dem Schipper und seinem Schiff. 
Hier nun eine der seltenen Dokumentationen. Sie wurde unter erschwerten Bedingungen erstellt, daher sei die geringe Qualität entschuldigt. Anfragen von Völkerkundemuseen werden gerne entgegengenommen.